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Nockherberg 2019: Wie Maxi Schafroth die Politiker derbleckte - Die Fastenpredigt im Wortlaut

Nockherberg 2019

Wie Maxi Schafroth die Politiker derbleckte - Die Fastenpredigt im Wortlaut

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    Premiere auf dem Nockherberg: Der Allgäuer Maxi Schafroth las der Polit-Prominenz erstmals die Leviten - und kam gut an.
    Premiere auf dem Nockherberg: Der Allgäuer Maxi Schafroth las der Polit-Prominenz erstmals die Leviten - und kam gut an. Foto: Tobias Hase, dpa

    Danke an die Westerheimer Blasmusik. Sehr geehrte Damen und Herren, so eine Ehr! Ich darf sie ganz herzlich begrüßen im Namen des Heimatministeriums Sektion Allgäu. Und zu aller erst möchte ich mich bedanken, beim Bayrischen Rundfunk, bei der Paulaner Brauerei, dass wir heut eine Premiere erleben dürfen, dass wir das scheinbar unmögliche möglich gemacht haben und heuer das erste Mal ein Mitglied der Bayrischen Staatsregierung die Fastenpredigt am Nockherberg halten darf. Das ist doch einen Applaus wert!

    Maxi Schafroth als Fastenprediger - die Rede vom Nockherberg im Wortlaut

    Lieber Alexander, geschätzter Freund, du hast vor einem Jahr die konservative Revolution gefordert, wir haben geliefert! Sie steht heute hier im Lodenkittel vor euch auf der Bühne liebe Freunde! Wir lassen uns hier nicht länger von linken Eliten unterdrücken. Studenten, Schauspieler, Imker und Volvo fahrende Lehrerpärchen, die linke Correctness hat am Nockherberg heut Pause!

    Nachher beim Singspiel, da sollen sich die Gaukler austoben. Ja klar, das freut uns doch. Da steh mer drüber, weil wir wissen, kritisches Theater, das ist wie die Homöopathie. Die Linken glauben dran, wir wissen – es ist wirkungslos.

    Freuen wir uns jetzt auf ein politisch ausgewogenes Derblecken! Markus, du hattest die Rede zur Korrektur aufm Tisch, du hast herzlich gelacht, der Rotstift war gar nicht nötig, weil der Ehrenvorsitzende Stoiber schon drüber gegangen ist.

    Fühlt’s euch wohl, lehnt’s euch zurück, jetzt dürft ihr heut mal entspannen. Wir beginnen mit heimatlicher Musik: Applaus für die Buben, deine Leut, lieber Albert Füracker: der Mitarbeiter-Chor des Heimatministeriums.

    So. Das war frei jetzt ein Spaß. Das wär ja schrecklich, wenn ich jetzt 30 Minuten in dem schwitzigen Filz-Kittel reden müsste, des überlass ich euch. Ich will heut ganz normal zu euch sprechen, ich Maxi Schafroth, in aller Natürlichkeit, aber des geht in diesem Kittel nicht, man schlupft in den Kittl nei, und man wird komisch, man verfilzt. Aber man hat sofort Respekt, wenn man in diesem Kittel auf die Bühne kommt. Die Leut sagen sofort: Psst, seid’s ruhig. Ich will hören, was das Filzmännchen sagt.

    Also ich hab mich bewusst gegen eine Rolle entschieden, keine aufgsetzte Schauspielerei hier oben, das ist dein Kompetenzbereich lieber Markus Söder.

    Ich hab lang hin und her überlegt! Ich bin ja in meinen Dorf auch gelöchert worden. Als was gehsch du da nauf? Des macht doch a Mönch, du bisch ja gar kein Mönch. Ich hab gsagt, bitte, da hockt doch bloß der Söder Markus, nicht der Papst, dem Söder reicht’s, wenn ich mir a Kreuz rumhäng. Schau, extra für dich. Außerdem hab ich einen Bezug dazu, ich hab mal ministriert, und wenn die CSU behauptet, sie wär a christliche Partei, dann könnt ich als Ex-Ministrant au behaupten, dass ich a Allgäuer Schweigemönch bin.

    Maxi Schafroth auf dem Nockherberg: Der Scheuer Andi, ein Charakterdarsteller!

