Die Geschichte verbreitete sich vergangene Woche rasant bei Facebook: Eine 17-Jährige sei in Mühldorf auf äußerst brutale Art und Weise vergewaltigt worden und habe deshalb notoperiert werden müssen. Bei dem Täter handle es sich um einen Asylbewerber, hieß es weiter, die Behörden würden den Fall aber erschleiern.
Beamte des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wurden auf die Meldung aufmerksam - und fanden schnell heraus: Das Verbrechen hatte es nie gegeben, die Geschichte war komplett erlogen. Noch am selben Tag wurden Ermittlungen eingeleitet, um den Verfasser der Nachricht zu finden.
"Inzwischen steht fest, dass eine 55 Jahre alte Frau aus dem niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn dafür verantwortlich ist", berichtete jetzt das Polizeipräsidium. Staatsanwaltschaft und Polizei ermittelten gegen die Frau nun wegen des Verdachts des Vortäuschens einer Straftat und wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Sie muss im Fall einer Verurteilung mit Geld- oder sogar Freiheitsstrafe rechnen.
Polizei: "Jede Form einer gezielten Desinformation aufdecken"
Robert Kopp, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, sagte, man werde auch weiter versuchen, "jede Form einer gezielten Desinformation aufzudecken und diese zu bekämpfen". Deshalb sei es auch wichtig, die Polizei über Falschmeldungen und „verdächtige“ Gerüchte im Netz zu informieren - egal gegen wen sich diese richten. "So können wir zur Objektivierung von Sachverhalten und auch zu einer besseren gefühlten Sicherheit beitragen."
Schon vor einem Jahr geriet in Lindau ein 39-Jähriger ins Visier der Ermittler. In diesem Fall ging es ebenfalls um einen Facebook-Beitrag, in dem eine Vergewaltigung durch Flüchtlinge frei erfunden worden war.
Im Dezember verurteilte das Augsburger Amtsgericht eine junge Frau zur Ableistung von 40 Sozialstunden. Sie hatte eine Vergewwaltigung in der Augsburger Innenstadt glatt erfunden. AZ