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Naturmedizin-Pionier: Warum ein Mann ein Haarbüschel von Kneipp aufbewahrt

Naturmedizin-Pionier

Warum ein Mann ein Haarbüschel von Kneipp aufbewahrt

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    Das Foto von Sebastian Kneipp samt Haarbüschel.
    Das Foto von Sebastian Kneipp samt Haarbüschel. Foto: Sammlung Mahler

    „Sie wollen jetzt wissen, ob die Haare gefärbt sind, oder?“, fragt Max Mahler und lacht herzhaft ins Telefon. Nein, lautet die Antwort, aber jetzt, wo der 73-Jährige es so direkt anspricht: Wie sehen sie denn aus, die Haare von Sebastian Kneipp, die er in seiner Sammlung über den berühmten Pfarrer und Wasserdoktor verwahrt? „Die Farbe passt, sie sind ganz weiß“, sagt Mahler, der Ururgroßneffe des Mannes, der an diesem Montag vor 200 Jahren in Ottobeuren im Landkreis Unterallgäu geboren wurde.

    Sind die Haare echt?

    Ob das Haarbüschel, das feinsäuberlich mit einer Schleife an ein Foto von Kneipp geheftet ist, das Mahler einst von seiner Großmutter bekommen hat, tatsächlich von Kneipp stammt, kann er nicht beschwören. „Ich kann mir es aber gut vorstellen, so wie Kneipp damals verehrt wurde und es heute ja von vielen noch wird – da sind so ein paar Haare ja fast wie eine Reliquie“, sagt der gelernte Uhrmacher und Optikermeister. Auf die Idee, der Sache weiter nachzugehen, die alten Haare gar in einem Labor untersuchen, einen DNA-Test machen zu lassen, sei er noch nicht gekommen – so wichtig sei ihm das haarige Thema dann doch wieder nicht, sagt er.

    Wie bedeutend Sebastian Kneipp für viele Menschen, vor allem aber für die Region rund um seinen Geburtsort und seine Wirkungsstätten ist, zeigen die proppenvollen Veranstaltungskalender im Jubiläumsjahr – auch wenn einiges davon der Pandemie zum Opfer gefallen ist. Denn Kneipp war weit mehr als ein Wassertreter aus Schwaben, der in Dillingen studierte und die meiste Zeit seines Lebens in Wörishofen (damals noch ohne Bad) verbrachte. Er war Priester, Buchautor, Weltreisender, ja sogar päpstlicher Geheimkämmerer. Für viele war er ein Heiler, der mit seinen Wasserkuren und seinem ganzheitlichen Gesundheitskonzept Meilensteine in der Medizin gesetzt hat. Für wenige – vor allem Ärzte und Apotheker zu Kneipps Lebzeiten – war er ein Kurpfuscher.

    Ein wertvoller Brief

    Viktoria Mahler dürfte eher zu den Bewunderern Kneipps gezählt haben. „Da der Onkel immer ein Frühaufsteher war, hatte ich oft das Glück, ihn zu treffen, wenn er zum Kaffee kam. Ich denke immer noch mit Freude an die schöne Zeit im Kloster“, schrieb sie einst in einem Brief an ihren Enkel Max, als dieser mehr zu seinem berühmten Vorfahren wissen wollte. „Der Brief ist heute für mich viel wert“, sagt Max Mahler. Viel mehr als Kneipps vermeintliches Haarbüschel in seiner Fotosammlung. Und doch sei es schon etwas Besonderes, räumt er ein: „Es hat ja nicht jeder ein paar Haare vom berühmten Sebastian Kneipp zu Hause“, sagt er und lacht.

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