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München: Senior-Models: Das Leben macht schön

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Senior-Models: Das Leben macht schön

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    Christa Höhs wurde mit 49 Jahren in New York als Model entdeckt. Doch in Deutschland fand sie keinen Job, da kam ihr die Idee zu einer eigenen Agentur.
    Christa Höhs wurde mit 49 Jahren in New York als Model entdeckt. Doch in Deutschland fand sie keinen Job, da kam ihr die Idee zu einer eigenen Agentur. Foto: Höhs

    Hungerhaken und Modeküken á la Heidi Klum – solche Models haben bei Christa Höhs keine Chance. Trotzdem setzen Firmen wie McDonald’s, Mercedes und Kosmetikhersteller wie L’Oreal auf ihre Modelkartei – die erste ihrer Art in Deutschland.

    Die 72-Jährige Wahlmünchnerin vermittelt Senior-Models und gewann dafür gerade den mit 60 000 Euro dotierten deutschen Alterspreis. Dabei ist Senior relativ: Das Mindestalter liege bei dreißig Jahren, sagt Höhs ohne mit der Wimper zu zucken. Wem das jung vorkommt, muss einen Blick auf die Laufstege der Welt werfen. Dort präsentieren 15-Jährige die neusten Damen-Kollektionen.

    Höhs gründete erste deutsche Agentur für Senior-Models

    Dennoch ist es nicht so, dass die Kunden Schlange stehen: „Es müssten noch mehr Menschen in den Gesichtern lesen und die Schönheit darin erkennen“, sagt Höhs. Immerhin hat sich etwas getan seit 1994, dem Gründungsjahr von Senior-Models. Im Fernsehen lief Baywatch. Pamela Anderson war jung und kurvenlos. „Damals herrschte Jugendwahn, man wusste gar nicht, dass Menschen über 50 überhaupt aussehen“, schimpft Höhs – schon gar nicht Frauen.

    Die Idee das zu ändern entstand während eines missglückten Interviews. Für ein neues Magazin für ältere Frauen sprach sie mit Ikea-Elch-Erfinder Werner Herrwerth über ihr Leben als Model über 50 in New York. Dort war sie mit 49 Jahren im Urlaub entdeckt worden, konnte in Deutschland allerdings nicht Fuß fassen. Und so hatten die beiden nach zwanzig Minuten eine andere Idee: Eine eigene Agentur für reifere Models.

    Ab da kamen die Models und die Kunden

    Der Start war holprig: „Anfangs wussten die gar nicht, dass es ältere Menschen gibt“, erzählt Höhs. Sie heuerte Komparsen an, die sie von ehemaligen Jobs kannte. Den Durchbruch brachte ein Interview mit dem Südwest Rundfunk. Ihr Bruder vermittelte den Kontakt und Höhs bekam einen Platz in der Sendung „FormelEins“. Danach avancierten ihre Agentur, die unsichtbaren Alten, und Höhs selbst zum Boulevardthema. Die privaten Fernsehsender, deren Zielgruppe noch heute bei 49 Jahren endet, berichteten über die Idee und mit den Berichten kamen die Models und die Anfragen von Kunden.

    „Angefangen haben wir mit dem Zipperlein-Markt“, erzählt Höhs. Stützstrümpfe, Medikamente, solche Dinge. „Inzwischen ist es alles, von Rotwein, über Autos, Schuhe und Banken bis hin zu Gartengeräten.“ – Alles außer Mode. Das Risiko sei vielen Herstellern zu groß und die Modezeitschriften müssten um ihre Werbekunden fürchten, vermutet Höhs. Die 70-Jährige neben der Werbeschönheit, das passe nicht zusammen. Für die Produkt-Werbung hingegen werden Gesichter jeden Alters gebraucht: „Werbung ist Verkauf und Illusion“, sagt Höhs und warnt: „Es darf nie so schön sein, dass man sich denkt, das könnte ich ja nie“

    Christa Höhs hütet 500 Models in ihrer Kartei

    In ihrer Kartei hütet sie 500 Models von der grauhaarigen Frau um die 70 bis hin zum Almöhi mit Rauschebart. Es sind zu zwei Dritteln Frauen und zu einem Drittel Männer. Die meisten haben bereits Model-Erfahrung und verdienen sich so ein Zubrot. Von der Arbeit als Senior-Model leben, können nur die wenigsten. Trotzdem stapeln sich 1200 Bewerbungen auf Höhs Schreibtisch. Nur zwei wird sie aufnehmen. Sie sagt: „Ich könnte noch mehr haben, aber das wären dann Karteileichen.“ So groß ist der Markt dann doch noch nicht.

    „Das Schönheitsbild ist nach wie vor schlank und man nimmt im Alter eben alle zehn Jahre fünf Pfund zu“, sagt Höhs und zuckt die Achseln. Und obwohl die Modelle als Senior gebucht werden, haben doch einige Probleme damit in Würde zu altern. „Es gibt welche, die können wunderbar älter werden und es gibt welche, die fragen schon, ob sie sich botoxen lassen sollen.“ Etwa fünf waren es in den vergangenen vier Jahren.

    Ältestes Model war 97 Jahre alt

    Generell hat die Agenturchefin nichts gegen die kleinen Anti-Falten-Tricks. Und doch kann ein solcher Eingriff das Model schnell aus der Kartei katapultieren, da ist Höhs hart: „Sobald es unnatürlich wirkt, kann man denjenigen vergessen.“ Sie betont: „Für mich ist Schönheit etwas, das mich berührt, wenn ich in ein Gesicht sehe und da ist Leben drin.“ Falten spielen da nur eine Nebenrolle, im Gegenteil, das Alter könne einem Model oft nützen, findet die Modelagentin: „Es ist die Ausstrahlung, die einen Menschen ausmacht und die bekommt man nur durch das Erwachsenwerden.“

    Ein Höchstalter gibt es nicht. Solange das Model reisen kann, kann es auch modeln, ist Höhs’ Prinzip. Erst vor einem halben Jahr ging eines ihrer ältesten Models – die Frau war 97 Jahre alt.

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