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Foto: Matthias Balk, dpa
Foto: Matthias Balk, dpa

Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, sitzt zum Beginn des Corona-Impfgipfels der bayerischen Staatsregierung in der Staatskanzlei an seinem Platz und sortiert seine Unterlagen.

Corona-Impfung in Bayern
28.06.2021

Nach Impfgipfel: So soll in Bayern schneller geimpft werden

Von Anika Zidar

Die Corona-Impfungen in Bayern schreiten voran. Doch geht es angesichts der Delta-Variante schnell genug? Ministerpräsident Markus Söder nimmt dazu Stellung.

Immer stärker erwacht in diesem Sommer das öffentliche Leben in Bayern: Biergärten und Freibäder sind wieder geöffnet, auch Kulturhäuser wie Kinos und Theater dürfen wieder Vorstellungen zeigen. Und bei der Fußball-EM in München waren wieder Tausende zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft in der Allianz Arena. Angesichts all der Lockerungen wird im Kampf gegen das Virus die Corona-Impfung immer wichtiger - gerade auch, weil sich die Delta-Variante des Coronavirus in Europa und Deutschland weiter ausbreitet.

Corona-Impfung in Bayern: Söder und Holetschek informieren über den Impf-Fortschritt

Doch wie weit ist der Freistaat bei der Immunisierung der Bevölkerung? Und wie soll es mit den Corona-Impfungen weitergehen? Zu diesen Fragen haben am Mittag Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus Holetschek Stellung bezogen.

Zu Beginn seines Statements gab Söder eine eindringliche Warnung ab: "Die Delta-Variante zu ignorieren, wäre ein schwerer Fehler. Wir dürfen keinesfalls davon ausgehen, dass sie wie ein Sommergewitter an uns vorbeigeht." Zahlen aus Großbritannien legten nahe: Gerade Schüler und junge Menschen seien stark von der neuen Delta-Variante betroffen. Auf diese Entwicklung müsse man daher reagieren, so Söder.

Die Corona-Regeln zu Maskenpflicht und Abstandsgebot bleiben daher bis auf Weiteres bestehen, sagte der Ministerpräsident. Das gelte insbesondere auch für die Sommerferien in Bayern: "Wir dürfen jetzt nicht blind alles öffnen und Vorsichtsmaßnahmen aufgeben." Zudem müsse man im Kampf gegen die Delta-Variante auch das Impftempo deutlich erhöhen. "Bei der britischen Variante half die Erstimpfung noch sehr gut, um die Ausbreitung zu verhindern. Doch bei der Delta-Variante hilft nur vollständiger Impfschutz in zwei Dosen."

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Nicht nur Mangel an Corona-Impfstoff bremst die Corona-Impfungen in Bayern

Bayern ist vor allem bei den Erstimpfungen im Vergleich der Bundesländer ins Hintertreffen geraten. Mit knapp 51 Prozent liegt Bayern hier auf dem vorletzten Platz der Erstimpfungen. Mit 35 Prozent bei den vollständigen Impfungen liegt Bayern in dieser Statistik im Mittelfeld.

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Der Ministerpräsident hat dafür eine Erklärung: Grund für den schleppenden Fortschritt sei die ungerechte Verteilung des Impfstoffs durch den Bund, so Söder. "Auf die Einwohnerzahl gerechnet erhält Bayern nicht so viel Impfstoff wie andere Bundesländer." Wahr sei aber auch: "Nicht jeder Impfschutz wird immer genutzt. Termine wurden zuletzt abgesagt oder verschoben, teils auch, weil Bürger in den Urlaub fahren wollten."

Ziel der bayerischen Staatsregierung ist nun, bis Ende September mindestens 85 Prozent der Impfwilligen über 18 Jahren zu impfen, sagte der Ministerpräsident. Dabei gelte es, so viele Dosen wie möglich noch vor den bayerischen Sommerferien zu verimpfen. Um die Corona-Impfung weiter zu beschleunigen, plant die Staatsregierung folgende Maßnahmen.

