Einen Tag nach den Messerattacken auf Passanten in München verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 33 Jahre alten Verdächtigen. In seiner Vernehmung habe der Mann widersprüchliche Angaben gemacht, sagte der Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wimmer, am Sonntag. Demnach habe sich der Mann von einer Familie verfolgt und bedroht gefühlt - ohne Details nennen zu können. In der Vernehmung habe der Verdächtige außerdem angegeben, die Geräusche eines Polizeihubschraubers hätten ihn von weiteren Angriffen abgehalten, sagte Wimmer.
Gegen Sonntagmittag sollte der Mann einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Polizei rechnete damit, dass eine Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung angeordnet wird. Bereits am Samstag habe ein Sachverständiger ein entsprechendes Gutachten angefertigt, hieß es.
Einige Opfer soll der Mann, der schon zuvor straffällig geworden war, unvermittelt angegriffen haben. Andere sprach er zunächst an und attackierte sie dann, so die Ermittler. Eine Frau und einen 12-jährigen Jungen hatte er den Ermittlungen zufolge geschlagen, sechs Männer hatte er mit einem Messer verletzt. Die Opfer stammten größtenteils aus München, zwei Angegriffene waren zu Besuch in der Stadt.
Derzeit versuchen die Polizisten, den Tathergang zu konstruieren. Das werde noch einige Zeit dauern, sagte Wimmer, da noch unkklar sei, wo sich der Tatverdächtige zwischen den Angriffen mit seinem Fahrrad aufgehalten habe. Laut der Mordkommission konzentrierte sich der Radius aber auf den Münchner Stadtteil Au.
Messerattacke in München: Polizei lobt Bürger
"Was für uns auch von ganz großer Bedeutung war, das war die besonnene und überlegte Reaktion der Münchnerinnen und Münchner", sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä nach dem Erfolg seiner Beamten. "Es war keine Panikreaktion. Es gab zwar ein erhöhtes Notrufaufkommen, aber auch das hielt sich in Grenzen."
Die Besonnenheit dürfte aber auch daran gelegen haben, dass es keinen Toten gegeben hat und nicht mal Schwerverletzte - alle Opfer kamen mit leichten Verletzungen davon. Die Männer und das Kind wurden wegen Schnittverletzungen ambulant behandelt, die Frau nach einem Faustschlag.
Die Fahndung der Polizei wurde dadurch erleichtert, dass es dank Augenzeugen eine gute Täterbeschreibung gab. In der Nähe der Ottobrunner Straße klickten die Handschellen noch am Samstagvormittag.
Die Warnung der Polizei hatte sich zuvor am Morgen unter dem Twitter-Hashtag #Rosenheimerplatz schnell verbreitet. Nach der Festnahme gab es dort auch Lob für die Beamten: "Danke Leute; gewohnt gute Arbeit in #München", heißt es in einem Beitrag. AZ, dpa, lby