Die Angeklagte im Münchner Kreissägen-Mordprozess ist nach Ansicht eines psychologischen Gutachters schuldfähig. "Eine hochgradige psychiatrische Störung würde ich hier insgesamt nicht annehmen", sagte der Forensiker Matthias Hollweg am Montag vor Gericht. Eine "krankhafte seelische Störung" oder eine "tiefgreifende Bewusstseinsstörung" sah er nicht, obwohl sie sich wegen ihrer als unglücklich empfundenen Beziehung wahrscheinlich in einer gewissen "Drucksituation" befunden habe.
Angeklagte bewusst über Vorgehensweise
Er gehe davon aus, "dass sie schon in der Lage war, die Situation zu überblicken, dass ihre Wahrnehmung nicht gestört war" und "dass sie diese Art der Tötung wählte, weil es ihr als ein sicherer Weg schien".
Die heute 32 Jahre alte Pädagogik-Studentin hat gestanden, ihren damaligen Lebensgefährten Ende 2008 beim Sexspiel mit der Kreissäge getötet zu haben. Laut Anklage war er ans Bett gefesselt.
Angst als Motiv
Als Motiv gab sie - unter anderem in einem Jahre nach der Tat geschriebenen Tagebuch - Angst vor dem Literaturstudenten an, der ihrer Ansicht nach unter einer psychischen Erkrankung litt und paranoid gewesen sei.
Der Anwalt seiner Adoptiveltern, die im Prozess vor dem Landgericht München als Nebenkläger auftreten, kritisierte, dass die Strategie der Verteidigung aufzugehen scheine, "das Opfer am eigenen Tod für schuldig zu erklären". dpa/lby
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