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NSU-Prozess: Wird das Gericht Beate Zschäpe zum Reden bewegen?

NSU-Prozess

Wird das Gericht Beate Zschäpe zum Reden bewegen?

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    Wird Beate Zschäpe im NSU-Prozess auch mal selbst das Wort ergreifen?
    Wird Beate Zschäpe im NSU-Prozess auch mal selbst das Wort ergreifen? Foto: Tobias Hase (dpa)

    Im NSU-Prozess will das Oberlandesgericht München nach der Aussage von Beate Zschäpe in dieser Woche zunächst das routinemäßige Programm der Beweisaufnahme fortsetzen. Allerdings rechnen Prozessbeteiligte damit, dass das Gericht weiter versuchen könnte, Zschäpe dazu zu bringen, wenigstens einzelne Nachfrage mündlich in der Verhandlung zu beantworten. Ihr Anwalt Mathias Grasel hatte erklärt, seine Mandantin werde nur schriftlich und nur über ihn antworten.

    NSU-Prozess: Acht Zeugen in drei Verhandlungstagen

    Für die drei Verhandlungstage in dieser Woche hat das Gericht acht Zeugen geladen. Am Dienstag soll ein Mann aussagen, den Zschäpe auch in ihrer Aussage erwähnte. Es handelt sich um einen Bekannten, der sie und ihren beiden Freunden Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt beim Abtauchen in den Untergrund geholfen haben soll. Beate Zschäpe - Inszenierung statt Aussage

    In den Jahren danach soll der rechtsextreme "Nationalsozialistische Untergrund" eine Serie schwerer Verbrechen begangen haben, darunter zehn überwiegend rassistisch motivierte Morde und zwei Sprengstoffanschläge. Seine Taten soll das Trio akribisch geplant und vorbereitet haben. Als Zeugen dazu sind für Mittwoch und Donnerstag mehrere Kripo-Ermittler geladen, die Landkarten, Stadtpläne und Adresslisten der mutmaßlichen Terroristen auswerteten.

    Zschäpe muss sich als einzige Überlebende des NSU-Trios als mutmaßliche Mittäterin verantworten. Vergangene Woche hatte sie erstmals ihr Schweigen gebrochen, das sie seit ihrer Festnahme im November 2011 durchgehalten hatte.

    Das ist Beate Zschäpe

    Beate Zschäpe wurde am 2. Januar 1975 in Jena geboren. Dem Hauptschulabschluss folgte eine Ausbildung als Gärtnerin.

    Von Mitte 1992 bis Herbst 1997 ging Beate Zschäpe einer Arbeit nach, zweimal unterbrochen von Arbeitslosigkeit. So steht es in einem Bericht des ehemaligen Bundesrichters Gerhard Schäfer für die Thüringer Landesregierung. «Ihre Hauptbezugsperson in der Familie war die Großmutter», heißt es weiter.

    Mit dem Gesetz kam Zschäpe erstmals als 17-Jährige in Konflikt. Der Schäfer-Bericht vermerkt 1992 mehrere Ladendiebstähle. 1995 wurde sie vom Amtsgericht Jena wegen «Diebstahls geringwertiger Sachen» zu einer Geldstrafe verurteilt.

    Zu der Zeit war sie aber häufiger Gast im Jugendclub im Jenaer Plattenbaugebiet Winzerla, bald an der Seite des Rechtsextremen Mundlos. Über das ungewöhnliche Dreiecksverhältnis zwischen ihr, Mundlos und Böhnhardt ist viel spekuliert worden.

    Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt beteiligten sich zu der Zeit an Neonazi-Aufmärschen im ganzen Land.

    Im Alter von 23 Jahren verschwand die junge Frau mit den beiden Männern aus Jena von der Bildfläche. Zuvor hatte die Polizei ihre Bombenbauerwerkstatt in der Thüringer Universitätsstadt entdeckt.

    Danach agierte Zschäpe mit einer Handvoll Aliasnamen: Sie nannte sich unter anderem Silvia, Lisa Pohl, Mandy S. oder Susann D. Zeugen beschrieben sie als freundlich, kontaktfreudig und kinderlieb. Bei Diskussionen in der Szene soll sie jedoch die radikaleren Positionen ihrer beiden Kumpane unterstützt haben.

    Nach der Explosion in Zwickau am 4. November 2011 war Zschäpe mit der Bahn tagelang kreuz und quer durch Deutschland unterwegs. Sie verschickte auch die NSU-Videos mit dem menschenverachtenden Paulchen-Panther-Bildern. Am 8. November stellte sie sich der Polizei in Jena.

    Im Prozess schwieg Zschäpe lange Zeit. An Verhandlungstag 211, im Juni 2015, antwortete sie dem Richter ein erstes Mal, und zwar auf die Frage, ob sie überhaupt bei der Sache sei.

    Zu den Vorwürfen äußerte sich Zschäpe erstmal im September 2015. Ihr Verteidiger las das 53-seitige Dokument vor, in dem Zschäpe ihre Beteiligung an den Morden und ihre Mitgliedschaft im NSU bestritt. Lediglich die Brandstiftung in der letzten Fluchtwohnung des Trios gestand sie.

    Ein psychologisches Gutachten aus dem Januar 2017 beschreibt Zschäpe als "voll schuldfähig".

    Zschäpes ursprüngliche Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm hatten ihr von der Aussage abgeraten. Anwalt Grasel beantragte, Heer, Stahl und Sturm aus der Zschäpe-Verteidigung zu entlassen. Über diesen Antrag hat das Gericht noch nicht entschieden.  dpa/AZ

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