Der mutige Kampf einer Neu-Ulmer Grundschule gegen islamistisches Gedankengut stößt bayernweit auf Zustimmung. Wie berichtet, hatten Viertklässler im Unterricht unter anderem gesagt: "Christen muss man töten" oder dass die Opfer der islamistisch motivierten Anschläge von Paris "den Tod verdient" hätten. Rektorin Beate Altmann, die mit einem Maßnahmenpaket gegen Hass und Intoleranz in den Klassenzimmern vorgeht, berichtet von "einer Welle der Solidarität", die sie erfahren habe. Viele Eltern, darunter viele türkischstämmige Mütter und Väter, haben sich demnach bei der Schule für ihr "deutliches Signal" bedankt.
Bayerische Politik lobt "vorbildhaftes Verhalten" der Schulleiterin
Auch aus der Politik gab es großes Lob für die Neu-Ulmer Schulleiterin. Etwa vom bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). "Wie sie mit dem brisanten Thema umgeht, ist vorbildhaft", richtete sein Sprecher Ludwig Unger aus. Altmann setze einerseits klare Zeichen, dass solche Aussagen an einer bayerischen Schule keinen Platz haben. Das Kultusministerium kenne durchaus ähnlich gelagerte Fälle im Freistaat, so Unger, "aber solche Äußerungen von Grundschülern habe ich noch nie gehört".
Auch die bayerische Europaministerin Beate Merk, selbst Neu-Ulmerin, ist "alarmiert". Die Reaktion der Schule nannte die CSU-Politikerin "kompetent, schnell und zielgerichtet". Polizei und Verfassungsschutz im Freistaat würden die Schulen beim Thema Islamismus nicht allein lassen: "Es geht nicht an, dass in Koranschulen Hass und Intoleranz gelehrt wird."
Imam der Moschee sucht Austausch mit Schule
Grünen-Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz aus Senden bei Neu-Ulm sagte: "Ich bin entsetzt über die Aussagen dieser Kinder." Sie warne bereits seit Jahren vor dem Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ). Diesem Dachverband gehört eine Moschee in Neu-Ulm an, die viele der Kinder besuchen, die mit den Hetzparolen aufgefallen waren. "Diese Verbände bauen Parallelgesellschaften auf, die sehr gefährlich sind."
Das Gespräch mit Schulleiterin Altmann suchten gestern nicht nur zahlreiche Journalisten. Auch Vertreter der fraglichen Moschee wurden im Rektorat vorstellig, darunter der Imam. In einem durchaus freundlichen Austausch hätten die Vertreter der Moschee erneut beteuert, dass sie mit den schrecklichen Sätzen nichts zu tun hätten, so Altmann. Doch an den Tatsachen ändere sich für sie nichts, es sei Fakt, dass mehrere Schüler, die regelmäßig die Koranschule der Moschee besuchen, die Hetzparolen geäußert hätten.
Wie genau die Aussagen der Viertklässler zustande gekommen sind, versucht nun eine auch auf die Bekämpfung des radikalen Islamismus spezialisierte Sondereinheit der Kriminalpolizei herauszufinden. Die Kinder selbst sind strafunmündig, doch woher und von wem sie die Parolen haben, interessiert die Behörden brennend. Ein Polizeisprecher bestätigt: "Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Volksverhetzung."
Monika Weltz, die Rektorin der "Vision Privatschulen" in Jettingen-Scheppach, die von rund 160 überwiegend türkischstämmigen Mädchen besucht wird, betont unterdessen, dass ihre Schule in "absolut keiner Verbindung" zum VIKZ stehe. Im Gegensatz zur Darstellung im Artikel "Wer das Kreuz malt, kommt in die Hölle" in unserer Zeitung vom Freitag befinde sich das Internat in Jettingen-Scheppach in der Trägerschaft mehrerer gemeinnütziger Nachhilfeinstitute, die in keinem Dachverband organisiert seien. "An unserer Schule würden solche Aussagen niemals toleriert", so Weltz. Auch die Neu-Ulmer Grundschulleiterin Beate Altmann bestätigt, dass sich ihre Aussagen in dem Bericht nicht auf diese Schule beziehen, sondern eine Einrichtung in Baden-Württemberg.