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Oberfranken: Flammeninferno auf A9: Tote und zig Verletzte bei Reisebusunfall

Oberfranken

Flammeninferno auf A9: Tote und zig Verletzte bei Reisebusunfall

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    Der Bus soll nach dem Zusammenstoß mit einem Lastwagen in Brand geraten sein.
    Der Bus soll nach dem Zusammenstoß mit einem Lastwagen in Brand geraten sein. Foto:  News5/Fricke (dpa)

    Es ist kurz nach 7.00 Uhr, als der Notruf bei der Feuerwehr eingeht: Busbrand auf der Autobahn 9 in Oberfranken zwischen Münchberg und Gefrees. Als die Rettungskräfte eintreffen, stehen ein Reisebus und ein Lastwagenanhänger in Flammen. 30 Menschen aus dem Bus konnten sich verletzt retten. Insgesamt saßen 48 darin.

    Was ist mit den 18 anderen? "Als wir eingetroffen sind, kam niemand mehr aus dem Bus", sagt Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg. Erst Stunden nach dem Unglück teilt die Polizei mit: "Die verbleibenden Personen dürften wohl in dem brennenden Reisebus ums Leben gekommen sein."

    Dass sich jemand ins Gebüsch retten konnte und dort liegt, schließen Polizei und Feuerwehr aus. Dort seien Wildschutzzäune angebracht. Die habe garantiert niemand überklettert, sagt Hentschel. Nach Polizeiangaben saß eine Reisegruppe aus Sachsen in dem Bus. Nähere Details etwa auch zum Reiseanbieter gibt ein Sprecher zunächst nicht preis. Nur so viel ist sicher: Die Verletzten seien ältere Deutsche, keine Schülergruppe. Nach dpa-Informationen stammten die Fahrgäste aus der Oberlausitz und dem Großraum Dresden.

    Schwere Busunfälle auf deutschen Autobahnen

    Juli 2017: Ein Reisebus fährt auf der A9 bei Münchberg auf einen Sattelzug auf und gerät in Brand. 48 Menschen waren in dem Bus, es gibt viele Verletzte und 18 Tote.

    Oktober 2015: Ein mit Schülern aus Sachsen besetzter Bus verunglückt auf der A4 bei Erfurt. Der Bus war nach einem Überholmanöver von der Straße abgekommen und umgekippt. Ein Junge stirbt.

    Dezember 2014: Bei einem Busunfall auf der A4 bei Bad Hersfeld in Hessen kommen fünf Menschen ums Leben. Der Bus war mit einem schlingernden Auto zusammengestoßen und eine Böschung hinabgestürzt.

    Juli 2014: Elf Menschen sterben, als auf der A4 bei Dresden ein Reisebus aus Polen auf einen ukrainischen Bus auffährt.

    Juni 2013: Ein Reisebus mit einer Schulklasse aus Polen an Bord fährt auf der A9 bei Ingolstadt in eine Böschung. Eine Frau stirbt, rund drei Dutzend Schüler werden verletzt.

    September 2010: 14 Polen sterben bei Berlin, als ihr Bus von einem Auto gerammt wird und gegen einen Brückenpfeiler kracht.

    November 2008: Nahe Hannover geht auf der A2 ein Reisebus wegen eines technischen Defekts in Flammen auf. 20 Mitglieder einer Reisegruppe auf dem Rückweg von einer Kaffeefahrt kommen ums Leben.

    Juni 2007: Auf der A14 zwischen Magdeburg und Dresden kommen 13 Insassen ums Leben. Ein Lastwagen war auf den Bus aufgefahren.

    Es muss ein Inferno gewesen sein: Vom Bus ist nur noch ein verkohltes Gerippe zu sehen. Das Wrack bietet einen grausigen Anblick. Selbst die Bäume nebenan sind vom Feuer gezeichnet. Hentschel von der Feuerwehr sagt: "Der Bus stand lichterloh in Flammen."

    Reisebus brennt nach Unfall auf A9: Polizei geht von 18 Toten aus

    Die Beamten der Polizei und die anderen Rettungskräfte - rund 200 sind im Einsatz - warten am Vormittag auf Rechtsmediziner und die Staatsanwaltschaft. Um 11.30 Uhr fahren die ersten Leichenwagen vor.

    Rund 200 Einsatzkräfte der Rettungsdienste, Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und der Polizei waren vor Ort.
    Rund 200 Einsatzkräfte der Rettungsdienste, Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und der Polizei waren vor Ort. Foto: News5/Fricke (dpa)

    Auch Notfallseelsorger sind vor Ort, sie kümmern sich um die Einsatzkräfte. "Feuerwehrangehörige sind für außergewöhnliche Situationen ausgebildet", sagen Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, und Alfons Weinzierl, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern. Ein derartiges Geschehen mit zahlreichen Toten und Schwerverletzten sei jedoch auch für die Einsatzkräfte belastend. "Wir hoffen, dass sie die bedrückenden Bilder gut verarbeiten können", heißt es in einer Erklärung.

    Der Unfallort dürfte vielen in der Region in schlechter Erinnerung sein: Am 19. Oktober 1990 hatte es auf der A9 bei Münchberg schon einmal einen folgenschweren Unfall gegeben. In einer Nebelwand krachte ein fast 40 Tonnen schwerer Milchlaster mit viel zu hoher Geschwindigkeit in eine Unfallstelle: Zehn Menschen starben damals. 122 wurden verletzt, 38 davon schwer.

    Am Montagvormittag schützen Feuerwehrfahrzeuge und Planen das Buswrack vor neugierigen Blicken. Experten der Spurensicherung haben mit ihren Arbeiten begonnen.

    Unfall bei Münchberg: A9 komplett gesperrt

    Die 30 Menschen, die sich retten konnten, sind in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Rettungshubschrauber landeten dafür auf der Autobahn und flogen die Opfer in Kliniken. "Sie haben teils sehr schwere Verletzungen erlitten", sagt Polizeisprecherin Anne Höfer. Die Polizei hat die A9 komplett abgeriegelt. Lange Staus auch auf den Umgehungsstraßen sind die Folge.

    Am Nachmittag wollen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) zur Unglücksstelle kommen. Das Mitgefühl aller Beteiligten ist bei den Opfern der verheerenden Katastrophe und ihren Angehörigen.

    Reisebus brennt nach Unfall auf A9: Polizei geht von 18 Toten aus 

    AZ/dpa

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