Der Zugriff erfolgte auf offener Straße: Nach dem brutalen Überfall auf ein älteres Ehepaar am Wochenende in Neuhausen (Kreis Neu-Ulm) haben Kriminalpolizisten gestern mitten in Neu-Ulm drei Personen festgenommen. Die Männer könnten in Zusammenhang mit der Tat stehen, ließ das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten auf Anfrage wissen.
Ein Hinweis habe die Ermittler auf die Spur geführt – aber es war die falsche: Nach Vernehmungen stand am frühen Abend fest, dass es keinen schnellen Fahndungserfolg gibt. Die Männer haben mit dem Raub nichts zu tun und wurden auf freien Fuß gesetzt. Bisher gibt es also keine heiße Spur, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Fast zwei Stunden lang durchsuchten die Täter das Haus
Rückblick: In der Nacht zum Sonntag waren gegen 3 Uhr vier Maskierte in ein Haus im Dorf Neuhausen eingebrochen. Sie überraschten den 64-jährigen Mann und seine 62-jährige Frau im Schlaf, überwältigten beide mit Gewalt und fesselten sie mit Kabelbindern. Dann durchsuchten die Einbrecher das Haus nahezu zwei Stunden lang.
Der Frau hielten sie ein Messer an die Kehle und forderten sie auf, den Tresor zu öffnen. Die Angreifer erbeuteten schließlich Bargeld, Schmuck, Münzen sowie eine Briefmarkensammlung. Dann flüchteten sie mit dem Wagen des Ehepaars.
Die Gefesselten konnten sich befreien und alarmierten die Polizei. Mehrere Streifenwagen und ein Hubschrauber suchten nach den Tätern, jedoch zunächst ohne Erfolg. Das gestohlene Auto, ein Mercedes der E-Klasse, wurde am Sonntag in einem Waldstück nahe des Neu-Ulmer Stadtteils Steinheim gefunden.
Einbrecher bedrohten ihre Opfer mit dem Tod
Die Opfer waren gestern noch fassungslos: „Ich dachte, unser letztes Stündlein hat geschlagen“, sagte der Mann im Gespräch mit unserer Zeitung. „Plötzlich standen vier Vermummte im Schlafzimmer.“ Die Täter seien kaltblütig vorgegangen, hätten ihn mit dem Tod bedroht und mit einem Stofffetzen geknebelt. „Ich wäre daran fast erstickt“, schilderte der Mann seine Notlage. Von den Attacken der Peiniger habe er ein blaues Auge davon getragen.
Die Unbekannten verwandelten die Einrichtung in ein Trümmerfeld. „Eine Katastrophe“, sagte der 64-Jährige. Erst vor drei Jahren sei das Ehepaar in den kleinen Ort Neuhausen gezogen. „Weil es da schön ruhig ist“, erklärte der Mann. Doch in der Nacht zum Sonntag wurde das ländliche Idyll zum Albtraum: „Wir hatten Todesängste.“
Diebe raubten Münzensammlung
Die Einbrecher hätten seine gesamte Altersreserve geraubt, darunter wertvolle Münzen. „Ich habe über 50 Jahre gesammelt und jetzt ist alles weg.“ Woher die Täter wussten, dass bei ihm etwas zu holen ist, sei ihm schleierhaft, so der Mann.
Die Polizei geht aktuell davon aus, dass die Täter gut über ihr Ziel informiert waren. Es gibt allerdings nur eine vage Beschreibung der Unbekannten: Die Ermittler suchen nach vier schlanken Männern im Alter zwischen und 20 und 30 Jahren.