    Also ich bin ich. Kein Mönch, keine Rolle, mit euch kann ich eh nicht mithalten. Die besten Schauspieler seid’s eh ihr. Der Scheuer Andi zum Beispiel: ein Charakterdarsteller! Der spielt jeden Tag glaubhaft einen Audi-Mitarbeiter, der so tut, als wäre er Verkehrsminister. Alexander Dobrindt darf zum Dank die CSU in Berlin anführen, das ist so wie: ich darf’s Auto lenken, aber auss‘m Kofferraum.

    Ich weiß nicht, wie’s euch geht. Ich find’s schad, dass Horst Seehofer nicht da ist, das bedaure ich sehr. Lieber Horst, bestimmt schaust du zu, wir grüßen dich vom Nockherberg nach Ingolstadt in deinen Grundig-Röhrenfernseher nei.

    Horst, ich find das irgendwie auch nobel von dir, ich weiß, du hast dem Markus zum 50ten damals nichts geschenkt, aber dass du ihn jetzt, in seiner wichtigsten Stunde mit deiner Abwesenheit beglückst – das hat Größe! Erheb mer die Krüge, auf Horst Seehofer, ein christsoziales Prosit.

    So, dann möchte ich noch eine Person im Saal kurz hervorheben, eine Frau, die sitzen ja in diesem Saal eher hinten, eine Frau, die acht Jahre lang hier oben gestanden ist, acht Jahre! Ich bin jetzt 5 Minuten da, mir tät’s von der Erfahrung her absolut langen. Einen tosenden Applaus für Luise Kinseher, Mama Bavaria.

    Des war jetzt wichtig für mich, des zu erwähnen, weil ich glaub, für die Kontinuität im Amt ist es ganz wichtig, dass man sich mit dem Vorgänger gut stellt. Ich hab dich nicht angeschaut, Markus. Und: Um sich mit seinem Nachfolger gut zu stellen, muss man loslassen können. Lieber Christian Ude. Aber das ist wie bei einer Hofübergabe, der Seniorlandwirt will halt auch no mitmelken. Lass ihm eine vertrocknete Zitze. Dann gibt er a Ruh. Dieter. Und: Dieter, schau dass Wohnungen hergehen in München! Es kann nicht sein, dass ein normaler Mensch sich München nicht leisten kann. Schau, in Wien sind 60 Prozent der Wohnungen in städtischer beziehungsweise in genossenschaftlicher Hand, und das sind Österreicher!

    Liebe CSU, unterstützt des, des müsst euch doch eine Freude sein, dass ein SPDler in Deutschland österreichische Politik macht.

    Liebe CSU, ihr müsst frei keine Bedenken haben da vorne, ich geh hier nicht den klassischen Weg. Ich werde hier nicht aufsagen, was man von mir erwartet, so aus der linksgrünen Ecke rauswitzeln, damit die Grünen und der Künstlertisch was zu lachen haben. Das ist nicht mein Stil.

    Es gibt keinen Grund, euch hier anzugehen, weil ihr euch verändert habt, alle Menschen im Saal nehmen das wahr, und das muss ma anerkennen. Ihr hockt’s dieses Jahr scho ganz anders da, dynamisch, locker, fast schon so links-lässig wie der Bartsch.

    Dietmar Bartsch von der Linken, du scheißt di au gar nix, fliegst Business Class nach München, lümmelt sich da nei und lässt sich vom Klassenfeind das Bier zahlen. Nein! Spaß! Des stimmt nicht. Er ist mit’m Auto von Berlin runtergfahr’n, der Herrmann weiß es, der hat dich auf der A9 gescannt. Der Herrmann ist ein Hund, der scannt 100 Millionen Kennzeichen im Jahr. Der scannt in einem Tempo, also beim Aldi wär er Mitarbeiter des Monats.

    Wenn ein Linker nach Bayern fährt -

    Karlsruhe hat’s verboten, aber wenn ein Linker nach Bayern fährt, ist das für den Hermann „Drohende Gefahr“. Dietmar, a drohende Gefahr, das ist der Wahnsinn, hat der Herrmann erfunden! Das kann alles sein, was dem Freistaat Bayern nicht passt. Gell Joachim, wie sagt ma im Innenministerium? „Dunkle Augen schwarzes Haar, drohende Gefahr.“ Dietmar, wenn du wüsstest, was der Herrmann alles darf, da würden bei dir böse Erinnerungen hochkommen. Nein. Schluss mit de Klischees jetzt. Dietmar. Ich lass dich jetzt in Ruh, du musst aufholen, der Gysi hat um die Uhrzeit schon den vierten Bock drin g’habt. Der hat innerhalb von 2 Stunden die halbe Brauerei enteignet.

