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München: Hoeneß-Erpresser "Mister X" steht erneut vor Gericht

München

Hoeneß-Erpresser "Mister X" steht erneut vor Gericht

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    Der Angeklagte Thomas Z. im Dezember 2014 im Verhandlungssaal im Landgericht in München.
    Der Angeklagte Thomas Z. im Dezember 2014 im Verhandlungssaal im Landgericht in München. Foto: Andreas Gebert, dpa/Archiv

    Er nannte sich "Mister X" und forderte eine sechsstellige Summe von Uli Hoeneß. Wegen Erpressung schickte das Landgericht München Thomas S. für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Der Bundesgerichtshof (BGH) hielt diese Strafe aber für zu hoch. Daher muss sich das

    Uli Hoeneß vor Haftantritt erpresst

    "Die Strafzumessung hält rechtlicher Überprüfung nicht stand", hieß es im Juni im BGH-Beschluss. Das Gericht habe "eine Reihe von Erwägungen zulasten des Angeklagten angestellt, die sich als nicht tragfähig erweisen."

    Der Mann hatte vor Gericht gestanden, den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern und verurteilten Steuerhinterzieher vor dessen Haftantritt erpresst zu haben. Im Mai 2014 schrieb er ihm einen Drohbrief und forderte 215 000 Euro. Andernfalls könne sich Hoeneß auf einen "unruhigen Haftverlauf" einstellen.

    "Sie sind einschlägig vorbestraft, haben daraus nichts gelernt" - so hatte der Vorsitzende Richter Oliver Ottmann kurz vor Weihnachten 2014 das Urteil gegen S. begründet. "Uli Hoeneß ist bekannt wie ein bunter Hund." Der Angeklagte habe bewusst "dessen besondere Hilflosigkeit ausgenutzt".

    Hoeneß arbeitet in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern

    Uli Hoeneß: Die Geschichte der Steueraffäre

    Uli Hoeneß: Vor vielen Jahren begann er an der Börse eine Zockerei, die ihn 2013 ins Visier der Justiz brachte.

    2001: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überweist Hoeneß in Form eines Kredits und einer Bürgschaft 20 Millionen D-Mark (10,23 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz.

    2002 bis 2006: In diesen Jahren handelt Hoeneß nach eigenen Worten teilweise Tag und Nacht an der Börse und macht weltweit Geschäfte.

    2008: Hoeneß machte nach eigenen Angaben schon in den Vorjahren zu viele Verluste. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise sei es «endgültig in den Keller» gegangen, und er habe seine Geschäfte stark reduziert.

    August 2011: Nach langen Verhandlungen einigen sich Deutschland und die Schweiz darauf, dass in der Schweiz gebunkerte unversteuerte deutsche Vermögen nachversteuert werden. Das Abkommen, das später noch präzisiert wird, soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten.

    November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Länder lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern - damit kann Hoeneß seine Gewinne nicht nachträglich steuerrechtlich legalisieren.

    Am 17. Januar 2013 reicht Hoeneß nach eigenen Angaben Selbstanzeige bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim ein.

    März 2013: Das Finanzamt hat die Selbstanzeige schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Am 20. März kommt es zur Hausdurchsuchung in Hoeneß' Anwesen am Tegernsee. Ihm wird der Haftbefehl eröffnet, dieser wird gegen eine Kaution und Auflagen außer Vollzug gesetzt.

    April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich.

    Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft erhebt am 30. Juli Anklage gegen Hoeneß. Diese wird im November vom Landgericht München II unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen.

    März 2014: Hoeneß wird wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

    Juni 2014: Hoeneß tritt seine Haft in der JVA Landsberg an.

    September 2014: Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

    Januar 2015: Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

    Januar 2016: Die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde.

    Februar 2016: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt mit 64 Jahren vorzeitig aus der Haft frei.

    Am 8. August 2016 teilt der FC Bayern auf seiner Homepage mit, dass Hoeneß wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Sein Nachfolger Karl Hopfner verzichtet auf eine weitere Amtszeit. Im November wird Hoeneß wiedergewählt.

    Weil er 28,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen hat, ist Hoeneß seit dem 2. Juni 2014 im Gefängnis. Zu drei Jahren und sechs Monaten Haft war er verurteilt worden. Anfang dieses Jahres wurde er Freigänger und muss inzwischen nur noch zum Schlafen in den Knast. Uli Hoeneß arbeitet jetzt tagsüber in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern, Anfang März 2016 könnte er endgültig auf freien Fuß kommen.

    Es war wohl die Berichterstattung über den Prozess gegen Hoeneß, die S. auf die Idee brachte, den gefallenen "Mr. FC Bayern" zu erpressen. Auf seinem Computer wurden Recherchen zu Hoeneß nachgewiesen, die Polizei fand in seiner Wohnung Zeitungen, in denen Berichte über den Ex-Präsidenten aufgeschlagen waren. Er selbst habe mal wegen einer Betrugssumme von 220 000 D-Mark eine Haftstrafe von mehr als sechs Jahren bekommen, sagte der Angeklagte vor Gericht. Hoeneß dagegen hinterzog Steuern in zweistelliger Millionenhöhe - und bekam etwa die Hälfte. "Ich habe mich über das Strafmaß geärgert", gab S. zu. dpa/lby

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