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Nürnberg: Familie stirbt bei Brand in Nürnberg: Polizei setzt auf Obduktion

Nürnberg

Familie stirbt bei Brand in Nürnberg: Polizei setzt auf Obduktion

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    Nach dem tödlichen Brand laufen die Ermittlungen.
    Nach dem tödlichen Brand laufen die Ermittlungen. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Nach dem verheerenden Brand in Nürnberg mit fünf Toten soll eine Ermittlungskommission der Polizei die Ursache des Feuers erforschen. Die Kommission "Sandreuth" umfasse zehn Beamte des Fachkommissariats und Brandsachverständige des Landeskriminalamts, sagte die Sprecherin des

    Familie stirbt bei Brand in Nürnberg: Leichen sollen obduziert werden

    Retter waren schon Minuten nach dem Notruf zur Stelle - und trotzdem kam die Hilfe der Einsatzkräfte zu spät: Ein tragischer Wohnhausbrand hat in der Nacht zum Samstag Nürnberg erschüttert und in der fränkischen Großstadt für Fassungslosigkeit gesorgt. Feuerwehrleute konnten aus den Trümmern eines ausgebrannten Einfamilienhauses im Stadtteil Sandreuth eine Mutter und drei ihrer Kinder nur noch tot bergen. Ein Baby erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Vier weitere Angehörige hatten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

    Bei dem Brand starben in der Nacht zu Samstag eine 34-Jährige Mutter, ein Säugling und ihre drei weiteren Kinder im Alter von vier, fünf und sieben Jahren. Die beiden Großeltern, der Vater der Kinder und ein achtjähriger Sohn überlebten die Katastrophe schwer verletzt. Sie konnten sich selbst aus dem brennenden Haus in dem Nürnberger Industriegebiet Sandreuth retten. Bis auf den Jungen konnten diese nach Polizeiangaben das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen.

    Dass zu den Opfern des nächtlichen Flammeninfernos neben der 34 Jahre alten Frau gleich vier Kinder gehören - ein Säugling sowie drei vier, fünf und sieben Jahre alten Kinder - ist für die Feuerwehrleute besonders bitter, wie dem Sprecher der Nürnberger Berufsfeuerwehr, Thomas Schertel, am Morgen nach der Brandnacht deutlich anzumerken ist: "Ein Brand dieser Größenordnung haben wir selten", räumt er ein. "Dass das auch Profis nicht kalt lässt, ist klar."

    Geschockt zeigte sich auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). "Wir sind tief betroffen von dem schlimmen Ereignis. Der Brand mit seinen tragischen Folgen ist ein schreckliches Unglück", sagte er am Sonntag laut einer Mitteilung der Stadt. "Eine solche Brandkatastrophe hat es in Nürnberg seit Jahrzehnten nicht gegeben."

    Bei der Suche nach der Brandursache setzen die Ermittler auf die Obduktion der Opfer. Bisher ist es sehr schwierig, in dem von den Flammen zerstörten Gebäude Hinweise zu finden - vieles ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, wie ein Polizeisprecher sagte. Erste Informationen der Ermittler vom Samstag, wonach die Leichen der Opfer an diesem Montag obduziert werden sollten, bestätigte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken am Sonntag nicht.

    Nach dem Brand in Nürnberg laufen die Ermittlungen

    Die Hintergründe des Brandes waren derweil am Samstag noch unklar. Brandermittler sicherten am Vormittag in dem völlig ausgebrannten Haus Spuren, während Feuerwehrleute mit Brecheisen weiter nach verborgenen Glutnestern suchten, um sie zu löschen.

    Bei dem Feuer in diesem Haus sind eine Frau und vier Kinder gestorben.
    Bei dem Feuer in diesem Haus sind eine Frau und vier Kinder gestorben. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Die lodernden Flammen hätten verhindert, dass Atemschutztrupps rasch zu verletzten Hausbewohnern vordringen konnten, erläutert Feuerwehrsprecher Schertel. "Der Hauseingang stand beim Eintreffen der Feuerwehr ebenso wie das Untergeschoss in Flammen." Dass womöglich im Obergeschoss lebende Hausbewohner das Wüten der Flammen und die giftigen Rauchschwaden nicht überleben würden, wurde schließlich zur Gewissheit.

    Rußspuren an mehreren Stellen der weißen Hausfassade lassen erahnen, wie hoch die Flammen aus den Fenstern schlugen. Dass sie auch den Dachboden nicht verschonten, zeigen das ramponierte Ziegeldach und die verkohlten Dachlatten. Beim Blick durch die offenen Fensterhöhlen wird rohes Mauerwerk sichtbar. Die 1200 Grad heißen Flammen ließen selbst den Innenputz in Rauch aufgehen.

    Gegenstand der Brandermittlungen ist auch die Frage, ob in dem Haus Rauchwarnmelder installiert waren, sagte Polizeisprecherin Federl. Seit 2018 besteht in Bayern für Wohnungs- und Hauseigentümer die Pflicht, Schlafräume sowie Flure und Korridore, die als Fluchtwege dienen, mit den Geräten auszustatten. Bisher sei es sehr schwierig, in dem von den Flammen zerstörten Gebäude Hinweise zu finden - vieles sei bei Temperaturen von mehr als 1000 Grad bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, hatte ein Polizeisprecher am Wochenende gesagt.

    Brennendes Wohnhaus wurde zur tödlichen Falle

    Ein paar wenige Spuren erinnern an das Leben in dem Wohnhaus, das für einige Bewohner zur tödlichen Falle wurde. An einem Fenstergitter im Obergeschoß baumelt ein bunter Schal. Im Fenster darunter ragt ein grauer Webteppich ins Freie. Im engen Vorgarten, den ein mit schwarzen Plastikplanen zugehängter Metallgitterzaun von der Straße abschirmt, türmen sich kaputte Möbel und Kinderspielzeug, neben Mülltonnen ein Stapel hölzerner Obst- und Gemüsekisten.

    Derweil steht Cihan Güroglu fassungslos an der Polizeiabsperrung einen Steinwurf von dem ausgebrannten Gebäude entfernt. Er betreibt zusammen mit seinem Vater Bayran eine Fladenbrotbäckerei direkt hinter dem ausgebrannten Wohnhaus. Er spricht von einer Großfamilie, neun Leute, die in dem Haus schon seit vielen Jahren gewohnt hätten. "Ich glaube, sie stammen aus Serbien oder Kroatien", genau wisse er das nicht, erzählt er.

    Sein Kontakt zu der Familie sei nicht sehr groß gewesen. "Aber ein älterer Mann aus der Familie ist öfters abends zu uns in die Bäckerei gekommen und hat gefragt, ob wir für ihn übrig gebliebenes Brot hätten. Und er hat von uns auch immer welches bekommen", erinnert sich Cihan Güroglu. Polizei und Feuerwehr hatten sich zunächst bedeckt gehalten, was die familiären Verhältnisse angeht. Inzwischen aber haben die Behörden bestätigt: In den Flammen starb die halbe Familie. Die Ursache: Noch offen. (dpa)

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