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Neuburg: Inzest-Prozess: Die älteste Tochter steht zum Vater

Neuburg

Inzest-Prozess: Die älteste Tochter steht zum Vater

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    Am Dienstag begann die Verhandlung im Inzest-Fall aus dem Landkreis Günzburg: Ein 46-Jähriger soll sich mehrfach und über Jahre hinweg an zwei Töchtern vergangen haben. Zwei Kinder kamen zur Welt.
    Am Dienstag begann die Verhandlung im Inzest-Fall aus dem Landkreis Günzburg: Ein 46-Jähriger soll sich mehrfach und über Jahre hinweg an zwei Töchtern vergangen haben. Zwei Kinder kamen zur Welt. Foto: Czysz

    Der angeklagte Vater zeigt Reue, seine älteste Tochter steht zu ihm: Am Dienstag begann am Landgericht Memmingen der Prozess gegen den 46-jährigen Montagearbeiter Frank L. aus Langenhaslach (Landkreis Günzburg), der sich über mehrere Jahre an zwei Töchtern vergangen haben soll. Der Mann ist wegen Beischlafs zwischen Verwandten in 392 Fällen angeklagt, davon in 96 Fällen in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen. Die ältere der beiden Töchter, die heute 24 Jahre alt ist, brachte zwei Kinder von ihm zur Welt, außerdem erlitt sie eine Fehlgeburt. Der Angeklagte gab zu Beginn der Verhandlung zu, mit der ältesten Tochter Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. „Es tut mir leid“, sagte er.

    Zu den Vorwürfen, die die drei Jahre jüngere Tochter betreffen, schwieg er. Sie hatte ihn vor einem Jahr angezeigt und damit den Stein um den Inzest ins Rollen gebracht. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit berichtete sie von den Übergriffen, die sie schwer belasteten. Die als lebensfroh beschriebene junge Frau zog damals von daheim aus. Sie hatte aber große Angst, wie eine Zeugin aussagte: Sie befürchtete, als Lügnerin abgestempelt zu werden. Und sie hatte Angst vor ihrem Vater.

    Kinder mussten ins Haus, wenn der Vater heimkehrte

    Welche Rolle der Mann in der Familie einnahm, wurde beim Prozessauftakt deutlich: Zeugen beschrieben den 46-Jährigen als dominant. Er hätte das Ruder in der Hand gehabt. Was er sagte, sei Gesetz gewesen. Wenn er von der Arbeit kam, mussten die Kinder ins Haus, schilderte die Betreuerin der Großmutter, die bei der Familie lebte. „Die Kinder waren am Wochenende wie eingesperrt“, sagte eine Nachbarin. Das Lieblingskind des Vaters war die älteste Tochter – sie nahm ihn gestern vor Gericht in Schutz.

    Es habe einvernehmlich Geschlechtsverkehr gegeben, fasste die Vorsitzende Richterin Brigitte Grenzstein zusammen, was die junge Frau in über eineinhalb Stunden unter Ausschluss der Öffentlichkeit berichtete. Gewalt sei nicht im Spiel gewesen. Die Tochter habe ihren Vater als liebevoll geschildert – er sei derjenige, den sie nach wie vor gerne als Vater habe.

    Die 24-Jährige habe heute noch phasenweise Mitleid, sagte die Betreuerin vor Gericht aus. Sie wisse nicht, ob sie Opfer sei oder sich schuldig gemacht habe. „Das wäre alles gar nicht so weit gekommen, wenn ich die Pille genommen hätte“, soll sie gesagt haben. Die Wahrheit über ihre beiden Söhne, die 2006 und 2010 zur Welt gekommen waren, verheimlichte sie. Sie erzählte Interessierten von One-Night-Stands, Begegnungen am Baggersee und Partys.

    Nur ihre drei Jahre jüngere Schwester glaubte ihr nicht. Die Familie setzte sie unter Druck, ein Bruder forderte sie sogar auf, die Behauptungen zurückzunehmen. Hass schlug ihr entgegen. Die eigene Mutter und die Oma waren offenbar davon überzeugt, dass die Tochter lügt. „Ich hatte den Eindruck, dass die Leute wirklich nicht wissen, was war“, erinnerte sich die Betreuerin. „Sie lassen es immer noch nicht an sich heran. Das ist das Traurige daran.“

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