Sein Internetauftritt spricht Bände: Der mutmaßliche Mörder der zwölf Jahre alten Franziska interessiert sich stark für Fälle von Kindesmissbrauch. Die Fotos auf seinem Facebook-Profil zeigen Blut, brutale Gewalt und den Tod. Und Sympathie für die NPD.
Stefan B., 26, hat zumindest teilweise gestanden, das Mädchen aus dem kleinen Adelschlag im Landkreis Eichstätt überfallen, vergewaltigt und umgebracht zu haben. Das Kind muss unfassbare Qualen und Ängste gelitten haben. Helfer, die an der Bergung der Leiche aus dem Baggersee bei Neuburg an der Donau mitgewirkt hatten, waren danach schockiert und baten dringend um Ablösung.
Entsetzen in der Heimatgemeinde des Opfers
Entsetzen herrscht auch in der Heimatgemeinde des Opfers. Dort war Franziska als aufgewecktes und freundliches Mädchen geschätzt und beliebt. Die Menschen in dem kleinen Ort am südlichen Rand des Landkreises Eichstätt sind wie gelähmt, als sie die Nachricht von der schrecklichen Tat erfahren. Noch tiefer ging der Schock, als gestern Nachmittag bekannt wurde, dass der Täter in Egweil aufgewachsen ist. Der kleine Ort liegt nur wenige Kilometer entfernt. Gekannt haben sich Franziska und ihr mutmaßlicher Mörder Stefan B. aber wohl nicht, sagt die Ingolstädter Kriminalpolizei. Die Ermittler sind überzeugt, dass das Mädchen ein Zufallsopfer gewesen ist.
Das Zufallsopfer eines Mannes, der sich im Internet intensiv über Fälle von Kindesmissbrauch informierte und solche Darstellungen serienweise mit einem „Gefällt mir“ kommentiert hat. Manches deutet auf einen krankhaften Hintergrund hin.
Immer wieder durch Straftaten aufgefallen
Stefan B. lebte bereits längere Zeit in Neuburg und ist dort auch arbeitslos gemeldet. Bei der Polizei ist er gut bekannt. Ein Kleinkrimineller, der immer wieder durch Straftaten aufgefallen ist. Diebstähle, Körperverletzung, Bedrohung und ein sexueller Übergriff stehen in seinem Vorstrafenregister. Er galt als unverbesserlich. Aber ein solches Verbrechen „hätte ihm niemand zugetraut“, sagt ein Polizeibeamter.
Mehrfach schon hat Stefan B. auch Kennzeichen von Autos gestohlen. Auch am Sonntagabend muss er gefühlt haben, dass ihm die Polizei auf den Fersen ist, weil sie den SMS-Hilferuf von Franziska an die Freundin ausgewertet hatte. Darin hat das Opfer von einem unheimlichen Verfolger in einem grünen Auto geschrieben. Ein solcher Wagen wurde am Sonntag auch von Zeugen beim Baggersee gesehen. Vermutlich hatten die Mitteiler sich auch das Kennzeichen gemerkt. Als die Polizei mit bis zu vier Streifenwagen hinter Stefan B. auf der Bundesstraße Richtung Donauwörth herjagte, hatte der Flüchtige wieder geklaute Kennzeichen am Wagen. Nach 40 Kilometern gab er bei Auchsesheim erschöpft auf und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Der Tatort ist bislang unklar
Wo der 26-Jährige das Mädchen vergewaltigt und umgebracht hat, ist unklar. Gestern suchten Einheiten der Bereitschaftspolizei sowohl an dem Radweg kurz vor Adelschlag als auch am Baggersee nach weiteren Spuren. Auch Waldstücke wurden durchkämmt.
Die Kripo Ingolstadt hat eine 25 Mann starke Ermittlungsgruppe gebildet. Das Ergebnis der Obduktion lag gestern bereits vor, Inhalte wurden jedoch aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgegeben.