Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Ohrfeigen eingeräumt: Rücktrittsforderungen gegen Bischof Mixa

Ohrfeigen eingeräumt

Rücktrittsforderungen gegen Bischof Mixa

    • |
    Bischof Mixa
    Bischof Mixa Foto: DPA

    Bischof Walter Mixa hat körperliche Züchtigungen im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen eingeräumt, wehrt sich aber weiter gegen den Vorwurf von Misshandlungen.

    In einer schriftlichen Erklärung an die Nachrichtenagentur dpa teilte Mixa am Freitag mit, "wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann. Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch."

    Der SPD-Politiker und Landtagsvizepräsident Franz Maget und die Grünen forderten Mixas Rücktritt. Der Bischof habe zu den Vorwürfen, Heimkinder geschlagen zu haben, mehrfach gelogen, sagte Grünen- Fraktionschefin Renate Künast nach Angaben der Bundestagsfraktion. "Besonders perfide" von Mixa sei es, sich mit der Behauptung rein waschen zu wollen, Ohrfeigen seien normal und das hätten alle so gemacht. Mixa habe den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt.

    Grünen-Chefin Claudia Roth sagte laut Mitteilung, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch "ist in der Pflicht darzulegen, wie die Katholische Kirche mit dem Fall Mixa umzugehen gedenkt". Dass ein Bischof in zahlreichen eidesstattlichen Erklärungen der Körperverletzung beschuldigt werde, könne "nicht mit Schweigen übergangen" werden. Mixa müsse seine Ämter bis zur vollständigen Aufklärung der Vorwürfe ruhen lassen.

    Unerträglich sei die Verharmlosung, die in Mixas Eingeständnis liege, fügten die Landtags-Grünen hinzu. Damit offenbare er eine "tiefe Arroganz gegenüber den Opfern". Maget forderte als Vorsitzender des Münchner Vereins "Kirche und SPD", Mixa solle sein Amt bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Kindesmisshandlung und finanzieller Unregelmäßigkeiten ruhen lassen.

    Bislang hatte Mixa stets bestritten, Kinder geschlagen zu haben. Dabei bleibe er auch, was mehr als Ohrfeigen betreffe. "Zu den Vorwürfen wegen schwerer körperlicher Züchtigungen, die in der "Süddeutschen Zeitung" gegen mich erhoben worden sind, habe ich von Anfang an klar gesagt, dass ich zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt habe."

    Der vom Schrobenhausener Kinderheim St. Josef eingesetzte Sonderbeauftragte Sebastian Knott (Ingolstadt) bestätigte in einem ersten Bericht, dass es seitens Mixa Übergriffe auf Heimkinder gegeben habe. In einer eidesstattlichen Erklärung habe ein ehemaliges Heimkind erklärt, es sei 1976 von dem damaligen Stadtpfarrer "mit voller Wucht ins Gesicht" geschlagen worden. Hintergrund war, dass der damals 16-Jährige aus dem Heim weggelaufen und von der Polizei zurückgebracht worden war.

    Ein anderes Heimkind berichtete, in der Zeit von 1990 bis 1997 von Mixa geohrfeigt worden zu sein. Dabei habe es sich bisherigen Erkenntnissen zufolge um "konkrete Affekttaten in Einzelfällen" gehandelt, sagte Knott. Von einer "Kultur des Prügelns" in dem Heim könne nicht gesprochen werden. In eidesstattlichen Erklärungen ehemaliger Heimzöglinge wird jedoch von brutalen Prügelattacken mit Faust und Stock durch Mixa berichtet.

    Die Überprüfung von Stiftungsmitteln zu Mixas Zeiten hätten den Verdacht "satzungswidriger Verwendung" von Finanzen erbracht, sagte der Sonderermittler. Zahlreiche Gegenstände seien von der Pfarrei, der Mixa vorstand, eingekauft und unzulässigerweise über die Heim- Stiftung bezahlt worden. Darunter waren Kunstgegenstände wie ein vermutlich gefälschter Piranesi-Stich - angeblich aus dem Jahr 1707 - für 43_000 Mark, eine Marien-Ikone für 15_000 Mark oder ein Kreuz und zwei Leuchter-Engel für 70_500 Mark.

    Dazu merkte Knott an: "Die Kaufpreise für die Antiquitäten waren sämtlich zu teuer." Der Stich habe allenfalls einen Wert von 2000 Euro. Hinzu kamen hohe Aufwendungen für Wein, Geschenke, Bewirtung, Teppiche und Möbel. Mixa habe später für die Kunstgegenstände einen hohen Betrag zurückgezahlt. Es habe sich aber ein Fehlbetrag von 10_00 bis 15_000 Mark zum Schaden der Stiftung ergeben.

    Der Sonderermittler war unter anderem auf zwei Zahlungen über 40_000 und 14_000 Mark gestoßen, deren Zuordnung unklar sei, die aber von Mixa einmal zweifelsfrei und einmal vermutlich unterzeichnet worden waren. Dafür gebe es keine Belege oder Rechnungen. Unklar war, wer die jeweiligen Ankäufe veranlasst hatte. Knott: "Viele Quittungen tragen die Unterschrift von Mixa." Eine strafrechtliche Wertung wolle er erst in seinem Schlussbericht abgeben.

    Bei seinem Versuch, Mixa persönlich zu den Vorfällen zu befragen, sei er an einen Münchner Anwalt verwiesen worden. Dieser habe erklärt, Mixa stehe weiterhin für ein Gespräch mit ehemaligen Heimkindern bereit und wolle zur Aufklärung der finanziellen Ungereimtheiten beitragen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden