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Oktoberfest 2012: Sex nach der Wiesn: Bordelle in München haben Hochkonjunktur

Oktoberfest 2012

Sex nach der Wiesn: Bordelle in München haben Hochkonjunktur

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    Auch die Bordelle in München freuen sich auf die Wiesn-Zeit.
    Auch die Bordelle in München freuen sich auf die Wiesn-Zeit. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Weiß-blaue Girlanden zieren den Eingang, Inge, eine gut gebaute Schaufensterpuppe, trägt zum feierlichen Anlass Dirndl: In Caesars World herrscht schon kurz vor dem Anstich Oktoberfeststimmung. Das Caesars ist der nach eigenen Angaben größte Bordell Münchens, ein Laufhaus mit rund 40 Zimmern, vor denen die Prostituierten auf Barhockern sitzen und auf Kundschaft warten. Zur Wiesn herrscht dort die geschäftigste Zeit des Jahres. Wie viele Freier er zusätzlich erwartet, kann der Betreiber nicht sagen. "Wir zählen die Kunden ja nicht am Eingang." Nur soviel: "Es wird voll."

    Bis zu 1600 Prostituierte in der Stadt

    Denn von den sechs Millionen Menschen, die auf der Theresienwiese das größte Volksfest der Welt feiern, wollen viele (Männer) nachts nicht allein in ihr Hotelzimmer zurück - und machen sich auf die Suche nach bezahltem Sex. Hier stehen nicht "die Nutten sich die Füße platt" wie im berühmten Song "Skandal im Sperrbezirk" der Spider Murphy Gang - und damit das auch den Freiern nicht passiert, rüstet das Gewerbe zur Wiesn auf.

    So hat sich der Bierpreis auf der Wiesn entwickelt

    1971 kostete die Mass Bier nur höchstens 2,95 D-Mark.

    1975 waren es 3,75 Mark.

    1980 stieg der Preis auf 4,90 Mark.

    Bis zu 6,30 Mark musste man 1985 bezahlen.

    1990 war der Spitzenpreis bei 7,55 Mark.

    1995 kletterte der Mass-Preis auf 10,40 Mark.

    2000 waren es schon stolze 12,60 Mark.

    2005 gibt es den Euro und die Mass kostet bereits 7,25 Euro.

    Bis zu 8,90 Euro musste man im Jahr 2010 für sein Wiesn-Bier hinblättern.

    Und wieder ging es rund 40 Cent hinauf. 2012 ist der Preis für eine Mass bei teuren 9,50 Euro.

    2013 kostete eine Mass zwischen 9,40Euro und 9,85 Euro.

    2014 wurde auf dem Oktoberfest erstmals die 10-Euro-Marke für eine Mass Bier geknackt! In manchen Zelten lag der Preis für einen Liter Bier bei 10,10 Euro. Die billigste Mass gab es für 9,70 Euro.

    Unter 10 Euro gab es im Jahr 2015 kein Bier mehr auf der Wiesn: Die günstigste Mass lag bei 10 EUro, die teuerste bei 10,40 Euro. Im Durchschnitt kostete ein Liter Bier 10,22 Euro.

    Um 3,11 Prozent ist der Bierpreis im Jahr 2016 gestiegen: Die Mass kostete zwischen 10,40 und 10,70.

    "Es hat sich inzwischen im Rotlicht-Milieu herumgesprochen, dass man zur Wiesn in München sehr viel Geld verdienen kann", sagt Polizeisprecher Werner Kraus. Normalerweise arbeiteten 500 bis 800 Prostituierte in der Stadt, zum Oktoberfest seien es etwa doppelt so viele - bis zu 1600. Die Frauen kämen aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland. Für die Polizei heißt das: mehr Arbeit mit den Kontrollen. Prostitution ist zwar außerhalb des Sperrbezirkes legal, eine Genehmigung und einen echten Pass müssen die Frauen aber trotzdem haben.

