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Nürnberg: CSU-Parteitag: Seehofer watscht Haderthauer ab

Nürnberg

CSU-Parteitag: Seehofer watscht Haderthauer ab

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    Haderthauer und Seehofer.
    Haderthauer und Seehofer.

    Groß ist sie nicht mehr, die Riege der politischen Honoratioren, die beim CSU-Parteitag in den vorderen Reihen sitzt. Wilfried Scharnagl ist da, der schon an der Seite des mächtigen Franz Josef Strauß für die Sache der Konservativen kämpfte. Edmund Stoiber, der Ehrenvorsitzende, ist da. (Theo Waigel, der andere Ehrenvorsitzende, fehlt.

    Ebenso Günther Beckstein und Alois Glück.) Und auch Ex-Parteichef Erwin Huber und Ex-Generalsekretär Thomas Goppel sind da. Viel Vergnügen bereiteten der alten Garde die Parteitage der vergangenen Jahre nicht, als die CSU von einer Krise in die nächste stolperte. An diesem Samstag im Saal "Tokio" des Nürnberger Messezentrums ist das anders. Die Stimmung scheint wirklich gut zu sein, nicht nur aufgesetzt optimistisch. Und als Urheber des neuen Wohlgefühls gilt einer, dem sie all das lange Zeit nicht wirklich zugetraut haben: Horst Seehofer.

    Fast alles richtig gemacht

    Der CSU-Vorsitzende hat - egal, welchen seiner Anhänger oder Kritiker im Saal man hinterher fragt - an diesem Tag offenbar fast alles richtig gemacht. Statt Zweifeln und Problemen, die die Partei lange Zeit plagten, stellt er wieder die "Spitzenleistungen Bayerns" in den Vordergrund. Er rühmt

    Er bedient konservative Grundüberzeugungen, wenn es um die Wirtschaft geht: "Wertschöpfung ist nur mit Wertschätzung möglich." Er fordert andere Bundesländer auf, ebenso sparsam zu haushalten wie Bayern: "Die Schulden von heute sind die Steuererhöhungen von morgen." Und er erntet besonders großen Applaus, als er beim Thema Familienpolitik daran erinnert: "Zwei Drittel der Kinder, die in Bayern aufwachsen, werden in den ersten Lebensjahren zu Hause erzogen und betreut." Die neue CSU, so sieht offenbar das Rezept Seehofers aus, soll wieder ganz die alte sein. Das gefällt der alten Garde.

    Dazu passt, dass der Vorsitzende seinen Mitstreitern zeigt, wer der Herr im Haus ist. Den ebenso populären wie selbstbewussten Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg drückt Seehofer fest an seine Seite. Machtkampf? Von wegen! Seehofer fordert die Delegierten auf, nicht zu glauben, was Medien dazu berichten: "Vergessen Sie alles. Wenn Sie nur die Hälfte davon glauben, ist es immer noch die Hälfte zu viel."

    Seine Ingolstädter Parteifreundin, die ambitionierte bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer, muss dagegen (in Abwesenheit) einen kräftigen Rüffel einstecken. Haderthauer hatte den Dauerzwist mit dem Koalitionspartner FDP tags zuvor neu angeheizt. Sie hatte im Streit um die Familienpolitik die Liberalen mit dem ehemaligen chilenischen Diktator Pinochet verglichen und kritisiert, "dass die

    Seehofers Botschaft des Tages - "Wir schreiben den Erfolgsweg Bayerns weiter" - ist begleitet von bundespolitischen Zwischentönen, die seine Linie für die nächste Zeit andeuten. Einerseits schließt er eine Anhebung des Spitzensteuersatzes nicht mehr aus - wenn auch nur im Rahmen eines ausgewogenen Gesamtkonzepts. Andererseits kritisiert er die hohen Belastungen des Bundeshaushalts durch Sozialausgaben und Zinsen - dies könne für eine große Wirtschaftsnation auf Dauer nicht so bleiben.

    Es ist für jeden was dabei

    Da ist also - wie schon in der alten CSU - wieder für jeden was dabei, was ein altgedientes Parteimitglied zu dem Lob veranlasst: "Seehofer ist heute der großen Integrationsaufgabe des Parteivorsitzenden gerecht geworden." Jetzt fehle nur noch "das kämpferische Element wie unter Strauß und Stoiber." Nur einer aus der alten Garde stänkert: "Wenn er morgen noch weiß, was er heute gesagt hat, ist es spitzenmäßig."

    Schiffbruch erleidet die CSU an diesem Tag nur in einem Punkt: Der Plan, sich mit einer offenen Diskussionskultur zu präsentieren, scheitert. Generalsekretär Alexander Dobrindt rühmt zum Schluss die "kollektive Intelligenz" der Delegierten. Er stellt fest, dass es keine Wortmeldungen gibt. Und er verabschiedet die 400 Parteimitglieder ins Wochenende. Die Honoratioren dürfen sich fühlen wie früher.  

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