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Natur: Vogelzählung: Wie viele Tiere leben in unseren Gärten?

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Vogelzählung: Wie viele Tiere leben in unseren Gärten?

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    Rotkehlchen, Amsel, Sperling und Kohlmeise (von links oben im Uhrzeigersinn) kommen in vielen bayerischen Gärten vor.
    Rotkehlchen, Amsel, Sperling und Kohlmeise (von links oben im Uhrzeigersinn) kommen in vielen bayerischen Gärten vor.

    Der Buchfink und die Blaumeise, die Bachstelze, der Buntspecht und die vielen anderen Vögel, die in Bayern leben, sind kleine, gefiederte Internetstars geworden. Die Gartenvogel-Porträts auf der Seite des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) werden derzeit besonders häufig angeklickt: In den vergangenen acht Wochen gab es mehr als eine Viertelmillion Aufrufe. Die Webseitenzugriffe sind der Naturschutzorganisation zufolge seit Mitte März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 50 Prozent gestiegen. „Das Interesse der Menschen an Vögeln ist währen der Corona-Krise sehr gestiegen“, sagt Markus Erlwein, Sprecher des

    Eine neue Wahrnehmung der Natur

    Der Vogelexperte erklärt sich das so: Man habe in den vergangenen Wochen, in denen man meist zuhause war, auf dem Balkon saß oder spazieren gegangen ist, mehr Zeit gehabt, die Tierwelt wahrzunehmen. „Die Natur hatte ja nicht geschlossen“, sagt Erlwein. Es gebe nun eine neue Wahrnehmung dessen, was schon immer da wahr – wohl auch deshalb, weil man in dieser schwierigen Situation eben auch schöne Dinge brauche.

    Dieses gestiegene Interesse an der Vogelwelt könnte sich am Wochenende auch in Zahlen niederschlagen. Beim LBV hofft man, dass in diesem Jahr deutlich mehr Menschen bei der Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ mitmachen als im vergangenen Frühling, wo immerhin auch schon 12.000 Vogelfreunde teilgenommen und mehr als 265.000 Vögel aus rund 8000 Gärten gemeldet haben.

    Bereits zum 16. Mal rufen der LBV und sein bundesweiter Partner NABU dazu auf, eine Stunde lang die Vögel im Garten, am Fenster oder auf dem Balkon zu zählen. Die „Stunde der Gartenvögel“ hat am Freitag begonnen, bis Sonntag kann jeder Bürger zum Vogelforscher werden und durch seine Beobachtungen den bayerischen Naturschützern wichtige Daten über die Vogelwelt liefern.

    Tierfreunde sollen eine Stunde lang zählen

    Und so funktioniert die Zählaktion: Von einem ruhigen Plätzchen aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Die Erkenntnisse können dann auf der Internetseite www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de. eingetragen werden. Vogelexperte Erlwein vermutet, dass in diesem Jahr wieder der Spatz am häufigsten von den Menschen gezählt wird – was allerdings nicht bedeute, dass es dem Vogel besonders gut gehe. Im Gegenteil: „Er verliert überall an Lebensraum und Nistplätzen“, sagt Erlwein.

    Die bayerischen Artenschützer interessiert bei der Zählaktion in diesem Jahr vor allem, wie stark die Bestände der Blaumeise unter einer in Deutschland vor kurzem neu entdeckten Vogelkrankheit leiden und wie stark die Meisenart im Freistaat betroffen ist. „Leider erliegen in diesem Frühjahr viele der kleinen Vögel mit dem blau-gelben Federkleid dem für Meisen meist tödlichen Erreger Suttonella ornithocola. Der beliebte Gartenvogel steht heuer deshalb auch besonders im Blickpunkt der Zählung“, teilt der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer mit.

    Wie wirkt sich der neue Erreger auf die Meisen aus?

    Bisher könne nur spekuliert werden, wie sich der neue Erreger langfristig auf den Bestand auswirkt. Im besten Fall, so die Hoffnung der Experten, könnten die überlebenden Meisen in diesem Jahr besonders erfolgreich brüten, da sie weniger Konkurrenz haben. Im schlechtesten Fall könnte mit der Krankheit ein andauernder Abwärtstrend des Blaumeisen-Bestands beginnen.

    Wer derzeit mit offenen Augen in der Natur unterwegs ist, der wird übrigens nicht nur ausgewachsene Vögel sehen, sondern auch die ersten Vogelküken. Den LBV erreichen derzeit viele Anfragen von Tierfreunden, die vermeintlich in Not geratenen Vögelchen helfen wollen. Erlweins Rat ist eindeutig: „Bitte Finger weg!“. Denn die Sache sei meist so: Wenn ein kleiner Vogel zu groß fürs Nest wird, er aber noch nicht fliegen kann, dann hüpft er oft über den Boden oder hockt im Gebüsch – verlassen ist er aber deswegen noch lange nicht. Er wird von den Eltern, die meist nicht weit entfernt sind, weiterhin gefüttert. „Jungvögel brauchen im Normalfall keine Hilfe“, sagt Erlwein. Es gebe aber Ausnahmen, etwa wenn man über mehrere Stunden ein einsames Vogelkind beobachtet, dessen Eltern sich nicht blicken lassen und das in Gefahr ist, etwa, weil es an einer Straße sitzt. „Dann kann man den Vogel in ein Gebüsch in der Umgebung setzen. Man kann trotzdem davon ausgehen, dass die Eltern noch zurückkehren.“ Die Vogelkinder seien vor allem für Katzen eine leichte Beute. Deswegen apelliert Erlwein an die Katzenhalter: „Wenn man merkt, dass Jungvögel da sind, wäre es schön, die Katzen möglichst viel drinnen zu halten oder nur unter Aufsicht in den Garten zu lassen.“ Zum Wohle von Amsel, Drossel, Fink und Star – und der restlichen Vogelschar.

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