Zugegeben, ihr Ruf war schon mal besser. Zumindest bei dem Teil der Bevölkerung, der sich lieber vegetarisch ernährt. Für diese Menschen sind ja Würste keine Alternative. Irgendwie auch ein bisschen nachvollziehbar, wenn man Kopfkino spielt und sich vorstellt, dass man da in Tierdärme gestopftes Wurstbrät isst. Wie gesagt, Würste sind heutzutage nicht mehr jedermanns Sache.
Trotzdem gehört gerade die Nürnberger Rostbratwurst noch immer zu den beliebtesten ihrer Gattung. Ihr bekanntester Fan ist beispielsweise der ehemalige Fußballspieler, Funktionär und Unternehmer Uli Hoeneß, der sich so gerne an ihr labte, dass er gleich eine Fabrik eröffnete, um sie millionenfach produzieren zu können. Die Nürnberger Bratwurst hat, das kann man ohne Übertreibung sagen, ebenso wie ihre entfernten Verwandten, die Currywurst, die Wiener oder die Frankfurter viele Freunde unter den Feinschmeckern. Manche behaupten sogar: Die Wurst ist etwas typisch deutsches und die Rostbratwurst etwas speziell Fränkisches.
Ein Museum für die Rostbratwurst: Söder ist Schirmherr
Letztere ist jedenfalls die Kurze in der Familie der Würste und stammt aus der ehrwürdigen Reichststadt Nürnberg. So kurz wie sie ist, so lang ist ihre Geschichte. Etwa 700 Jahre liegt die erste Erwähnung der nur fingergroßen, dünnen Wurst zurück. Darum bietet es sich inzwischen natürlich geradezu an, für sie eine bleibende Einrichtung zu schaffen – oder anders formuliert: In Nürnberg, wo sie noch stärker verehrt wird als die Weißwurst in München, bekommt sie künftig ein eigenes Museum. An diesem Freitag soll es eröffnet werden und die Kulturgeschichte der Bratwurst erlebbar machen. Man wolle im Bratwurst-Museum den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Stadtgeschichte und in das traditionelle Handwerk der Nürnberger Metzger geben. Schirmherr ist Ministerpräsident Markus Söder, selbst ein Nürnberger.
Der Ort für das neue Museum ist gut gewählt. Am Trödelmarkt, direkt neben dem Henkersteg, soll die neue Ruhmeshalle der Nürnberger Bratwurst öffnen. „Auf 100 Quadratmetern zeigen wir neben den hochmittelalterlichen Anfängen, den Sagen und Legenden, die Handwerkskunst der Nürnberger Metzger, die bis heute in den kleinen Bratwürsten steckt,“ sagt Rainer Heimler, der Vorsitzende des Schutzverbandes Nürnberger Bratwürste.
Und wenn es um die Wurst geht, nimmt es der Franke genau: Denn nur, wo bestes, grob entfettetes Schweinefleisch drin ist, das mit der typischen Majoran-Würzung verfeinert und „im Schafsaitling abgedreht“ wird, darf auch Nürnberger Bratwurst draufstehen. Und noch etwas: Alle Verarbeitungsschritte müssen in Nürnberg erfolgen. Sonst ist sie ebenfalls kein Original. Das ist sogar amtlich festgelegt: 2003 erhielt sie den Status der Geschützten geografischen Angabe nach EU-Recht. Am Ende muss eine Nörnberscher“ sieben bis neun Zentimeter lang und 20 bis 25 Gramm schwer sein. So will es der Schutzverband. Aber jetzt genug der Zahlen: Guten Appetit!