Der Bayer und der Brite sind sich ja ziemlich ähnlich. Beide eint eine etwas nostalgische Liebe zur Monarchie, beide lieben den Fußball und das Bier und Witze, die – sagen wir mal – zünftig daherkommen. Und dann ist da noch eine Gemeinsamkeit: Bayern wie Briten messen sich gerne in wahnwitzigen Wettkämpfen. Die Briten etwa im Moorschnorcheln, im Schienbeintreten oder, ähnlich schmerzhaft, im Brennnessel-Essen. In Bayern wird fingergehakelt oder in Badewannen um die Wette gepaddelt. Und hier werden – kein Witz – Kuhfladen geworfen. Etwa am Samstag in Oberschönegg im Unterallgäu. Dort findet am Vorabend des Viehscheids tatsächlich eine Kuhfladen-Weitwurf-Meisterschaft statt.
Gerhard Fäßler, Landwirt und Zweiter Bürgermeister von Oberschönegg, ist der Initiator der Veranstaltung. 50 braune Häufchen lagern in seinem Stadel. In der Gemeinde gab es schon einmal einen solchen Wettstreit, die Geschosse sind noch vom letzten Mal übrig.
Die Kuhfladen werden im Ofen getrocknet
Damit man sie auch in die Hand nehmen und ordentlich werfen kann, wurden sie im Ofen getrocknet. „Nein, natürlich nicht in der Küche“, sagt Fäßler. „Das stinkt saumäßig. Wir haben einen alten Ofen im Stall benutzt.“ Die Dinger wollten und wollten aber nicht hart und griffig werden. „Das glaubt man gar nicht, wie viel Feuchtigkeit da drin ist“, sagt der Landwirt. „Wir hatten sie erst für eine Stunde im Ofen, danach haben wir sie noch eine Woche lang an der Sonne getrocknet.“
Die Fladen – und Einweghandschuhe – werden am Samstagabend für die Teilnehmer bereitliegen, die sie dann über eine Wiese hinter dem Fäßlerhof schleudern werden. 35 Meter seien schon drin, meint Fäßler. Die besten Fladen-Werfer erhalten Preise. Etwa: ein Zuchtkalb, ein Schlachtschwein, zwei Ferkel oder eine Bank.
Auch im idyllisches Wisconsin wirft man mit Kuhfladen
Übrigens: Nicht nur in Bayern wird Kuh-Kot durch die Luft katapultiert. Sondern auch in den USA, im idyllischen Wisconsin. Seit vielen Jahren geht das dort schon so. Vielleicht wird die Sache ja auch im Freistaat zur Tradition. Brauchtum, das mag doch der Bayer. Und der Brite auch.
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