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München: Prozess gegen "Oldschool Society" beginnt - Angeklagter aus Augsburg

München

Prozess gegen "Oldschool Society" beginnt - Angeklagter aus Augsburg

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    Die Angeklagten sind mutmaßliche Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe "Oldschool Society".
    Die Angeklagten sind mutmaßliche Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe "Oldschool Society". Foto: Sven Hoppe, dpa

    Der Fall sorgte für viel Aufsehen im beschaulichen Augsburger Stadtteil Bergheim: Im Mai vergangenen Jahres hatte die Spezialeinheit GSG9 frühmorgens dort eine Wohnung gestürmt und den mutmaßlichen Rechtsterroristen Andreas H., 57, festgenommen. Heute beginnt vor dem Oberlandesgericht in München der Prozess gegen H. und drei Mitstreiter. Die Anklageschrift wirft ihnen die Bildung einer terroristischen Vereinigung mit dem Namen „Oldschool Society“ - kurz OSS - vor. Der Augsburger Andreas H. fungierte demnach als Präsident der Vereinigung.

    Gruppe trat offen im Internet auf

    Die Verdächtigen – drei Männer und eine Frau – sollen Anschläge mit Nagel- und Brandbomben auf Flüchtlingsunterkünfte geplant haben. Eine erste Tat sollte laut Anklage in der Nähe von Borna in Sachsen ausgeführt werden. Die Beschuldigten, die in mehreren Bundesländern lebten, hätten sich über eine Chatgruppe im Internet über ihre rechtsgerichtete Weltanschauung und ihre gewalttätigen Ziele ausgetauscht, so die Bundesanwaltschaft.

    Bereits im Jahr 2014 sollen Ermittler auf die Gruppe aufmerksam geworden sein. Sie trat auch offen im Internet auf. So existiert unter anderem ein Video, in dem zum Kampf gegen den Staat aufgerufen wird. In internen Chats sollen sich die Mitglieder der OSS noch deutlich aggressiver gegeben und gegenseitig hochgeschaukelt haben. Bei ihrer Organisation richteten sie sich an Rockergruppen aus.

    Über das Internet hat sich die Gruppe organisiert.
    Über das Internet hat sich die Gruppe organisiert. Foto: Silvio Wyszengrad, Archiv

    Anfang vergangenen Jahres sollen sich zwei Mitglieder der Gruppe in Tschechien pyrotechnische Sprengkörper beschafft haben. Andreas H. und ein weiterer Angeklagter hätten laut Anklage Überlegungen angestellt, wie sie die Gefährlichkeit der Sprengkörper etwa mit Nägeln oder Brennstoff erhöhen können. Weil die Pläne der Gruppe konkreter wurden, entschlossen sich die Ermittler für den Zugriff.

    Die Meinungen darüber, wie gefährlich die "Oldschool Society" wirklich war, gehen auseinander. Während Politiker nach der Festnahme der Verdächtigen davon sprachen, es sei die erste rechte Terrorgruppe nach dem NSU verhindert worden, gab es auch Medienberichte, in denen die OSS wegen ihres offenen Auftretens im Internet als "dümmste Terrorgruppe" verhöhnt wurde.

    Der Augsburger Andreas H. lebte bis zu seiner Verhaftung in einem Mehrfamilienhaus im bürgerlichen Stadtteil Bergheim. Dass er rechtes Gedankengut pflegt, war Nachbarn nicht verborgen geblieben. Er soll auch damit geprahlt haben, eine Waffe zu besitzen. Bei der Razzia im Mai vorigen Jahres fanden die Ermittler bei ihm dem Vernehmen nach allerdings keine Waffen. Bei anderen Angeklagten sollen aber verbotene Feuerwerkskörper gefunden worden sein. Der Prozess findet in München unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.

    Lesen Sie auch: Die Angeklagten im "OSS"-Prozess 

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