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Notfallplan: Spaenle will die Hauptschule retten

Notfallplan

Spaenle will die Hauptschule retten

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    Ludwig Spaenle.
    Ludwig Spaenle.

    Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) leistete sich einen Kalauer zum Start "seines" zweiten Schuljahres. Er wolle alle am Unternehmen Schule Beteiligten mitnehmen - "es gab Zeiten, da sahen sie eher mitgenommen aus". Runde Tische und Dialogforen kennzeichnen seine Zeit im Bildungsministerium.

    Er und sein Staatssekretär Marcel Huber seien landauf, landab unterwegs in den Landkreisen und Kommunen, um mit Bürgermeistern und Landräten über die Kooperation von Realschulen und Hauptschulen beziehungsweise über die Bildung von Mittelschulen zu verhandeln.

    Dass an den Hauptschulen trotz Hauptschulinitiative Handlungsbedarf besteht, zeigen die aktuellen Schülerzahlen: Keine andere Schulart in Bayern erleidet derzeit einen derartigen Aderlass. Minus 3,6 Prozent bedeutet in Zahlen, es besuchen knapp 18 700 weniger Buben und Mädchen die Hauptschule als im Vorjahr. Zum Vergleich: An den Gymnasien steigt die Zahl um 1,2 Prozent, was rund 4650 mehr Schüler bedeutet. Um Schulschließungen zu verhindern und die wohnortnahe Schule zu erhalten, seien Verbünde und Kooperationen nötig, so Spaenle. Und die funktionierten seiner Erfahrung nach auch über die Grenzen von Landkreisen und sogar Regierungsbezirken hinweg.

    Vor allem von der neuen Mittelschule verspricht sich Spaenle eine verstärkte Anziehungskraft. Schließlich böten diese noch intensivere Berufsvorbereitung durch Kooperation mit der regionalen Wirtschaft, den Berufsschulen und der Agentur für Arbeit.

    Mit einer 50-prozentigen Steigerung des Ganztagsangebots an allen Schularten im Vergleich zum zurückliegenden Schuljahr komme Bayern einer gesellschafts- und familienpolitischen Anforderung nach. Zudem würden Eltern künftig nicht mehr für die Ganztagsbetreuung zur Kasse gebeten. Staat und Kommune nehmen ihnen die Beiträge ab.

    Bayern hält an seinem gegliederten Schulsystem fest, davon lässt sich Spaenle nicht abbringen. Die Forderung nach einer längeren gemeinsamen Schulzeit hält er für "Pädagogik von gestern". Das gegliederte Schulsystem biete "individuelle Wege" an. Dafür werde der Übertritt an die weiterführenden Schulen weiterentwickelt. Dazu beginnt die Elternberatung bereits in der dritten Klasse, in der vierten Klasse bekommt jedes Kind ein Übertrittszeugnis, an den Gymnasien und Realschulen werden Grundschullehrer als "Lotsen" eingesetzt und die fünfte Jahrgangsstufe aller Schularten soll als Gelenkklasse den Kindern die Möglichkeit zur Förderung beziehungsweise einer Korrektur der Entscheidung geben. Sie ist für Spaenle das Herzstück bei der Suche nach der richtigen, der "entwicklungs- und kindgerechten Schule".

    Weil kein Kind dem anderen gleiche, setzt Spaenle auf eine flexible Grundschulzeit. Manche Kinder bräuchten nur drei, andere aber fünf Jahre, um die Grundschule erfolgreich zu durchlaufen. Ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt werde jetzt ausgeschrieben.

    Die sechsjährige Realschule, die sich in den zurückliegenden Jahren im Schlagschatten des Gymnasiums zum Erfolgsmodell entwickelt hatte, soll in einer Qualitätsoffensive weiterentwickelt werden. Es sollen mehr Realschüler als bisher den Weg zur Hochschule einschlagen.

    Derzeit ist es rund ein Drittel, das über die Fachoberschule auf die Fachhochschule gelangt. Über kleinere Klassen, mehr individuelle Förderung und eine stärkere Ausrichtung auf Fremdsprachen soll der Weg gebahnt werden. Zudem werden besonders begabte Realschüler in "Talentklassen" und "Talentkursen" gefördert. Schüler der Talentklassen überspringen nach der sechsten Klasse die siebte und haben nach neun statt zehn Jahren ihren Abschluss in der Tasche. ( Uschi Ernst)

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