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Oberfranken: Gefundene Knochenteile stammen nicht von Peggy

Oberfranken

Gefundene Knochenteile stammen nicht von Peggy

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    In einem Anwesen in Lichtenberg suchten die Ermittler im April nach Spuren.
    In einem Anwesen in Lichtenberg suchten die Ermittler im April nach Spuren. Foto: David Ebener dpa

    Rückschlag für die neuerlichen Ermittlungen im Fall Peggy: Die Knochenteile, die bei einer Suchaktion im oberfränkischen Lichtenberg entdeckt wurden, stammen nicht von dem vor zwölf Jahren verschwundenen Mädchen.

    "Es gibt keine Spuren von Peggy"

    "Ein Zwischenergebnis der Untersuchungen liegt vor. Es gibt keine Spuren von Peggy", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bayreuth am Dienstag. Man habe aber weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben: "Wir wollen definitiv Klarheit, welche Knochen das sind."

    Die damals neunjährige Peggy war Anfang Mai 2001 in Lichtenberg (Landkreis Hof) spurlos verschwunden. Als ihr Mörder ist der geistig behinderte Ulvi K. rechtskräftig verurteilt, doch an seiner Schuld hegen viele Menschen Zweifel. 2012 starteten Staatsanwaltschaft und Kripo Bayreuth neue Ermittlungen in dem Fall.

    Fall Peggy: Im April Knochenreste entdeckt

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    Im April durchsuchte die Polizei ein Anwesen in Lichtenberg, das nur wenige Meter von Peggys früherer Wohnung entfernt liegt. Die Ermittler erklärten, sie hätten Hinweise, dass man hier die Leiche finden könnte. Sie entdeckten zwar Knochenteile in einer Sickergrube, doch diese stammen nicht von Peggy, wie die Analyse nun zeigte. Bereits kurz nach dem Fund hatte die Staatsanwaltschaft erklärt, die Knochenfragmente könnten auch von Tieren stammen oder zu einem alten Friedhof gehören. Seit der Durchsuchungsaktion hatte es wochenlange Spekulationen gegeben.

    In welcher Form die Ermittlungen nun weitergehen, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht sagen. "Ernsthaften Hinweisen werden wir weiter nachgehen", betonte er.

    Ulv K.s Anwalt hat Antrag auf Wiederaufnahme gestellt

    Anfang April hatte der Anwalt von Ulvi K. am Landgericht Bayreuth bereits einen Antrag auf Wiederaufnahme gestellt. Der Jurist Michael Euler will erreichen, dass der Fall vor Gericht neu aufgerollt wird, und Ulvi K.s Unschuld beweisen. Eine Prüfung des Antrags durch die Staatsanwaltschaft kann nach Angaben der Anklagebehörde Monate dauern.

    Ulvi sitzt derzeit wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in der Psychiatrie. Die Strafe wegen Mordes hat er noch nicht angetreten. Bei dem Verfahren im Jahr 2004 urteilte die Justiz, der Gastwirtssohn aus Lichtenberg habe Peggy ermordet, um den sexuellen Missbrauch an ihr zu vertuschen. dpa/lby

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