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Neuer BR-Intendant: Selbst die Nörgler reden nicht schlecht über Ulrich Wilhelm

Neuer BR-Intendant

Selbst die Nörgler reden nicht schlecht über Ulrich Wilhelm

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    Regierungssprecher und Jurist Ulrich Wilhelm (48) wurde am Donnerstag zum neuen Intendanten des BR gewählt.
    Regierungssprecher und Jurist Ulrich Wilhelm (48) wurde am Donnerstag zum neuen Intendanten des BR gewählt. Foto: dpa

    Regierungen kommen und gehen, aber noch häufiger kommen und gehen ihre Sprecher. Als Ulrich Wilhelm im November 2005 sein Amt als Pressechef der neuen Bundeskanzlerin antrat, lag die durchschnittliche Dienstzeit seiner 23 Vorgänger bei gerade mal zweieinhalb Jahren.

    Er selbst hat es fast doppelt so lang ausgehalten, und wenn der 48-Jährige demnächst als Intendant zum Bayerischen Rundfunk nach München zurückkehrt, werden ihn die Korrespondenten in der Hauptstadt nicht nur vermissen, weil man sich mit der Zeit irgendwie aneinander gewöhnt hat. Wilhelm ist gelungen, was kaum ein Regierungssprecher vor ihm geschafft hat: Er ist, bei aller Distanz, die sein eigenes Amt und erst recht der Journalismus verlangen, ein ausgesprochen beliebter Mensch. Selbst die notorischen Nörgler im aufgeregten Berliner Medienbetrieb reden nicht schlecht über ihn. Im Gegenteil.

    Einer der engsten Berater von Angela Merkel

    Seit mehr als vier Jahren ist der gelernte Jurist und Journalist einer der engsten Berater von Angela Merkel. Dieses loyale, sehr persönliche Verhältnis hat allerdings auch seinen Preis: Die Tage in Berlin sind lang, die Wochenenden kurz oder durch Auslandsreisen, EU-Gipfel und andere Termine häufig gleich ganz blockiert. Wilhelms Frau, sein Sohn und die Tochter, die nach der Bundestagswahl 2005 in München geblieben sind, werden seine Heimkehr deshalb mindestens so begrüßen wie Angela Merkel sie insgeheim bedauert. "Gute Politik, die nicht vermarktet wird", hat sie einmal gesagt, "erreicht niemanden."

    Die Kunst des politischen Marketings hat der CSU-Mann Wilhelm, der auch schon für Edmund Stoiber gesprochen hat und später Amtschef im bayerischen Wissenschaftsministerium war, um eine besonders charmante Note erweitert: Selbst die nervtötendsten und gehässigsten Fragen beantwortet er noch mit ausgesuchter Freundlichkeit und einem leisen Lächeln auf den Lippen.

    Er drehte einen Film über Helmut Kohl

    Bei einem anderen Kandidaten, der direkt aus der Politik auf den Intendantenstuhl eines öffentlich-rechtlichen Senders wechselt, wäre die Aufregung vermutlich groß, erst recht nach der von der Union kühl erzwungenen Demission des ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Bender. Wilhelm jedoch, der Sohn des 2008 verstorbenen Landtagsabgeordneten Paul Wilhelm, hat offenbar weder persönliche noch politische Gegner. Selbst die Rundfunkräte, die seinen Gegenkandidaten Rudolf Erhard nominiert haben, loben seine Professionalität und seine menschlichen Qualitäten.

    Fremd ist ihm der Bayerische Rundfunk ohnehin nicht: Nach dem Abitur, der Bundeswehr und der Journalistenschule hat Wilhelm für den BR 1990 unter anderem einen Film über Helmut Kohl gedreht und bei den Dreharbeiten auch die junge Angela Merkel kennengelernt, deren Karriere ja als stellvertretende Regierungssprecherin begann.

    Wer dem smarten Münchner, der von der Berliner Boulevardpresse gerne mit dem jungen Robert Redford vergleichen wird, als Regierungssprecher folgt, ist gegenwärtig das womöglich bestgehütetste Geheimnis der Kanzlerin. Es wird, vermutlich, wieder eine Überraschung geben: So wie im Herbst 2005, als jede Menge Namen für den vakanten Posten des Pressechefs durch das politische Berlin schwirrten. Nur Ulrich Wilhelm hatte niemand auf der Rechnung.

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