Gewöhnlich legen die Architekten prestigeträchtiger Museumsneubauten viel Wert auf die Schauseite ihrer Entwürfe, um gerade nach außen hin zu zeigen, was ihre Gestaltungskraft vermag. In München hat sich Peter Böhm diese selbstbezügliche Funktion jedoch weitestgehend versagt. Sein Staatliches Museum für Ägyptische Kunst liegt komplett unter der Erde.
Der Kölner Böhm, Sohn der Architekten-Legende Gottfried Böhm, hat das Projekt als zusammenhängendes Bauvolumen von Museum und Hochschule für Film und Fernsehen geplant. Der lang gezogene oberirdische Gebäuderiegel in der Münchner Maxvorstadt, der über die Gabelsbergerstraße hinweg bewusst den Dialog mit der Alten Pinakothek aufnimmt, ist dabei ausschließlich der Hochschule vorbehalten. Deren Fassade vorgelagert befindet sich unter dem Rasen das Ägyptische Museum. Nur eine mächtig aufragende Portalwand am Ende einer abwärts führenden Rampe weist signalhaft darauf hin. Schon dieses an einen Tempel erinnernde Entree deutet auf ein durchgängiges Gestaltungsprinzip hin: auf die so feinfühlige wie effektvolle Ägyptisierung dieses konsequent zeitgenössischen, 35 Millionen Euro teuren Museumsgebäudes.
Ringsum Beton – und dennoch keine Tiefgaragen-Atmosphäre
Das ewige Ägypten
Ägypten heißt offiziell Arabische Republik Ägypten.
Ägypten liegt in Afrika und Asien.
Die Amtssprache ist Arabisch.
Das Land grenzt an Libyen, den Sudan, Israel und den Gaza-Streifen.
Lebensader Ägyptens ist der Nil.
Die Hauptstadt ist Kairo. Weitere große Städte: Alexandria, Gizeh, Schubra al-Chaima, Port Said, Sues und Luxor.
Auf 1.001.449 Quadratkilometern leben mehr als 80 Millionen Ägypter.
Das Kfz-Kennzeichen ist ET, die Internet-TLD .eg und die Telefonvorwahl die 20.
Die Währung des arabischen Landes ist das Ägyptische Pfund, das 100 Piaster entspricht.
Ägypten wurde am 28. Februar 1922 von Großbritannien unabhängig.
So weckt denn auch das Innere Assoziationen an altägyptische Tempel- oder Totenstätten. Die Abfolge der Ausstellungsräume, einige über sechs Meter hoch, ist geheimnisvoll labyrinthisch, zahlreiche Durchblicke entfachen Neugier zu weiterem Vordringen. Lediglich die beiden größten Räume werden über einen Lichtschacht mit Tageslicht versorgt.
Vom Foyer aus geht es über eine breite, den Schritt verlangsamende Treppe weiter nach unten zu den zwölf Ausstellungssälen. Zwar herrscht an den Wänden ausschließlich Sichtbeton vor, doch stellt sich nirgendwo der Eindruck einer nasskalten Tiefgarage ein. Im Gegenteil, das warme Grau des Muschelkalkbodens und das individuell abgestimmte LED-Licht sorgen für angenehme Raumatmosphäre. Exquisit die weiterverarbeiteten Materialien (Christian Raißle, Ausstattungsbüro „Die Werft“): Wo Objekte auf Stelen präsentiert werden, sind diese Pfeiler – in Kontrast zu den Wänden – aus fein strukturiertem Beton gegossen; wo Metall im Spiel ist – bei Rahmungen oder bei dem durch alle Räume führenden Orientierungspfeil am Boden –, ist die dunkelbraune Legierung Tombak verwendet.
Umfasste der alte Standort des Museums in der Münchner Residenz eine Ausstellungsfläche von 600 Quadratmetern, so hat sich die Fläche nun verdreifacht. Entsprechend können aus dem Gesamtbestand von 8000 Objekten nun deutlich mehr – etwa 2000 – gezeigt werden, wobei das ein oder andere noch aus der Residenz herbeigeholt werden muss. Die kapitalen Sammlungsstücke aber sind alle schon im neuen Museum zu besichtigen.
Objekte nach Themen geordnet
Die Ägyptologie kennt eine relativ strenge Einteilung in Imperien und Dynastien. Gleichwohl hat sich Museumsleiterin Sylvia Schoske dafür entschieden, die Objekte aus 4000 Jahren nicht chronologisch, sondern nach Themen zu ordnen. Vom Schwerpunkt der Münchner Sammlung ausgehend ist der Skulptur breiter Raum gegeben mit Glanzlichtern wie der Statue des falkenköpfigen Gottes Horus, dem Kalkstein-Doppel des Königs Niuserre, dem Sphinxkopf von Sesostris III. oder der Sitzfigur von Ramses II. Eine museumsdidaktische Besonderheit ist ein entlang des aufgeblätterten Ägyptischen Totenbuchs laufender Bildschirm-Schlitten, auf dem simultan die Übersetzung mitzulesen ist. Folgt man dem vorgeschlagenen Besucherpfad, sind am Ende der Ausstellung auch Funde aus der Meroë-Kultur präsentiert, darunter eine Isis-Statue, die deutlich afrikanischen Einfluss verrät.
Durch den Standortwechsel wird das Ägyptische Museum auf das Münchner Kunstareal überführt, gewiss ein Zugewinn für alle Seiten. Im Quartier ist nun gerade mal einen Monat nach der Übergabe des neu aufgestellten Lenbachhauses abermals eine Eröffnung zu feiern. München leuchtet, wieder einmal.