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Nahverkehr: S-Bahn zwischen Bayern und Baden-Württemberg kommt nicht in Fahrt

Nahverkehr

S-Bahn zwischen Bayern und Baden-Württemberg kommt nicht in Fahrt

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    Eine Regio-S-Bahn zwischen Bayern und Baden-Württemberg wäre besonders für viele Pendler in der Grenzregion gut.
    Eine Regio-S-Bahn zwischen Bayern und Baden-Württemberg wäre besonders für viele Pendler in der Grenzregion gut. Foto: Patrick Pleul, dpa-Zentralbild/dpa (Symbolbild)

    Die Idee klingt gut. Ein S-Bahn-Netz soll die Länder Bayern und Baden-Württemberg künftig enger verbinden. Das würde den öffentlichen Nahverkehr stärken und die Straßen entlasten. Geplant ist das Projekt schon seit Jahren. Während es von Freistaatsseite bereits aufgegleist wird, kritisieren württembergische Politiker das Verkehrsministerium im Nachbarbundesland. Sie sind der Meinung, dass es in Stuttgart zu langsam vorwärtsgeht.

    Will die baden-württembergische Regierung das S-Bahn-Projekt wirklich voranbringen?

    Auf bayerischer Seite startete das Projekt Schnellbahn mit der ersten Strecke, auf der Züge von Ulm nach Memmingen und Weißenhorn unterwegs sind, bereits im Dezember vergangenen Jahres. Das Projekt, so heißt es, sei ein Erfolg für den Verein „Regio-S-Bahn Donau-Iller“, der sich seit Jahren für eine bessere Verkehrsanbindung der beiden Nachbarbundesländer Bayern und Baden-Württemberg einsetzt.

    Das Betriebskonzept der Regio-S-Bahn Donau-Iller beinhaltet alle im Zulauf auf Ulm/Neu-Ulm bestehenden Schienenstrecken. Für ein solches Nahverkehrssystem sind allerdings vielerorts eine große Anzahl von Infrastrukturausbauten wie zweigleisige Ausbauten sowie neue und aufgewertete Stationen geplant. Ziel ist es, dass die Züge zwischen den beiden Ländern im Halbstundentakt verkehren. Das S-Bahn-Netz soll sich im Endausbau aus acht Strecken zusammensetzen.

    Martin Rivoir geht das Projekt zu langsam voran. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es die baden-württembergische Regierung wirklich voranbringen will.“, sagt der SPD-Landtagsabgeordneter aus Ulm unserer Zeitung.

    Die SPD betont, wie wichtig die Regio-S-Bahn für die Grenzregion ist

    Das grüne Verkehrsministerium in Stuttgart lehne bisher die Benennung - zum Beispiel der Verbindungen Richtung Friedrichshafen, Blaubeuren oder Heidenheim - als Regio-S-Bahn Donau/Iller ab, weil dort die Betriebsqualität angeblich "keinen S-Bahn-Standard hat“ sagt der Politiker. Aus seiner Sicht wäre es gut gewesen, den Ankündigungen Taten folgen zu lassen, auch wenn zunächst nicht alle Ansprüche an den Takt realisiert werden könnten. Rivoir: „Es ist wichtig für die Region, dass die Produktbezeichnung Regio-S-Bahn schnellstmöglich eingeführt wird und damit eine länderübergreifende Identifikation entsteht.“

    Rivoir vermutet als Bremser das von Grünen-Politiker Winfried Hermann geführte Stuttgarter Verkehrsministerium. Dort hat man seiner Meinung wenig Interesse an einem zügigen Ausbau der Regio-Netzes. Auch Landtagskollege Manuel Hagel von der CDU kritisiert, dass in Stuttgart seit 2011 nicht viel passiert sei. „Man ist noch ganz am Anfang der Planungen eines zugegebenermaßen hochkomplexen Gesamtprojekts. Wir brauchen hier ein besseres Projektmanagement. Und wir brauchen eine offene und ehrliche Kommunikation aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium mit der Region. Die S-Bahn Donau-Iller bleibt eine Mammutaufgabe aber sie bleibt aber auch eine Riesenchance für die Region.“ Es müsse jetzt in größeren Schritten als bisher vorangehen.“

    Rivoir sagt, von der Stuttgarter Landesregierung seien nicht einmal länderübergreifende Ausschreibungen für die Regio-S-Bahn geplant und die bestehenden Verträge mit den Betreibern würden zum größten Teil bis 2032 laufen. Erst danach könnten gemeinsame Ausschreibungen erfolgen.

    Die nächste Chance auf die Einführung der Regio-S-Bahn auf baden-württembergischer Seite ist nach Aussage des Sozialdemokraten aber schon der Fahrplanwechsel im Dezember 2021 mit der Inbetriebnahme der elektrifizierten Südbahn von Ulm nach Friedrichshafen.

    Bislang fehlt die Verlässlichkeit einer knappen Taktung, um die Strecken attraktiver zu machen

    Aus dem Stuttgarter Verkehrsministerium heißt es: „Es ist richtig, dass Schienenverkehrsprojekte in der Regel zu lange dauern“, sagt Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr. Man werde in Kürze aber versuchen, mit dem Bundesministerium eine Vereinbarung zu treffen, nach der das Land in Vorleistung gehen kann, ohne die Bundeszuschüsse für das dreistellige Millionenprojekt zu riskieren. Ein Brief mit den entsprechenden Forderungen liegt unserer Zeitung vor. Darin heißt es, man wolle mit dem Bund „mögliche Spielräume für Angebotsverbesserungen besprechen“. Wenn dies gelinge, könnte man beispielsweise mit Maßnahmen wie mehr Züge und mehr Verbindungen auf den Linien einen Halbstundentakt einführen. „Das könnten wir tun, bevor der Infrastrukturausbau stattgefunden hat,“ sagt Lahl.

    Heute fahren übrigens auf den meisten Strecken bereits Regionalzüge. Doch vor allem die Verlässlichkeit einer knappen Taktung fehlt, um die Strecken attraktiver zu machen. Das soll nämlich insbesondere Pendler in der Großregion dazu bringen, vom Auto auf die umweltfreundlichere Bahn umzusteigen.

    Die Landkreise und Städte in der Region haben Erwartungen an ein S-Bahn-Netz. "Wir haben ein großes Einzugsgebiet, ein gut ausgebautes S-Bahn-Netz wäre ein wichtiger Impuls für unsere Stadt“, sagte etwa Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder dem Bayerischen Rundfunk.

    Laut Oliver Dümmler vom Verein „Regio-S-Bahn Donau Iller“ ist es wichtig, dass das Konzept in den Köpfen der Menschen verankert wird. Deshalb startete die S-Bahn, wenn auch vorerst nur in Bayern. Wie groß das Schnellbahn-Netz am Ende einmal sein wird, hängt übrigens auch vom Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Analyse ab, von der der Bund letztendlich die Vergabe seiner Mittel abhängig machen will. Doch bis das klar ist, dauert es noch: Ergebnisse werden erst in gut drei Jahren erwartet.

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