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München: Wegen der AfD: Theo Waigel sagt als Lobredner ab

München

Wegen der AfD: Theo Waigel sagt als Lobredner ab

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    Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel hat dem Verein für die Wirtshauskultur eine deutliche Absage erteilt.
    Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel hat dem Verein für die Wirtshauskultur eine deutliche Absage erteilt. Foto: Fred Schöllhorn

    Franz Bergmüller meint, dass er sich für die richtigen Sachen einsetzt. Doch er ist halt nicht nur Vorsitzender des „Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur“ (VEBWK). In dieser Funktion hat er praktisch nur Freunde. Er ist eben auch Kreisvorsitzender der AfD Rosenheim. Und in dieser Funktion hat er nicht nur Freunde.

    Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel hat dem Verein für die Wirtshauskultur jetzt eine deutliche Absage erteilt – wegen der politischen Ausrichtung des Vereinschefs Bergmüller. Der hat dafür aber keinerlei Verständnis und keilt zurück.

    Sein Verein, der durch den Kampf gegen das Rauchverbot bekannt geworden ist, vergibt alljährlich den Titel „Bayerischer Stammtischbruder“. Ausgezeichnet wird eine Gruppe oder eine Person, die sich um den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur verdient gemacht hat. Das kann ein Kabarettist sein, eine Musikgruppe, ein Heimatpfleger oder sonst wer. Der Preisträger wird von einem bekannten Politiker mit einer Laudatio bedacht. 2014 hat der bayerische Finanzminister Markus Söder die Lobrede gehalten, 2015 Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Aber heuer hat der Verein Pech. Denn Theo Waigel hat für die Veranstaltung am 13. Oktober im Münchner Hofbräuhaus wieder abgesagt.

    Franz Bergmüller war früher bei der CSU

    Begründung: Bergmüllers Aktivitäten in der AfD. Waigel schreibt in einem Brief an den stellvertretenden Vereinsvorsitzenden: „Ich bin nicht bereit, meine Person und meinen Namen mit den AfD-Aktivitäten von Herrn Bergmüller in Verbindung bringen zu lassen.“ Bei seiner Zusage habe er von diesen Aktivitäten noch nichts gewusst, so Waigel.

    Franz Bergmüller war früher auch mal bei der CSU. Dann bei den Freien Wählern. Seit 2013 ist er bei der AfD, in seinem Heimatlandkreis Rosenheim Vorsitzender und gleichzeitig Wirtschaftsbeauftragter der Partei in Bayern. Auf der Facebook-Seite des AfD-Kreisverbandes Rosenheim geht es vor allem in den Kommentarspalten teils sehr heftig und ehrverletzend zur Sache. Bergmüller toleriert dies. Er selbst wurde im Frühjahr angezeigt, die Anzeige aber von der Staatsanwaltschaft nicht weiter verfolgt. Das alles ist ihm egal.

    Theo Waigels Absage aber ärgert Franz Bergmüller dann doch: „Ich habe ihn immer für einen vernünftigen Mann gehalten.“ Jetzt verstehe er nicht, warum Waigel seine politischen Aktivitäten mit seinem Engagement für die Wirtshauskultur vermische: „Das muss man doch auseinanderhalten können“, sagt Bergmüller. Der Preisträger sei heuer ein Schwabe, verrät er. Auf der Suche nach einem hochkarätigen Lobredner sei er deshalb auf den Schwaben Waigel gekommen.

    Theo Waigel: "Hätte Festrede gerne gehalten"

    Gastwirt Franz Bergmüller.
    Gastwirt Franz Bergmüller. Foto: Andreas Gebert dpa/lby

    Doch Theo Waigel lässt sich gar nicht erst auf solche Diskussionen ein. „Ich hätte die Festrede für den Preisträger gerne gehalten“, sagt der Ex-Bundesfinanzminister. Zumal er selbst aus einem Dorf stamme und sehr für den Erhalt der Wirtshäuser sei. Deshalb habe er auch zunächst für die Laudatio zugesagt. Doch als er von Bergmüllers politischen Aktivitäten erfuhr, habe er sofort wieder abgesagt. „Ich lasse mich in keinster Weise mit der AfD in Verbindung bringen. Gegenüber dieser Partei grenze ich mich klar ab.“ Bergmüller dürfe sich ruhig über ihn ärgern, sagt Waigel, er müsse aber wissen, „dass man mit Demokraten nicht spielen kann“. Er habe dem Preisträger Albert Lohner, der Bürgermeister von Mertingen (Landkreis Donau-Ries) ist, in einem persönlichen Brief seine Entscheidung erklärt.

    Als Ersatz für den „Hochkaräter“ hat Franz Bergmüller, der jüngst geräuschlos als Bezirksvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands in Oberbayern wiedergewählt wurde, den Kabarettisten Jürgen Kirner gewonnen. Der stammt aus der Oberpfalz und hat sich kürzlich als homosexuell geoutet. Mit Theo Waigel verbindet ihn lediglich, dass er ebenfalls CSU-Mitglied ist.

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