    Freier sind oft betrunken

    Einige Prostituierte flüchten aber regelrecht vor der Wiesn. "Aus unserer Erfahrung gibt es auch Frauen, die während der Wiesn in Urlaub fahren", sagt eine Sprecherin von Mimikry, der Münchner Beratungsstelle für anschaffende Frauen. Die meisten Freier seien zu der Zeit nun einmal betrunken - und schwierig im Umgang. "Das ist dann manchen Frauen das Theater einfach nicht wert."

    Nadja und Kylie, die eigentlich anders heißen, gehören nicht zu diesen Frauen. Seit Jahren schon verbringen sie die Wiesn-Zeit in Caesars World. Dazu haben sie sich ein Zimmer in dem Haus gemietet, das von außen ein wenig wie eine Festung wirkt - nur bunt beleuchtet. Der Betreiber kassiert die Zimmermiete, der Rest ist den Frauen überlassen. Nadja und Kylie wollen sich zur Wiesn in ihre Dirndl werfen. "Aber das sind schon freizügige Dirndl. Die sind schon aufgestrapst."

    Bordell-Betreiber hat Blaskapelle engagiert

    Die beiden und ihre bis zu 35 Kolleginnen haben sich Wiesn-Partystimmung verordnet für die kommenden zwei Wochen. Um die zu unterstützen, engagiert der Betreiber eine Blaskapelle; zum Oktoberfest gibt es für die Gäste Hendl und Leberkäs. Mehr Prostituierte als sonst holt er aber zum Oktoberfest nicht in sein auch wegen der Messe-Nähe ganzjährig gut besuchtes Haus. Das sei eine Entscheidung zum Wohle seiner Stamm-Mieterinnen. "Die sollen zur Wiesn nicht mit doppelten Frauen belastet werden", sagt der Mann, der in der Szene bekannt ist, es darüber hinaus aber nicht werden will. "Die haben dann die Möglichkeit, mehr zu arbeiten." Konkurrenzbetriebe würden das allerdings leider anders sehen.

    Die Oktoberfest-Zeit sei geschäftig, keine Frage. Aber: "Es ist voll, lustig, kein Stress", betont die blonde Kylie - immer wieder. "Hier sind alle gleich - egal ob Arzt oder Handwerker. Und alle haben nur ein Ziel: feiern." Sie sagt wirklich feiern. Kylie liegt auf dem Bett ihres Zimmers, das aussieht wie einem Klein-Mädchen-Traum entsprungen. Sie hat ein Fliegennetz aufgehängt und so ein Himmelbett gebastelt. Auf einem weißen Schränkchen stehen goldene Engelsfiguren, an den Wänden hat sie Fotos von sich aufgehängt.

    Viele Kunden aus Italien

    "Am liebsten hätte ich das ganze Jahr Wiesn", sagt Nadja, die Schwarzhaarige, die ein Stockwerk über Kylie ihr Reich bezogen hat. Eine Sammlung schwarzer Extrem-High-Heels steht dort vor einem Schrank mit Peitschen, Gerten und schwarzen Latex-Masken. "Wir haben hier eben für jeden etwas", wirbt der Chef des Lusthauses.

    Und dieses Angebot nutzten zur Wiesn vor allem Italiener, wie er sagt. Die großen Zeitungsanzeigen des Puffs sind zum Oktoberfest daher auch in italienischer Sprache verfasst, auf einem nahe gelegenen "Italiener-Parkplatz" haben Mitarbeiter in den vergangenen Jahren auch schon Flyer verteilt. Inzwischen sei Werbung aber ohnehin fast hinfällig. Die Mundpropaganda erledige das weitgehend. Viele Oktoberfest-Gäste seien inzwischen Stammkunden, die mehrmals im Jahr aus Italien nach München fahren. Ärger gebe es mit ihnen nie, sagt der Chef. "Die sagen immer sofort scusi".  Britta Schultejans, dpa

    Hier geht es zu unserem Wiesn-Special

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