    Ich will jetzt hier auch gar nicht so Fronten aufbauen, ich will viel mehr, dass wir die Leistungen des anderen auch mal anerkennen. Liebe CSU, ich glaub, alle im Saal wissen: Ihr habt’s eine Totalerneuerung hingelegt, man hat’s Gefühl, der Groschen ist gefallen, das spürt man, ihr seid urban, ihr seid verjüngt, ihr seid digital.

    Markus, du bist in social media aktiv, du machst Videoclips für Instagram, du weißt, wie man die Jungen erreicht. Du postest am laufenden Band, meine kleine Schwester ist Anfang 20, die schaut deine Videoclips, die ist begeistert, die sagt, Maxi, der Söder isch so witzig! Aber ich glaub, er weiß es nicht…

    Das ist die neue CSU. Ihr seid’s grün, sozial, dynamisch, urban, da ist alles drin, des erinnert mi so a bissl an unser alte Dorfwirtschaft, die haben auch kurz vor der Insolvenz a ganz dicke Speisekarte gedruckt. Da war alles drin, wie bei euch: Kalbshaxn vegan, Kalamari mit Spätzle, Känguru-Gschnetzteltes an Sauce Bechamel. Liebe CSU, ihr macht’s des genau richtig! 40 Seiten voll mit Essen und überall die gleiche Soß drauf. Aber von der Richtung her stimmt’s, und darum geht’s!

    Offen denken, ich spür einen neuen Spirit in Bayern, runde Tische, vernünftiges Miteinander, jeder kann alles werden. Schaut’s, ich zum Beispiel komm aus ganz kleine Verhältnisse, des hab ich mir aus der Politik abgeschaut, immer die kleinen Verhältnisse erwähnen! Mir hamm nix ghabt, meine Eltern waren mittellose Torfstecher, und mir haben im Allgäu gar kein Torf! Mir haben also im Nichts rumg’stochert und behauptet, des wär a Beruf. Ja, das kommt dem Scheuer Andi bekannt vor. Ja obwohl... Der Andi stochert eher im Dreck rum und sagt hinterher, dass er nix gfunden hat.

    Also. Kleine Verhältnisse warn’s bei mir, ein 78-Seelen-Dorf, a grünes Ortsschild, wo man mit 130 ungebremst durchrasen kann, 3-stellige Telefonnummern, kein Internet, hohe Erbgut-Überschneidungen, der Hubert nickt verständnisvoll. Jetzt komm i zu dir. Hubert, jetzt geht’s in deine Themen nei! Ganz glücklich sitzt er da, mit seinem Freibier. Du nimmst mit, was geht. Du bist so einer, der am End von der Raiffeisenvollversammlung noch die übrigen Schnitzelsemmel zammfrisst.

    Hubert Aiwanger - „wie ein alkoholisierter Feuerwehrkommandant“

    Hubert, i freu mi richtig, dass du da bist, solche wie dich gibt’s im Allgäu au! So rotbackige Kachelofenkinder. Du hast diese schelmische Freud im Gsicht! Wie ein alkoholisierter Feuerwehrkommandant, der grad a Katz vom Dach runterspritzt. Und danach sagt, hoppala, war ich des? Hast dich schon in ein paar Fettnäpfchen neigsetzt, gell. Aber ich versteh dich!

    Natürlich hat man Angst vor Elektroautos und Stromtrassen, wenn man als Kind über’n elektrischen Weidezaun bieslt hat. Hubert, du schaust ja recht urig nett aus, aber ich fall da nicht drauf rein, ich schau dich an und weiß, der Aiwanger, der saugt dein Diesel aus’m Heizöltank! Du kommunales Schlitzohr!

    Darauf erheb mer die Krüge. Prosit beinander.

