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Neuburg/Landshut: Neuer Prozess um eine alte Leiche

Neuburg/Landshut

Neuer Prozess um eine alte Leiche

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    Im Mordfall um einen Bauern aus Neuburg soll es neue Erkenntnisse geben. Archivbild: Feneberg
    Im Mordfall um einen Bauern aus Neuburg soll es neue Erkenntnisse geben. Archivbild: Feneberg

    Als die

    Vermisstenmeldung

    eines

    Rudolf R.

    am 16.10.2001 in der Zeitung erschien, konnte niemand ahnen, dass der Fall des Bauern aus

    Neuburg an der

    neun Jahre später noch immer Schlagzeilen macht.

    Rudolf R.

    ist tot. Seine Leiche fand man in seinem

    Mercedes

    , den man im März 2009 aus der

    Donau

    nahe Neuburg zog. Doch bis dahin hatte man an eine andere, weitaus grausigere Geschichte geglaubt.

    Die Ehefrau, die zwei Töchter und der Freund der Älteren haben den Landwirt zerstückelt und den Hofhunden zum Fraß vorgeworfen haben - davon war das Landgericht Ingolstadt überzeugt und verurteilte alle vier zu teilweise langjährigen Haftstrafen. Doch der Tag, an dem Rudolf R. wieder auftauchte, veränderte alles. Gut fünf Jahre nach dem Urteil wird der Fall neu aufgerollt. Heute beginnt der Prozess vor dem Landgericht Landshut.

    Im Oktober 2001 kommt Rudolf R. nach einem Stammtischbesuch nicht nach Hause. Hermine R. meldet ihren Mann als vermisst, eine große Suchaktion bleibt erfolglos. Im Jahr 2004 dann der vermeintliche Durchbruch: Das Anwesen der Familie wird durchsucht, die Töchter Andrea und Manuela - und später der Freund der älteren Tochter, Matthias E., - gestehen, den Landwirt erschlagen zu haben. Die Leiche hätten sie in einem Weiher versenkt. Wieder läuft eine große Suchaktion an. Auch an der Staustufe Bergheim, wo Rudolf R. vier Jahre später auftaucht, können die Taucher nichts finden.

    Schließlich verfolgt die Polizei die Version, Rudolf R. sei nach seinem Tod tagelang im Keller des Anwesens gelegen und nach und nach an die acht Hunde des Hauses verfüttert worden. Die Behörden stützen sich auf eine detaillierte Aussage von Matthias E., der die grausige Tat gesteht und die drei Familienmitglieder belastet. Hermine R. habe mitgeholfen, den Landwirt zu zerteilen, die Töchter hätten zugeschaut.

    Es wird Anklage erhoben. Die Horrorgeschichte erregt deutschlandweit Interesse. Doch vor Gericht will keiner der Angeklagten wiederholen, was in Vernehmungen zuvor gesagt wurde. Ohne Spuren von Blut, Knochen oder Erbgut im Haus, ohne eine Mordwaffe und vor allem ohne Leiche wird das Urteil im Jahr 2005 gesprochen: Alle vier sind schuldig des Totschlags an Rudolf R. Die Ehefrau und der Freund werden zu achteinhalb Jahren verurteilt, die noch minderjährigen Töchter wegen Beihilfe. Der damalige Vorsitzende Richter ist überzeugt, die allerletzten Reste der Leiche hätten die Schweine gefressen.

    Dass es keinesfalls so gewesen sein kann, zeigt sich am 13. März 2009. Bei einer Routineuntersuchung an der Staustufe Bergheim entdecken Mitarbeiter zwei Autowracks. Eines davon ist der Mercedes des Bauern. Der Wagen ist nicht mehr rauchgraumetallic, wie er 2001 in der Suchmeldung der Polizei beschrieben worden ist, sondern braun vom Donauschlamm. Im Schlick, der sich im Innenraum über die Jahre angesammelt hat, steckt die Leiche Rudolf R's. Die Todesursache sei nicht mehr feststellbar, steht später im Obduktionsbericht. Grund genug, den Fall neu zu beleuchten, entscheidet das Oberlandesgericht München im April dieses Jahres. Das Wiederaufnahmeverfahren findet in Landshut statt. 34 Verhandlungstage sind angesetzt und mehr als 100 Zeugen geladen. Den Anfang macht ein Sachverständiger, der beantworten soll, wie der Mercedes überhaupt in die Donau gekommen sein kann.

    Die Angeklagten Hermine R., ihre Töchter und Matthias E. werden nicht aussagen, kündigen ihre Verteidiger an. Auch wenn sie in der Neuauflage zu keiner höheren Haftstrafe als bisher verurteilt werden können, will der Verteidiger der Ehefrau, Klaus Wittmann, für seine Mandantin Freispruch und eine Entschädigung für die abgesessenen Jahre erreichen. "Außer einer Leiche und nichtsnutziger Geständnisse ist nichts da", sagt er.

    Die Staatsanwaltschaft Landshut ist jedoch weiterhin davon überzeugt, dass die vier Angeklagten Rudolf R. umgebracht haben. Das Auftauchen der Leiche habe daran nichts geändert. Ob der tote Landwirt an die Hunde verfüttert oder in der Donau versenkt wurde - das sei nicht relevant. Von

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