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Neben Toter gelebt: "Man gewöhnt sich an den Geruch" - wie Leichen verwesen

Neben Toter gelebt

"Man gewöhnt sich an den Geruch" - wie Leichen verwesen

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    Fünf Jahre lang hat eine Frau in München mit ihrer toten Mutter zusammengelebt.
    Fünf Jahre lang hat eine Frau in München mit ihrer toten Mutter zusammengelebt. Foto: Armin Weigel, dpa (Symbolbild)

    Es klingt schier unfassbar, was da in München passiert ist. Eine 55 Jahre alte Frau lebte mit ihrer toten Mutter in einer Wohnung. Fünf Jahre lang schlief sie neben der Leiche im Ehebett, bevor ein Sozialarbeiter die Wohnung durch die Polizei öffnen ließ.

    Im Polizeibericht heißt es, nach der Entdeckung habe man die Leiche in die Rechtsmedizin und die Tochter in eine psychiatrische Einrichtung überwiesen.

    Aber wie muss man sich dieses "Zusammenleben" mit einer Leiche vorstellen? War der Geruch überhaupt erträglich? Und wie gefährlich war es, jahrelang neben einer Toten zu schlafen? Rechtsmediziner Professor Matthias Graw erklärt, was in fünf Jahren mit einem Toten passiert.

    Wie eine Leiche verwest, ist tatsächlich eine Frage des "Milieus", das sie umgibt. Damit meint Graw selbstverständlich nicht die Gesellschaft, in der sich die Leiche befindet. Nein, er spricht von der Beschaffenheit des Raumes, von Feuchtigkeit und Wärme.

    Leichen verwesen auf Friedhöfen anders als zu Hause

    Wäre die Leiche unter der Erde in einem "guten Münchner Friedhof" gelegen, dann wären mit Sicherheit nur noch Knochen übrig, erklärt der Mediziner. Unter der Erde ist es feucht und kühl, so dass Fäulnis, Verwesung und Tierfraß nach und nach ihre Arbeit tun. Erst setzt die Fäulnis ein, wenn zum Beispiel Darmbakterien sich vom Organ aus innerlich über den ganzen Körper verteilen und ihn nach und nach zerfressen.

    In der Verwesung fasst man eine Vielzahl von Vorgängen auf. Der Rechtsmediziner erwähnt dabei vor allem Pilze, die sich auf der Haut ansiedeln. Der Tierfraß tut sein übriges. "Natürlich darf man dabei in Deutschland nicht an Löwen oder ähnliche großen Tiere denken", sagt Graw. Auf einem deutschen Friedhof seien es vor allem Fliegen und Käfer, die sich durch den Korpus fressen.

    Im Fall der Münchnerin traten diese Leichenstadien nicht ein. Sie lag trocken und warm im Bett. Diese Form der Leichenentwicklung sei vergleichbar mit Stockfisch oder Dörrobst, sagt Graw. Die Darmbakterien fressen sich nicht durch den Körper. Lediglich vereinzelte weiße Pilzspuren übersäen den Körper bei Mumien.

    Wenn die Leiche mumifiziert, kann man es Jahre neben ihr aushalten

    Die Leiche verbreite zwar einen muffigen Geruch, doch daran könne man sich wie in einem schlecht belüfteten Raum gewöhnen. Er habe schon wesentlich schlimmere Gerüche wahr genommen, als den einer mumifizierten Leiche, sagt der Mediziner.

    Treten denn Krankheiten auf? Nein, antwortet der Mediziner klar. "Es entsteht nichts Giftiges." Nach Jahren der Mumifizierung hat man es mit einem ledrigen Haut zu tun, die einen braunen bis dunkelbraunen Teint bekomme.

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