    Aber man mag dich halt. Ich versteh das Phänomen Aiwanger! Die Welt wird immer komplexer, immer vernetzter, keiner checkt mehr irgendwas, und dann steht da im Sturm der Globalisierung der Aiwanger Hubert, mit seiner mintgrünen C&A-Klettkrawatte, und die Leut denken sich, jawohl, da ist noch einer überfordert! Noch einer, dem‘s Handy ab und zu ins Klo neirutscht.

    Und deine unbändige Freud beim Amtsantritt! Das war echt! Wie du einsteigst in denn schwarzen 7er-BMW! Deine Backenspannung, diese kindliche Freud im Dienstwagen: „Wann simmer da? Wo fahrmer hin? Darf ich hinten a Ononos essen?“

    Hubert, der Piazolo und du, ihr ergänzt euch so gut, der Piazolo weiß was, der Hubert… weiß, dass der Piazolo was weiß. Michael, meine Hochachtung, die Nachfolge vom Ludwig Spaenle in der bayerischen Bildungspolitik anzutreten und den Vergleich auszuhalten, da kann ich bloß sagen: Herzlichen Glückwunsch. Es gibt Rennen, die hat man schon gewonnen, bevor der Startschuss fällt.

    Und der Glauber Thorsten, wieder a ganz andere Note. Ein authentischer Umweltminister, der fährt ein E-Auto, der geht nur ins Ökostrom-Solarium.

    Markus, und da sag ich, bei dene kannst dir was abschauen. Emotion, Freude, Begeisterung. Das seh ich so selten bei dir. Es wird mehr, das gesteh ich ein. Aber du bist halt scho eher der fränggische Routinier. Der Hubert hupft vor Freud, wenn der Dienstwagen vorfährt, der Söder steht da und sagt: Ah, wieder die alde Schüssel, ich will an Borsche Banamera!“

    Markus Söder steckt in der politischen Pubertät

    Markus, das letzte Mal, als ich so gschaut hab wie du, da war ich 13, 14. I weiß, wie’s dir geht, wenn man seine Rolle in der Welt sucht, wann man nicht weiß, werd ich nett, werd ich a Depp. Jeder im Raum weiß, wie du dich fühlst, und mir lassen dich da nicht allein! Der Körper verändert sich, das kannst nicht abstreiten, auf einmal werden Bienen ein Thema, zerst findet man Bienen blöd, dann findet man Bienen voll gut. Man versteht sich ja selber nicht. Jeden Tag ein anderes Poster über’m Bett, Che Guevara, Metallica, Franz Josef Strauss. Der Markus, hat den Strauss über’m Bett g’habt. Also, da hätten meine Eltern mich glaub einweisen lassen. Es gibt Dinge, wo ich glaube, dass es nicht förderlich ist, wenn ein gefäßkranker alter Mann zuschaut.

    Aber daran merkt man halt auch, dass du gegen den Strom schwimmst, das gehört auch zu Bayern. Kurz vor der Wahl haust du ein Weltraumprogramm raus, Wahnsinn, ich sag dir, an diesem Tag hattest du die Allgäuer in der Tasche! Da hast du den kleinen Mann erreicht, von Oberstdorf bis Buchloe fragen wir uns schon ewig: Wie verhalten sich Kässpätzle in der Schwerelosigkeit, was macht ein Romadur im Vakuum?

    Du schaffst es, einen kosmopolitischen Touch mit Bodenhaftung zu kombinieren. Und so baust du dein Kabinett auch zamm, konsequent bodenständig: Die Kaniber ist für Rind und Garten zuständig, eine ganz Authentische – alle drei Kinder sind bei der JU, unfreiwillig, sie hat die einfach zum 14. Geburtstag angemeldet. Michaela, deine armen Kinder, die haben gedacht, die kriegen a G’schenk, und dann so was! Dann haben wir da die Huml Melli, die pflegt die Kranken. Die Schreyer Kerstin, der Beweis, dass konservative und moderne Genderpolitik zusammengehen. Die bayerische Familie hat drei Geschlechter, Mann, Frau, Thermomix.

    Und die Ilse hütet das Haus. Liebe Ilse. Deine neue Position in allen Ehren, aber du musst in die erste Reihe! Markus, diese Entscheidung versteh ich nicht!

