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Nürnberg: Unfallserie auf A6 - Rund 80 Gaffer behindern Rettungskräfte

Nürnberg

Unfallserie auf A6 - Rund 80 Gaffer behindern Rettungskräfte

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    Immer wieder behindern Gaffer die Einsatzkräfte. (Symbolbild)
    Immer wieder behindern Gaffer die Einsatzkräfte. (Symbolbild) Foto: Ralf Lienert

    Auf der Autobahn 6 in Mittelfranken sind am Montagvormittag die zu mehreren Auffahr-Unfällen gerufenen Einsatzkräfte schier am Verzweifeln: Sie kommen erst gar nicht zum Unfallort durch. Dicht an dicht stehen Lastwagen auf der rechten Spur. Sie müssen erst umrangiert werden, damit wenigstens im Ansatz eine Rettungsgasse gebildet werden kann. Einige Auto sind verlassen. Die Fahrer haben sich mit ihren Handys zur Unfallstelle begeben, um Schnappschüsse von einem Getränkelaster zu machen, dessen Ladung - vor allem Getränke-Dosen - sich quer über die Fahrbahn verteilt hat. Bei der Unfallserie in der Nähe von Schwabach wird auch der Fahrer eines Kleintransporters schwer verletzt und muss mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Etwa 60 bis 80 Gaffer zählt die Polizei am Ende.

    Nach Unfällen auf A6: Polizei musste Schaulustige zurückdrängen

    Polizeisprecher Michael Petzold spricht später von "katastrophalen Zuständen". Die Leute hätten in mehreren Reihen mit ihren Handys und Kameras gestanden. Die Polizei musste letztlich Absperrmaßnahmen einleiten, um die Schaulustigen zurückzudrängen. Der Polizeisprecher schätzte den Zeitverlust der Rettungskräfte allein durch die nicht gebildete Rettungsgasse im zweistelligen Minutenbereich.

    So verhalten sich Autofahrer im Stau richtig

    Für Einsatzwagen müssen Fahrer eine Rettungsgasse frei machen. Andernfalls wird ein Bußgeld von 20 Euro fällig.

    Ohne Freisprecheinrichtung dürfen Fahrer nicht zum Handy greifen - das gilt auch im Stillstand solange der Motor läuft. Sonst drohen 60 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.

    Das Betreten der Fahrbahn ist verboten. Es ist nur im Notfall zum Sichern einer Unfallstelle erlaubt - nicht aber, um etwa eine Notdurft zu verrichten oder ein Kind zu wickeln. Hierfür wird ein Bußgeld von 10 Euro fällig.

    Stehen Fahrzeuge auf der linken Spur oder fahren nicht schneller als 60 km/h, dürfen andere auch rechts überholen. Allerdings dürfen sie höchstens 20 km/h schneller sein als die Autos links von ihnen. Stehen die Autos, darf man mit höchstens 20 km/h rechts vorbeifahren. Ansonsten drohen 100 Euro Strafe und ein Punkt in Flensburg.

    Motorradfahrer dürfen sich nicht zwischen den Autos vorarbeiten. Sie müssen mit 100 Euro Strafe und einem Punkt rechnen.

    Tabu ist es, am Stau vorbei auf dem Seitenstreifen zur nächsten Ausfahrt oder zum nächsten Parkplatz zu fahren. Hier riskieren Fahrer 75 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. dpa

    "Das alles hat zudem eine große Zahl Einsatzkräfte gebunden, die eigentlich dazu da sind, Leben zu retten", betonte Petzold. Zwar kann die Polizei Gaffern einen Platzverweis erteilen und diese Personen bei Nichtbefolgen sogar in Gewahrsam nehmen. "Doch die Einsatzkräfte müssen sich natürlich bei so einem Serien-Unfall mit weitaus Wichtigerem beschäftigen", erläutert Petzold. Dennoch seien am Montag auf der A6 zahlreiche Platzverweise ausgesprochen worden.

    Ende April musste sich vor dem Amtsgericht Bremervörde in Niedersachsen ein 27-Jähriger verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, er habe im Juli 2015 in

    Als Reaktion auf den Fall brachte Niedersachsen im vergangenen Jahr im Bundesrat eine Initiative für ein Gaffer-Gesetz auf den Weg. Es sieht bis zu einem Jahr Gefängnis oder Geldstrafe für diejenigen vor, die bei Unglücks- oder Notfällen Hilfeleistende der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes oder des Rettungsdienstes behindern. Bislang gibt es aber erst einen Gesetzentwurf.

    Bayern will von diesem Sommer an mobile Sichtschutzwände gegen Gaffer testen. "Die Planungen dazu laufen bereits auf Hochtouren", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Er bezeichnete es als abstoßend, "wenn Schaulustige das Leid anderer dann auch nutzen, um sich selbst beispielsweise in sozialen Netzwerken mit Aufnahmen von der Unfallstelle wichtig zu machen." dpa, lby

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