  • Impfpriorität wird komplett aufgehoben: Auch in Impfzentren wird die Impfpriorität in Bayern in dieser Woche aufgehoben. Da die Risikogruppen der Prioritätsstufen 1 bis 3 nun weitgehend geimpft seien, mache es keinen Sinn mehr, weiter an der Priorisierung festzuhalten.
  • Impf-Intervalle verkürzen: Kommt nun mehr Impfstoff nach Bayern, sollen die Impf-Intervalle zwischen Erstimpfung und Zweitimpfung verkürzt werden. So will die Staatsregierung unter anderem auch die Akzeptanz von AstraZeneca stärken. Dieser Impfstoff wurde zuletzt mit Abstand von bis zu drei Monaten zwischen erster und zweiter Dosis verimpft.
  • Kreuzimpfungen flexibler ermöglichen: Gesundheitsminister Holetschek rief die Ständige Impfkommission (Stiko) auf, sich zum Thema Kreuzimpfungen mit zwei verschiedenen Impfstoffen klarer zu positionieren. Kreuzimpfungen könnten auch die Akzeptanz des Impfstoffs von Astrazeneca verbessern. Zudem seien Kreuzimpfungen unter Umständen für Auffrischungen etwa bei Bewohnern von Seniorenheimen laut Virologen eine denkbare Alternative.
  • Mehr Impfstoff für Bayern: Zuletzt habe der Freistaat angesichts des Lieferausfalls von Johnson&Johnson weniger Impfdosen erhalten. Auch gemessen an seiner Einwohnerzahl habe Bayern nicht so viel Impfstoff erhalten wie andere Bundesländer. Hier wolle man den Druck auf den Bund erhöhen, bei der Vergabe der Impfdosen an die Bundesländer gerechter vorzugehen.
  • Mehr Flexibilität für Bayern: Zwischen den Impfpartnern, also zwischen Ärzten, Impfzentren und Betriebsärzten, soll Impfstoff flexibler weitergegeben werden. Bleibt in einer Praxis oder einem Impfzentrum Impfstoff übrig, soll er anderenorts verimpft werden. Der Austausch soll verbessert werden, gerade Betriebsärzte sollen mehr Impfstoff erhalten. Für besseren Austausch und die Koordination ist das Gesundheitsministerium unter Klaus Holetschek zuständig.
  • Impfzentren weiter betreiben: Söder betonte, dass aus Sicht der bayerischen Staatsregierung die Impfzentren des Bundes aufrecht erhalten werden sollten. Gerade im Sommer, wenn Ärzte und Betriebsärzte im Urlaub sind, als flexible Einsatzteams etwa in Stadtvierteln, aber auch für Auffrischungsimpfungen ab dem Herbst seien Impfzentren weiterhin sehr wichtig.
  • Impfangebote für Jüngere: Weil Jüngere besonders gefährdet sind, soll es Impfangebote speziell für Schüler und Studenten geben. Zunächst soll für alle Schüler über 18 noch vor den Sommerferien die Impfung an den Abschlussklassen der Gymnasien beginnen. Auch für Studenten soll es ein spezielles Impfangebot geben, um ab dem Wintersemester wieder Präsenz-Studium anbieten zu können.

 

Vom Bund forderte Ministerpräsident Söder zudem, nun zeitig eine Regelung für eine Rückkehr aus den Sommerferien zu finden. Etliche andere Bundesländer seien schon jetzt in den Sommerferien, da sei es an der Zeit. "Wir müssen möglichst bald eine Möglichkeit finden, sicherzustellen, dass sich Reiserückkehrer testen lassen - egal, ob sie mit Bus, Bahn, Flugzeug oder Auto einreisen." Söder forderte vom Bund Stichproben-Prüfungen an den Grenzen, auf Flughäfen und Bahnhöfen.

Neue Testzentren an den Grenzen zu öffnen, lehnte er dagegen ab. Testzentren gebe es mittlerweile quasi überall. "Aber wir müssen uns überlegen: Wie prüft man die Einhaltung der Testpflicht?"

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