    Du schickst die Barbara Stamm in Ruhestand! Eine Legende! Ich muss hier jetzt meine Anerkennung aussprechen, an das Facility Management vom Landtag! Dass ihr die Stamm aus’m Sitzungssaal rauskriegt habt’s, das war logistisch ja ein Industrieanlagen-Rückbau, die Stamm war enorm tief eingewurzelt, die war mit dem Parkettboden verwachsen, man wusst ja gar nicht mehr, wo hört der Stuhl auf, wo fängt die Stamm an. Also Ilse, pass auf! An dieser Position bleibt man hängen, mach immer mal wieder einen Test. Steh von dem Stuhl auf und schau, ob’s babbt. Wir brauchen dich!

    Wir brauchen in Bayern mehr denn je starke Frauen in Schlüsselpositionen! Kämpferinnen! Löwinnen! Katharina Schulze, jetzt komm ich zu dir, diese Steilvorlage g’fällt dir, gell! Katharina Schulze, die Klima-Helding, die Tofu Jeanne D’Arc!

    Du bewegst dich wahrscheinlich im Schlaf noch schneller als der Ludwig Hartmann auf’m Hometrainer. 85-er Jahrgang wie ich. So cool, Katharina, ich hör die Schülersprecherin noch durch! So viel Junge in der Politik. Mal die Hand hoch die 80-er Jahrgänge! Die Gerlach Judith, der Hagen Martin, der Reichart Hansi, die Generation Bibi Blocksberg ist in der Politik angekommen!

    An dieser Stelle: Erheb mer die Krüge, ein Prosit auf den Nachwuchs.

    Hat der Reichhart Hansi mit zwölf in Legotechnik promoviert?

    Der kleine Reichhart Hansi, Wahnsinn, Verkehrsminister, du schaust so jung aus, der hat einen Doktor, wann hast du promoviert? Mit zwölf in Legotechnik? So kindlich jung, wenn ich du wär, würd ich nach dem Gottesdienst schauen, dass ich schnell aus der Kirch raus komm.

    Liebe Grüne, wenn ich euch jetzt so anschau, also wie soll ich das sagen?, ich hab euch komplett anders in Erinnerung, wenn ich zurückdenk… Die Grünen in de 90er, die Grünen im Allgäu, also der Grüne, mir hatten nur einen, des war ein Wald-Eremit, der hat nix besessen, der hat nicht mal Socken g’habt, der hat sich Rupfen-Fußlappen rumgwickelt, aus Laub und Baumharz Klopapier gschöpft, der hat sich im Winter zum Schlafen in einen frisch aufgmachten Rindskadaver gelegt.

    Wenn ich euch heut anschau, also da war meine Mama ja grüner, die hat so Dinkel-Mürbteigtaler gebacken, die waren so hart, die musst ma mit’m Holzspalter vorkauen. Eure Wähler haben sich auch verändert. Schau die Grün-Wähler in München an, die fahren Range Rover V8 Hybrid, mit so einem Elektrozahnbürstenzusatzmotor, damit’s noch die Ökoprämie einsacken können, die schauen aus wie der Carsten Maschmeyer in fairer Kleidung.

    Da fehlt nimmer viel zur FDP! Des wär doch für euch auch bequemer, überlegt’s mal, was ein FDPler vom Lebenswandel her darf, des müsst ihr euch ja alles verbieten. Oder Ludwig? Ich hab dich scho gsehn, ganz korrekt sitzt er da in seiner veganen Lederhos. Das muss doch anstrengend sein, immer diese grüne Vorbildfunktion? Katharina, was haben die Leute sich empört wegen deiner Los-Angeles-Reise. Überleg mal, wärst bei der FDP, hätt’s keinen gejuckt. In der FDP ist es keine Schand, wenn ma fliegt, in der FDP ist es eine Schand, wenn einem s’Flugzeug nicht gehört.

    Vielleicht solltet ihr mal Parteien tauschen. Probiert’s des mal. Ich glaub, das wär gut für euch alle, für eure Empathiefähigkeit. Vielleicht als christsozialer mal statt dem Jakobsweg die Balkanroute rückwärts laufen, um zu spüren, wie der andere fühlt.

