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Neu-Ulm: Drei Generationen beim BRK: Helfen ist bei ihnen Familiensache

Neu-Ulm

Drei Generationen beim BRK: Helfen ist bei ihnen Familiensache

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    Ein Teil der Vogelmann-Familie in Dienstkleidung (von links): Welf, Verena, die kleine Lea und Nadine Vogelmann sowie Barbare Schulenkorf.
    Ein Teil der Vogelmann-Familie in Dienstkleidung (von links): Welf, Verena, die kleine Lea und Nadine Vogelmann sowie Barbare Schulenkorf. Foto: Alexander Kaya

    In Neu-Ulm ist helfen Familiensache. Mit einem Augenzwinkern könnte man auch sagen: Vogelmann-Sache. Denn die Familie hat die dortige Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) fest im Griff: Vater, Mutter, deren neuer Mann, drei Kinder, Schwägerin und Schwager, sogar drei Enkel sind in der Hilfs- und Rettungsorganisation aktiv – drei Generationen.

    Verena Vogelmann, die 29-Jährige Tochter, ist zwischen Sanitätskoffer, Blaulicht und signalroten Westen aufgewachsen. Für sie sei das ganz normal gewesen, sie habe sich in der Geschäftsstelle immer wie Zuhause gefühlt. „Man wird da halt so reingeboren“, sagt sie rückblickend.

    Bereits im Alter von neun Jahren wurde sie Mitglied beim Jugend-Rot-Kreuz, das ihre Mutter nach einer inaktiven Phase in Neu-Ulm wieder belebt hat. Das Mädchen warb damals mit Feuereifer Klassenkameraden an, sodass die Gruppe schnell wuchs. Die Kinder teilten bei Blutspende-Aktionen Geschenke aus, begleiteten später erwachsene Rotkreuzler bei ihrem Rundgang auf Volksfesten oder lernten in Erste-Hilfe-Kursen, selbst Hand anzulegen. Einige sind bis heute dabei geblieben.

    Das Ehrenamt beim BRK beansprucht mehr als 1500 Stunden im Jahr

    Heute leitet Verena Vogelmann die Bereitschaft Neu-Ulm, ihr Schwager unterstützt sie als Stellvertreter. Ihre Aufgabe ist es, sich mit Veranstaltern abzusprechen, Personal einzuteilen, Aus- und Fortbildungen zu organisieren, sich um die Öffentlichkeitsarbeit zu kümmern und – das wichtigste – selbst als Sanitäter bereitzustehen. Das Ehrenamt beanspruche mehr als 1500 Stunden im Jahr, sagt die junge Frau, die beruflich bei einer Krankenkasse tätig ist.

    Verena Vogelmann tritt damit in die Fußstapfen ihrer Mutter. Auch Barbara Schulenkorf, geschiedene Vogelmann, führte die Bereitschaft Neu-Ulm mehrere Jahre lang. „Man muss das Amt rechtzeitig aufgeben und junge, dynamische Führungskräfte ranlassen. Nur so kann man als Verband attraktiv bleiben für junge Leute“, sagt die 58-Jährige. In Neu-Ulm hätten sie kaum Nachwuchssorgen, das sei nicht überall so.

    Vor zwölf Jahren hat sich die gelernte Bankkauffrau dazu entschieden, hauptberuflich beim BRK zu arbeiten. Sie kümmert sich seither um die Verwaltung und den Hausnotruf. Auch nach Feierabend bleibt sie in der Kreisgeschäftsstelle. Nach wie vor übernimmt Schulenkorf ehrenamtlich Dienste, etwa bei einem Rockkonzert in der Neu-Ulmer Arena, beim Einstein-Marathon oder dem „Nabada“ auf der Donau.

    Rund 240 Mal muss das Neu-Ulmer Bereitschafts-Team jährlich ausrücken. Meistens sind die Sanitäter gefordert, wenn bei Menschen der Kreislauf oder das Herz streikt. Reanimationen seien Routine. „Das klingt für Laien komisch, für uns sind das Abläufe, die wir oft trainiert haben und abrufen können“, erklärt Vogelmann. Schwieriger seien Einsätze, in die Kinder verwickelt sind. Die 29-Jährige erinnert sich an einen Abend, an dem sie in eine Flüchtlingsunterkunft gerufen wurden: Ein Kind blutete aus Mund und Ohren, krampfte. Später stellte sich heraus, dass es misshandelt worden war, bis zum Schädelbasisbruch.

    „Bei Kindern braucht man Fingerspitzengefühl“, sagt die Bereitschaftsleiterin. Wichtig sei es, nicht alles an sich heranzulassen. Habe man trotzdem mit einem Erlebnis zu kämpfen, helfen speziell ausgebildete Kollegen dabei, es zu verarbeiten.

    Die anderen Rotkreuzler sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde

    Die kleinsten Vogelmanns sind mit solchen Vorfällen freilich noch nicht konfrontiert. Die Enkel verarzten stattdessen Teddys, kleben Pflaster oder lernen in Trau-Dich-Kursen, auf Fremde zuzugehen. „Das ist niedlich. Sie sagen dann: Hallo, ich bin vom Roten Kreuz, ich kann dir helfen“, erzählt Vogelmann. Ziel sei es, Hemmschwellen abzubauen und die Kinder spielerisch mit der Arbeit des BRK vertraut zu machen.

    Da die Vogelmanns einen Großteil des Alltags in ihrem Ehrenamt verbringen, sind die insgesamt rund 90 Rotkreuzler in Neu-Ulm nicht nur Kollegen, sondern Freunde, einzelne sogar Paten. „Wir würden uns so oder so treffen – nun eben im Dienst“, sagt Vogelmann. Gemeinsame Fahrradtouren, Ausflüge oder Biergartenbesuche helfen dabei, auch einmal auf andere Gedanken zu kommen.

    Knifflig wird es bei den Vogelmanns, wenn Familienfeste anstehen. Neulich etwa habe eine Schwägerin 30. Geburtstag gefeiert. Parallel fand eine Veranstaltung in der Neu-Ulmer Arena statt, bei der das BRK vor Ort sein sollte. „Wir müssen uns dann abwechseln, damit jeder mal beim Fest dabei sein kann“, sagt Verena Vogelmann und lacht.

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