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Neuburg: Verschwundene Arten kehren zurück

Neuburg

Verschwundene Arten kehren zurück

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    Nach der Trockenlegung haben sich die Donauauen aufgrund des Auendynamisierungsprojektes wieder erholt.
    Nach der Trockenlegung haben sich die Donauauen aufgrund des Auendynamisierungsprojektes wieder erholt. Foto: Aueninstitut

    Käfer, Weichtiere, Raupen. Rund 300.000 Tiere haben die Wissenschaftler in den vergangenen fünf Jahren gefangen, bestimmt und kategorisiert. Und das unter Bedingungen, die nicht immer einfach waren. Mal in hüfthohem Hochwasser stehend, mal an brütend heißen Sommertagen umschwirrt von jeder Menge Stechmücken. Doch es hat sich gelohnt. Die Ergebnisse der Wissenschaftler zeigen, dass das teure Revitalisierungsprojekt der Donau bei Neuburg Früchte trägt.

    Die Artenzahl in den Donauauen hat zugenommen

    Die Donauauen sind wieder besiedelt von allerlei Tieren, die der Mensch zuvor vertrieben hatte. Die Flusskorrektur im 19. Jahrhundert und der Bau der Staustufen in den 1960er Jahren haben die Auwälder zwischen Neuburg und Ingolstadt trockengelegt. Der Waldboden verdörrte, das Grundwasser sank und die Tier- und Pflanzenwelt des Auwalds, die auf feuchte Böden angewiesen war, verschwand.

    Nun kehren Hirschkäfer, Eisvogel und Schwarzpappel zurück. Die Artenzahl hat zugenommen. Gut 1.500 wurden entdeckt, davon allein 1.193 Käfer und 160 Pflanzenarten. Und auch im Wasser verändert sich einiges. Nasen, Äschen und Forellen vermehren sich. Der verdichtete, teils betonierte Untergrund in der Donau machte ihnen das Leben schwer. Dazu kam die fehlende Strömung vor dem Stauwerk. Seit die Fische auf den neu geschaffenen Bach ausweichen und ihren Laich im sandigen Kies ablegen können, ist für sie die Welt in Ordnung.

    Dank Auendynamisierungsprojekt - positive Entwicklung

    Zu verdanken haben Fauna und Flora diese Entwicklung dem Auendynamisierungsprojekt. Für elf Millionen Euro wurde 2009 mit einer großen Baumaßnahme ein System geschaffen, dass dem Auwald wieder Wasser zuführt. Durch ein rund 20 Meter breites Wehr fließt ein Teil der Donau kurz vor der Staustufe Bergheim in den neu angelegten Ottheinrichbach, der den Auwald durchzieht. Außerdem gibt es bei Hochwasser eine ökologische Flutung. Dann öffnen sich die Schleusen weiter und lassen rund 30 Kubikmeter Donauwasser pro Sekunde in die Auen fließen.

    Forscher der TU München, der Katholischen Universität Eichstätt, der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, der Fachhochschule in Freising sowie des Aueninstituts in Neuburg erkundeten in den vergangenen fünf Jahren die Folgen und Auswirkungen. Mit 1,5 Millionen Euro wurde dafür vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Umweltministeriums das Monitoring unterstützt. Und auch wenn sich die Daten für die Wissenschaft nach so kurzer Zeit noch nicht repräsentativ darlegen lassen, die Tendenz ist klar: Es sind die Tiere in den Auwald zurückgekehrt, die dort ursprünglich heimisch waren.

    Der Neuburger Auwald soll in Zukunft weiter gefördert werden

    Auf einer großen Abschlussveranstaltung wurden die Ergebnisse von und vor hochrangigen Forschern und Vertretern des Bundesamtes für Naturschutz präsentiert. Siegfried Geißler, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, freut sich, dass das Thema Auendynamisierung immer mehr ins Bewusstsein der Bürger, aber auch der Entscheider auf Bundesebene drängt: „Es war ein Lernprozess vor allem für das Wasserwirtschaftsamt, dass bei seinen baulichen Maßnahmen Rücksicht auf den Umweltschutz nehmen muss.“

    Neuburg sei das beste Beispiel dafür, dass die Zusammenarbeit ökologisch Sinn ergibt und wasserwirtschaftlich funktioniert. Die Erfahrung macht Neuburg und das Aueninstitut zu einem Kompetenzzentrum in Fragen der Auwald-Dynamisierung. Zumal es das einzige Projekt weltweit ist mit dieser Bandbreite. Immer mehr entstehen, wie das Beispiel „Schwäbischer Donauwald“ zeigt. Auf einem 87 Kilometer langen Abschnitt zwischen Neu-Ulm und Marxheim im Landkreis Donau-Ries soll auch dort die Donau wieder öfter an den Auwald angebunden werden. Und außerdem, so Geißler, entstehe derzeit ein Masterplan für die Donau, der aufdeckt, wo Defizite sind und wo Renaturierungsprojekte dringend angepackt werden sollten.

    Parallel dazu soll mit kleineren Projekten und Diplomarbeiten die Erforschung des Neuburger Auwaldes weitergehen, auch wenn die Förderung nun beendet ist. Gerade was die Flora betrifft, wäre es schön, Experten ins Boot holen zu können, findet Geißler. Denn was Bäume und Pflanzenarten angehe, liege die Erforschung weitgehend brach.

    Alt-Landrat Dr. Richard Keßler, Vorsitzender des Fördervereins Auenzentrum, sieht den Freistaat nun in der Pflicht: „Jetzt ist es an der Zeit, dass Bayern sich beteiligt.“ Ministerpräsident Horst Seehofer ist Stimmkreisabgeordneter in Neuburg-Schrobenhausen. Er kennt das Projekt. Kessler sagt: „Ich werde mich verstärkt dafür einsetzen, dass die Auendynamisierung im Landtag zum Thema wird.“

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