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Oberstdorf: Nach der Schlammlawine sitzt der Schock bei den Bewohnern tief

Oberstdorf

Nach der Schlammlawine sitzt der Schock bei den Bewohnern tief

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    Nach der Schlammlawine am Sonntagnachmittag sind die Obersdorfer noch immer geschockt.
    Nach der Schlammlawine am Sonntagnachmittag sind die Obersdorfer noch immer geschockt. Foto: Benjamin Liss

    Auch einen Tag nach dem Unwetter sorgt die Schlammlawine in Oberstdorf noch für Aufregung in dem Allgäuer Ferienort. Zahlreiche Schaulustige kommen am Montag trotz strömenden Regens in das betroffene Wohngebiet unterhalb der Skisprungschanze, um sich ein Bild von dem Naturereignis zu machen.

    "Wenn sie uns helfen wollen, dann kommen sie. Sonst hauen sie endlich ab", ruft eine Bewohnerin voller Wut den vielen Menschen zu, die unter ihren bunten Regenschirmen neugierig die Aufräumarbeiten verfolgen und fotografieren. Stühle, Kommoden, Teppiche und vieles mehr tragen die Bewohner aus ihren mit Schlamm gefüllten Häusern. Andere holen mit Schaufeln und Schubkarren das Geröll aus Garten und Hofeinfahrt. Häuser voll Geröll - Schlammlawine richtet Millionenschaden an

    Mehrere Meter hoher Schlamm

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    In Oberstdorf hat Starkregen eine Schlammlawine ausgelöst. Polizei, Einsatzkräfte und Anwohner beginnen mit den Aufräumarbeiten.

    Am Sonntagnachmittag hatten mehrere Wildbäche nach einem Wolkenbruch Geröll, Schlamm und Wasser in das Wohngebiet geschwemmt. Nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes Kempten waren lokal innerhalb einer dreiviertel Stunde 60 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. "Das war ein extremes Ereignis, das alles rausgespült hat", sagt Amtsleiter Karl Schindele. Als die Schlammmassen kamen, seien die Hausbewohner noch knapp aus ihren Keller gekommen. Die Lawine war unterhalb der Skisprungschanze zum Stehen gekommen. Der Schlamm hatte dort teilweise mehrere Meter hoch gestanden.

    "Wir hatten keine Chance, der Schlamm kam durch den Garten. Jetzt ist das ganze Haus voll damit und wir wissen nicht, wie wir den Dreck rausbringen sollen", klagt ein Bewohner, den es besonders schlimm erwischt hat. Vier Häuser unterhalb des Skisprungstadions waren nach Angaben der Feuerwehr am Montag noch unbewohnbar. Ob ein Doppelhaus jemals wieder bewohnt werden kann, wird in den nächsten Tagen von Statikern geprüft. Es galt zunächst als einsturzgefährdet.

    Schaden nach Schlammlawine auf mehrere Millionen geschätzt

    Was ist eine Mure?

    Eine Mure kommt üblicherweise im Gebirge vor. Es ist allerdings nicht nur der alpine Raum betroffen. Auch kleinere Bergketten wie die Schwäbische Alb sind bedroht.

    Die Mure ist eine Mischung aus Wasser und verschiedenen festen Materialien. Neben Erde kann solch eine Lawine auch Hölzer und Gesteinsschutt aufnehmen und mit ins Tal reißen.

    Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt kann eine Mure letztlich bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell werden. Wenn sich die Schlammlawine in Bewegung gesetzt hat, ist sie manchmal so kraftvoll, dass sie größere Felsen mitreißt und Straßen sowie Gebäude zerstört.

    Auslöser ist häufig Wasser, das entweder bei der Schneeschmelze oder infolge starken Regens in größerer Menge vorkommt. Das Wasser weicht den "mürben" (Mure) Boden auf und löst ihn an steilen und schuttreichen Hängen ohne geschlossene Vegetation vom Untergrund.

    Technik kann helfen: In Lichtenstein-Unterhausen auf der Schwäbischen Alb installierten Forscher der Universität Bonn für ein Projekt über Erdrutsche ein System, das die Bodenfeuchtigkeit als wesentlichen Faktor misst und so frühzeitig Alarm schlagen kann. dpa

    "Ich lebe seit 40 Jahren hier, aber an so einen heftigen Regen kann ich mich nicht erinnern", sagt Max Burkart. Er wohnt ebenfalls in dem betroffenen Wohngebiet, hatte aber Glück. "Uns hat es nur etwas Kies über den Weg geschwemmt, das Haus war nicht betroffen." Dennoch musste Burkart am Sonntag zusammen mit seinen Feriengästen das Haus verlassen. Rund 300 Einwohner waren nach dem Murenabgang vorübergehend in Sicherheit gebracht worden. Die meisten hatten jedoch die Nacht bereits wieder in ihren Häusern verbringen können. "Niemand lässt in einer solchen Situation gerne sein Haus allein. Aber was sollte ich machen? Ich durfte mir gerade noch die Schuhe anziehen", erzählt der Oberstdorfer.

    Der Bürgermeister der Gemeinde schätzt den Schaden auf eine hohe Millionensumme. "Die Gebäudeschäden sind immens. Und doch ist letztlich zum Glück nur Sachschaden entstanden, es gab keine Verletzten", sagt Laurent Mies. Sowohl der Bürgermeister als auch der Einsatzleiter der Feuerwehr zeigen sich am Tag nach der Lawine überwältigt von der "ungeheuren Solidarität im Ort". Viele Nachbarn hätten alles stehen und liegen lassen, um an den Brennpunkten zu helfen. "Es war für uns alle sehr schön zu sehen, wie viel Hilfestellung da war. Auch Asylbewerber waren vor Ort, um anzupacken", sagt Mies. Von Birgit Ellinger, dpa

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