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München: Servus, roter Schorsch! Ein Nachruf auf Georg Kronawitter

München

Servus, roter Schorsch! Ein Nachruf auf Georg Kronawitter

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    Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (Mitte) prostet 1999 bei einem Wahlkampf-Frühschoppen der SPD seinen Vorgängern Georg Kronawitter (links) und Hans-Jochen Vogel zu.
    Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (Mitte) prostet 1999 bei einem Wahlkampf-Frühschoppen der SPD seinen Vorgängern Georg Kronawitter (links) und Hans-Jochen Vogel zu. Foto: Frank Leonhardt/dpa

    Er konnte ebenso knorrig wie eigensinnig sein, aber er hatte auch ein großes Herz, gepaart mit enormer Volksnähe. Georg Kronawitter passte als Politiker zum Weltstadtdorf München wie kaum ein anderer. So konnte er sich zeitlebens nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass dort ein Gebäude höher sein sollte als der Liebfrauendom.

    Der in Oberthann im Landkreis Pfaffenhofen geborene Sozialdemokrat war zwei Mal Oberbürgermeister. Ihm vor allem hat es die SPD zu verdanken, dass sie die bayerische Landeshauptstadt mit nur einer kurzen Unterbrechung seit den 1960er Jahren regiert. Das erste Mal wurde Kronawitter 1972 als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel gewählt. Eines der ersten Ereignisse in seiner Amtszeit: die Olympischen Spiele mitsamt dem blutigen Palästinenser-Terror.

    Kronawitter geriet in Konflikt mit Teilen der SPD

    Wie andere sozialdemokratische Volkstribunen auch geriet er bald mit dem dogmatischen Teil seiner Parteifreunde in Konflikt. Verärgert trat er daraufhin zur Wiederwahl nicht mehr an. Eine OB-Kandidatur auf eigener Liste lehnte Kronawitter allerdings auch ab, da er hierfür aus der SPD hätte austreten müssen. Das wollte er nie. Seine Partei nominierte Max von Heckel, der prompt dem CSU-Bewerber Erich Kiesl unterlag.

    Was kaum einer geglaubt hätte: Kronawitter schaffte die Rückkehr an die Spitze Münchens. Zunächst noch als „politischer Frührentner“ abgestempelt, wurde er schon zwei Jahre später zum Vorsitzenden des größten Münchner SPD-Kreisverbandes gewählt. Das war für ihn das Sprungbrett fürs Comeback. 1984 setzte er sich in der Stichwahl mit über 58 Prozent gegen Kiesl durch und erklärte erst 1993 seinen Rücktritt. Nachfolger wurde Christian Ude.

    Kronawitter stand für soziale Gerechtigkeit

    Soziale Gerechtigkeit war Kronawitter ein Anliegen. Er erkannte früh die ökologischen Dimensionen der Stadtpolitik. Auch deshalb wurde er bei seinem Abschied zum Ehrenbürger ernannt.

    Der „rote Schorsch“ blieb weiter politisch aktiv. Er arbeitete so erfolgreich im Landtag, wie dies einem SPD-Politiker möglich ist. Als Ruheständler wurde Kronawitter zum Gesicht eines erfolgreichen Bürgerbegehrens, in dem 2004 entschieden wurde, dass vorerst in München keine Hochhäuser gebaut werden dürfen, die die 99 Meter hohen Türme der Frauenkirche überragen.

    Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Kronawitter im März bei der Feier zur Wiedergründung der Münchner SPD vor 70 Jahren. Eine Woche nach seinem 88. Geburtstag starb er nun am Donnerstag nach kurzer schwerer Krankheit. „Wir trauern um einen großartigen Menschen, einen überaus erfolgreichen Politiker und einen echten Freund“, teilte die SPD mit.

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