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Bayern: Notfallplan: Lehrer müssen jetzt mehr arbeiten

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Notfallplan: Lehrer müssen jetzt mehr arbeiten

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    Lehrer, die jetzt schon in Bayern unterrichten, sollen die Lücken im Unterricht durch Mehrarbeit schließen.
    Lehrer, die jetzt schon in Bayern unterrichten, sollen die Lücken im Unterricht durch Mehrarbeit schließen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Grundschullehrer müssen pro Woche eine Stunde zusätzlich vorbereiten und unterrichten. Wer ohne Kind einen Antrag auf Teilzeit stellt, muss dennoch mindestens 24 Wochenstunden arbeiten. Sabbatjahre werden gestrichen, vorzeitiger Ruhestand ist erst ab 65 Jahren möglich: Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will mit dienstrechtlichen Maßnahmen eine Lücke in der Lehrerversorgung an Grund-, Mittel- und Förderschulen abwenden.

    „Die Maßnahmen sind für die betroffenen Lehrer nicht erfreulich“, räumte Piazolo ein. Die zusätzliche Belastung solle jedoch möglichst gering bleiben: So soll etwa die Extra-Stunde der Grundschullehrer auf einem Arbeitszeitkonto angespart und in fünf Jahren wieder ausgeglichen werden. Piazolo hofft zudem durch freiwillige Maßnahmen wie dem Aufschub des Ruhestandes oder einer vorzeitigen Rückkehr aus Teilzeit oder Beurlaubung weitere Zwangsvorgaben vermeiden zu können.

    1400 Stellen müssen an Schulen neu besetzt werden

    Nach Berechnungen des Kultusministeriums werden ab Herbst bayernweit rund 1400 Vollzeitstellen an den drei Schularten nicht besetzt werden können. Als Gründe für die Lehrerlücke nannte Piazolo steigende Geburtenzahlen, den anhaltenden Zuzug nach Bayern sowie eine überraschend große Nachfrage nach Teilzeit bei den Lehrern. So liege der Anteil der Teilzeit-Lehrer an Grundschulen inzwischen bei rund 60 Prozent.

    Eine Alternative zu den Zwangsmaßnahmen sieht Piazolo nicht: So sei etwa eine Vergrößerung der Klassen „für Bayern keine Option“. Die in anderen Bundesländern praktizierte Einstellung von Nicht-Pädagogen als Quereinsteiger in den Schulen lehnt der Kultusminister ab: Denkbar sei dies nur in Fächern wie Sport oder Musik. Auch eine von Lehrerverbänden geforderte bessere Bezahlung von Grund- und Mittelschullehrern hält Piazolo derzeit nicht für realistisch: „Wir sprechen hier über eine dreistellige Millionensumme jährlich“, sagte er. Der Lehrerberuf sei in Bayern auch heute schon „hoch attraktiv und krisensicher“.

    Lehrer kündigen Widerstand gegen Piazolos Ideen an

    Der Lehrerverband BLLV kündigte Widerstand gegen Piazolos Pläne an: Das Ministerium habe jahrelang Vorschläge zur Bekämpfung des Personalmangels ignoriert. „Dass nun die Lehrkräfte dafür büßen sollen, akzeptieren wir nicht“, sagte Präsidentin Simone Fleischmann. Auch SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr nannte die Pläne „verfehlt und für Lehrer demotivierend“. Und Gabriele Triebel, Bildungsexpertin der Grünen und früher selbst Lehrerin, hält die Notfallregeln für „ein Unding“. Gelungene Personalpolitik sehe anders aus. Piazolo zeigte sich gesprächsbereit: „Ich bin für andere Ideen immer offen“, erklärte er. Allerdings halte er den Spielraum für Alternativen „für nicht sehr groß“.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar „Schüler werden noch lange unter Lehrermangel leiden“.

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