Im Fall der ermordeten Franziska (12) aus Möckenlohe bei Eichstätt haben am heutigen Dienstag drei Kripobeamte aus Österreich die Akten ihrer Ingolstädter Kollegen eingesehen. Sie waren auf der Suche nach Hinweisen, die Klärung in der Frage bringen, ob Franziskas mutmaßlicher Mörder – der 26-jährige Stefan B. – möglicherweise auch die 20 Jahre alte Lucile getötet hat. Die Austausch-Studentin aus Frankreich war am 12. Januar in Kufstein am Ufer des Inns erschlagen worden. Franziska war am 15. Februar Opfer eines Sexualverbrechens geworden, als sie mit dem Fahrrad vom Spielen nach Hause fuhr.
Gewisse Auffälligkeiten, aber wenig Parallelen
Trotz gewisser Auffälligkeiten in beiden Fällen scheint seit Dienstag sicher zu sein, dass es sich um zwei unterschiedliche Mörder handeln muss. „Wir sind in unseren Ermittlungen dahin gehend weitergekommen, dass der bayerische Täter für den Tiroler Fall wohl nicht in Frage kommt“, sagte Walter Pupp, der Leiter des Landeskriminalamts Tirol, auf Nachfrage unserer Zeitung. Es gebe nicht wirklich viele Parallelen. Das Phantombild des Mörders von Lucile decke sich beispielsweise nicht mit dem Foto von Stefan B.. Auch wisse man nicht, ob sich der in Untersuchungshaft sitzende B. zur fraglichen Zeit überhaupt in Österreich aufgehalten habe. Ebenso hätten sich weitere Anhaltspunkte als nichtig erwiesen.
„Wir gehen nicht enttäuscht aus diesem Gespräch mit den Ingolstädter Kollegen“, sagte Pupp, „denn auch ein negatives Ergebnis ist ein Ergebnis. Komplexe Ermittlungen dauern eben. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn Stefan B. unser Gesuchter gewesen wäre, aber so ist für uns die Sache nicht mehr relevant.“
Dem Vernehmen nach ist Stefan B. in der vergangenen Woche nochmals zum Mord an Franziska befragt worden. Er hatte bereits kurz nach seiner Festnahme am 16. Februar in einem Teilgeständnis zugegeben, das zwölfjährige Mädchen sexuell missbraucht und getötet zu haben. Ob er sich inzwischen zu weiteren Details geäußert hat, ist nicht bekannt. Sein Anwalt wollte sich am Dienstag dazu nicht äußern. Auch der Tiroler LKA-Chef Pupp gab keine Auskunft zur Frage, ob Stefan B. auf den Mordfall Lucile angesprochen worden ist und wie er sich gegebenenfalls dazu geäußert hat.
Ein DNA-Abgleich soll noch gemacht werden
Allerdings hat die österreichische Polizei den Datenaustausch mit Bayern noch nicht völlig zu den Akten gelegt. Ein DNA-Abgleich soll noch gemacht werden. Dazu fordern deutsche Behördenvertreter eine DNA-Probe von Stefan B. in der Rechtsmedizin München an, die sie dann den österreichischen Kollegen zur Verfügung stellen werden. Die Kripo Innsbruck hat am Tatort in Kufstein DNA-fähiges Material sichergestellt, das dann abgeglichen werden soll.