Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Ökumenischer Kirchentag: Pilger auf dem Weg nach München

Ökumenischer Kirchentag

Pilger auf dem Weg nach München

    • |
    Pilger aus Augsburg auf dem Weg zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München.
    Pilger aus Augsburg auf dem Weg zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München. Foto: AZ

    Es ist 5.45 Uhr. Die warme, rosarot scheinende Morgensonne umarmt das kleine Türmchen auf dem Schiff von St. Maximilian in Augsburg. Unten, im Kirchhof, versammeln sich die ersten Pilger.

    Es sind vor allem Katholiken und Protestanten mittlerer und älterer Jahrgänge aus der Region, die sich hier treffen, um sich auf den Weg nach München zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag zu machen. Sie alle erhoffen sich viel von diesem gemeinsamen Weg, von diesen 70 kräftezehrenden Kilometern.

    Die Basis will sich in Bewegung setzen. Doch davor erläutert Pfarrer Frank Zelinsky von der evangelischen Barfüßer-Gemeinde den 20 Pilgern die Bedeutung ihrer ökumenischen Reise: "Es herrscht große Unsicherheit, da ist ein Aufbruch ein besonderes Zeichen." Die Worte sind angesichts der derzeitigen Lage vorsichtig gewählt. Und in ökumenischen Dingen ist ohnehin ein diplomatischer Ton gefragt. Hier, an der Basis, interessiert die Menschen nicht, ob sie nun evangelisch oder katholisch sind. Für Claudia Karger aus Altenmünster (Landkreis Augsburg) ist es aber offenkundig, dass ein ökumenischer Kirchentag stets zukunftsweisende Bedeutung hat: "Es geht um die Zukunft unseres Christseins." Gottvertrauen gelte es jetzt, in der schwierigen Zeit, zu zeigen, mahnt Zelinskys katholischer Kollege, Pfarrer Hubert Ratzinger, während der Andacht in der Kirche.

    Dann der Aufbruch in morgendlicher Idylle. Die ersten Radler fahren im Schatten der sattgrünen Bäume zur Arbeit. Die Pilger - in der Mehrzahl sind es Frauen zwischen vierzig und siebzig Jahren -, marschieren zunächst in Stille.

    "Die Gläubigen machen die Bewegung aus - sie kommt von unten und kann nicht von oben diktiert werden", ist Ruth Schmid aus Violau (Kreis Augsburg), eine freundliche Frau mittleren Alters, überzeugt.

    Augenzwinkernd merkt Gunda Krampe, 56 Jahre alt und evangelisch, an: "Wir feiern gemeinsam. Wer will einem schon an der Stirn ansehen, ob man katholisch oder evangelisch ist." Die Basis sei der Kirchenspitze in der Ökumene seit jeher einige Schritte voraus, sagt die Ärztin.

    Über Mering und Mammendorf soll die Pilger der Weg in den nächsten 35 Stunden in die Landeshauptstadt führen. "Der Mensch braucht Ziele. Das ist das Schöne am Pilgern: Es gibt immer ein Ziel." Josef Heirich ist EDV-Berater im Ruhestand. Gerade erst ist er aus Spanien zurückgekommen - den Jakobsweg sei er gelaufen. Wieder zurück in Deutschland, habe ihn "eine schallende Ohrfeige" getroffen: Der Rücktritt des Augsburger Bischofs schockierte den Katholiken, der seinen Glauben gerade erst frisch gestärkt sah.

    Aber an diesem Morgen ist von der Krise der Kirche bei den Gläubigen an der Basis nur wenig zu spüren - zumindest nicht hier bei Kilometer zehn in Kissing. Doch es liegt noch ein großes Stück des Weges vor den Pilgern. Von Thomas Hilgendorf

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden