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Nürnberg: Rock im Park 2013: Zu viel HipHop und Disco?

Nürnberg

Rock im Park 2013: Zu viel HipHop und Disco?

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    Die deutsche Hip-Hop-Band "Fettes Brot", Björn Warns (Schiffmeister - l-r), Martin Vandreier (Doc Renz) und Boris Lauterbach (König Boris) beim Musikfestival "Rock im Park".
    Die deutsche Hip-Hop-Band "Fettes Brot", Björn Warns (Schiffmeister - l-r), Martin Vandreier (Doc Renz) und Boris Lauterbach (König Boris) beim Musikfestival "Rock im Park". Foto: Daniel Karmann dpa

    Gestern Abend Pressekonferenz. Draußen rumpelts von der Alternastage her, wo einmal an diesem Wochenende das Festival flächendeckend zu seinem Namen kommt: ROCK im Park findet dort an diesem Sonntag tatsächlich statt (zum Abschluss vor rappelvollem, hüpfendem Platz mit Limp Bizkit und Korn, einer Rockmasse, die sonst an diesem Wochendende so prominent nur Stone Sour anrührten) - während auf der Centerstage HipPoppige Freundlichkeiten sich abwechsel, Paramore überzeugen, Cro und vor allem Fettes Brot abgefeiert werden, bevor als Headliner Jared Leto mit Thirty Seconds To Mars vor gerade mal gut halbvollem Platz ein bisschen an der Gitarre spielt.

    Bester Anlass für die zwei Musikthemen des Wochenendes: die Musikmischung und die Headliner-Qualität. Die Aussagen der Festivalleitung bei der Pressekonferenz.

    Rock im Park: Jüngeres Publikum ertwartet HipHop und Disco

    Zum Rock-Anteil: Die aktuelle Mischung habe sich bewährt. Man wolle und müsse auch künftig auf einen deutlichen Anteil HipHop und Disco setzen, weil das jüngere Publikum das inzwischen erwarte. Die Late-Night-Specials mit elektronische Musik seien sehr gut angenommen worden. Mit dem „Hard’n’Heavy“-Sonntag auf der Alternastage sei ja aber noch ein echter Schwerpunkt für die Freunde der Härte geboten – wie auch sonst ja deutlich der Rock im Park zu spüren sei. 

    Zur Headliner-Qualität: Ja, das sei diesmal nicht ganz mit letztem Mal (Tote Hosen, Linkin Park, Metallica) zu vergleichen – aber das Konzept, die beiden Haupbühnen ein wenig ausgewogener zu bespielen sei aufgegangen.

    Man habe Neues versucht

    Und Thirty Seconds To Mars zum Beispiel spielten zwar noch nicht so lange wie Green Day in der Champions League, seien aber inzwischen natürlich Weltstars und darum von echter Headliner-Qualität. Und mit zuerst  Volbeat und dann einem Special von The Prodigy erstmals bis 23.30 Uhr auf den Center habe man Neues versucht – und es sei gelungen.

    Und The Killers hätten ja auch eine aufwendige Show mit Feuerwerk geboten… Zudem könne man ja nicht jedes Jahr die gleichen Stargruppen auf die Bühne stellen, es seien ja auch nicht immer alle verfügbar bzw. auch auf anderen Festivals gebucht. Und man wolle ja auch jüngeren Bands Chancen auf prominente Plätz im Line-Up bieten können. Und 72500 Zuschauer (inklusive Tagestickets) bedeuteten zwar nicht „ausverkauft“, das wären 76000 wie im vergangenen Jahr – aber doch eine schöne Bestätigung für dieses Konzept.

    So weit die Festivalleitung. Startschuss für den Festival-Sommer

    Sehr viel Zuspruch für den „Hard’n’Heavy“-Sonntag

    Die Wahrheit – sagt König Fußball –, was zählt also, ist auf dem Platz. Und der zeigte: Sehr viel Zuspruch für den „Hard’n’Heavy“-Sonntag auf der Alternastage; eine zunächst sehr volle Centerstage zu Green Day, die sich dann in den hinteren Bereichen etwas leerte, weil einige dann zu Seeed auf die Alternastage abwanderten; nie war die Centerstage so geballt begeistert und über zwei Stunden lang komplett voll wie im Jahr zuvor gleich dreimal; zweitbestbesuchter Headliner waren wohl Volbeat (fast genauso viel war zuvor bei Stone Sour los), danach deutlich weniger bei The Prodigy und nebenan bei The Killers viel los, aber großer Anteil Zuguckpublikum. Cro und Fettes Brot wurden gefeiert, das zuvorige Programm des Popsonntags in der Masse eher hingenommen…

    Frage, die erlaubt sein müssen:

    1.   Soll das Ernst sein mit Thirty Seconds To Mars, dass die in einer Liga mit Green Day spielen, nur noch nicht so lange?

    2.   Versucht man hier nicht einen Mangel als Tugend zu verkaufen? (Siehe zum Vergleich: Southside und das zweite, dieses Jahr neue Lieberberg-Festival „Rock’n’Heim“, wo die zwei in Nürnberg fehlenden Headliner auftreten: System Of A Down und Die Ärzte?)

    3.   Nicht immer die gleichen Bands spielen lassen? Die Alle-Jahre-Wieder-Quote ist doch beträchtlich.

    4.   Die Pop- und HipHop-Quote ist ja ein älteres Problem, ds sich aber immer wieder neu stellt – wäre es da nicht, um wichtiger rockende Leuchttürme zu präsentieren?

    5.   Der Disco-Schwerpunkt als Late-Night-Special – geschenkt. Aber zumindest einen Brecher einbauen (es müssen ja nicht immer Motörhead sein) – wäre das nicht auch was? Ein Lanze für handgemachte Musik?

    6.   Zählen in der Festival-Rechnung The Killers etwa zu Rock?

    7.   Dass die jungen Menschen mehr Pop und HipHop verlagen – ist das nicht eine Self-Fullfilling-Prophecy? Geister, die man ruft…?

    8.   Und ist das Pop- und HipHop-Publikum nicht einfach auch das bravere, das man im heutigen Groß-Orga-Sicherheits-Versicherungs-Wahnsinn eben auch ein bisschen besser kontrollieren kann?

    9.   Ist „Rock im Park“ nicht immer nur noch mehr Markenname, hinter dem sich letztlich „Allerlei im Park“ steckt?

    10. Was sagt uns etwa der Vergleich (aufm Platz!) von Hurts und Fun. mit Kraftklub? Ist das nicht eindeutliches Signal, gerne auch auf jüngere, aber eben rockige Nummer zu setzen? Hätten da nicht auch zum Beispiel Kakkmaddafakka prominenter reingepasst?

    11.                      Wann wird endlich alles gut?

    12.                     Nächstes Jahr vielleicht – da im Viertage-Format?

    P.S.: Ob man sich das wünschen soll? Vom letztmaligen Vier-Tage-Festival zum RIP-Jubiläum rührt noch der letzte große Preissprung auf über 160 Euro her (damals in der Pressekonferenz übrigens hieß es: nein nein, das sei eine Ausnahme, wegen der vier Tage; war’s aber nicht, trotz der folgenden 3-Tages-Ausgaben. Bewegen wir uns also auf die 200-Euro-Marke zu? Und das dann mit „Headlinern“ wie Thirty Seconds To Mars? Mal auf ökonomisch gedacht. Weil: Das könnte wird wohl bei der Festivalleitung zählen, oder?

    P.P.S.: Schönen Gruß und auf Wiedersehen. Bis nächstes Jahr. Und: RIP heißt nicht Rest in Peace! 

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