    Die Grünen-Spitze als FDP-Pärchen

    Katharina, Ludwig, heut mal eine Nacht als FDP-Pärchen die Sau raus lassen, mit dem weißen Leasing-Porsche, ihr feiert im P1, bis die EC-Karten von der Ethik-Bank leer sind. Und der Kubicki und der Hagen, die müssen beim Ludwig auf der Allergiker-Matratze schlafen, in so einer Niedrigenergiewohnung, wo man hoffen muss, dass man nicht erstickt, wenn man’s Fenster zu macht. Parteientausch… Markus, das wär auch was für dich, du wolltest doch Demut lernen, gehst einen Tag zur SPD.

    Markus, vielleicht tu ich dir ja auch die ganze Zeit schon Unrecht. Vielleicht bist du ja der einzig Wahrhaftige hier, aber wir werden des jetzt nicht rausfinden. Am End bleibt uns allen ja nix anders. Es bleibt uns nix, als den Menschen an seinem Handeln zu messen… „An ihren Taten wirst du sie erkennen“, heißt’s in der Bibel.

    Schau, jetzt werd ich am End doch noch ein Mönch. Markus, manchmal braucht man a Weile, bis man den andern versteht. Ich weiß jetzt was du mit dem Kreuz meinst. Ich merk, wie die Leitkultur aus mir rauskommt. Das ist wichtig, weil man jetzt sofort weiß, wo man ist! Wenn jetzt ein Mensch mit Migrationshintergrund, in den Bayerischen Rundfunk nei schaltet, dann sagt der sofort: „Ah! Hoppla! In the Bayerische Rundfunk talks a Christ to other Christen. Now I know. Bavaria is a christliche Wertegemeinschaft. But I still don’t understand the word Abschiebe-Bescheid.“

    Da freut sich der Herrmann wieder, mit seine kessen Schneckelhaar, mei Oma hätt gsagt, hmmm, der hat schöne Wasserwellen. Sag mal, sind da Fernseher in den Ankerzentren drin? Dann sehen die Leut des ja vielleicht, dann können wir euch jetz ja mal bekannt machen: „Liebe Asylsuchende, dear Asylum Seekers: This is Bavarian Innenminister Herrmann. A noble man, or as we say: Der Katholik mit der Lizenz zum Abschieben.

    He believes in Nächstenliebe. But to receive Nächstenliebe, you need a German Passport. No Passport, no Nächstenliebe.

    „Hoppla, der Markus wird jetzt ganz blass“

    Liebe Wertegemeinschaft, ich komm zum Ende. Wenn die Christlichkeit bei euch schon nicht an erster Stelle steht, dann möchte ich jetzt wenigstens eine christliche Tat vollbringen und mich den schwachen und kranken widmen: Liebe SPD. Mein Schlusswort gilt euch, ich hab euch nicht vergessen, im Gegenteil. Ich will euer Selbstbewusstsein jetzt mal stärken, dafür sind wir doch eine Wertegemeinschaft, dass wir die auffangen, die im freien Fall sind. Liebe SPD, wacht’s aus diesem depressiven Schlaf auf! Besinnt’s euch auf eure Wurzeln, wir alle hier haben euch was zu verdanken! Pressefreiheit, Frauenwahlrecht, die Ausrufung des Freistaats Bayern, ein Werk der SPD. Hoppla, der Markus wird ganz blass. Kurt Eisner… Zefix, wer war des nomml? An dem Schultag warst mit der Nürnberger JU am Dutzenteich beim Saufen, gell? Ich will hier im Saal einen ehrlichen Applaus, und da könnt’s jetzt zeigen, dass ihr außer dem Parteibuch einen Anstand habt’s, zum Ausklang dieses Vortrags bitte ich euch alle! Mit Betonung auf alle! Um einen Applaus fürs Frauenwahlrecht.

    Sodala, das reicht schon, wir sind wieder auf der hellen Seite der Macht, liebe Freunde! Jetzt langt’s wieder mit dem sozialpädagogischen Kuschelkurs. Applaus für die Sozis? Das Starkbier wirkt, klatsch mer halt gleich noch für die ÖDP, die Violetten und die Sioux Indianer? Liebe Freunde, kommen wir zur Vernunft, ich glaub, das war doch jetzt a schöne Sach. Da sind’s wieder, die quirligen Buben, oder die singende Frauenquote der Freien Wähler. Jetzt, Andacht bitte. (AZ)

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