Der Streit um den Müll an der Isar reißt nicht ab. Die Stadt München hat nun neue Schilder an den Kiesbänken des Flusses aufgestellt. Sie sollen zeigen, wo an der Isar das Grillen erlaubt ist - und wo nicht. Und sie weisen auf etwas hin, das eigentlich selbstverständlich ist: "Bitte benutzen Sie die bereitgestellten Abfall- und Aschebehälter".
Isar-Grillen: Einweggrill und Pappteller scheinen vielen praktischer
Der warme und trockene Sommer hat in diesem Jahr viele Münchner zum Grillen an den Fluss gelockt. Doch für die Stadt bedeutet das vor allem: ein riesiges Müllproblem. Dabei sind die Schilder nicht der erste Versuch, auf den Müll aufmerksam zu machen und ihn zu vermeiden. So versucht die Initiative "Deine Isar" immer wieder mit Aufräumaktionen wie dem "Ramadama", mit Plakaten und Kinowerbespots die Münchner für das Problem zu sensibilisieren. Der Müll bleibt trotzdem liegen.
Am Isarufer findet man kaum jemanden, der zugibt, dass er seinen Müll nicht entsorgt. Doch dass nach einem langen Grillabend viel Müll anfällt, ist unübersehbar. Zum Beispiel bei Matthias Förster, der mit seiner Freundin in der Nähe des Flaucherstegs grillt: "Mit dem Einweggrill, den Papptellern und der Verpackung hat man sogar zu zweit schnell eine ganze Mülltüte voll", sagt er. Warum sie überhaupt mit einem Einweggrill an die Isar kommen? "Weil es einfach praktischer ist. Dann muss man hinterher nichts saubermachen."
Nach sonnigen Wochenenden: Bis zu vier Tonnen Abfall an der Isar
Drei bis vier Tonnen Abfall muss die Stadt München nach sonnigen Wochenenden an der Isar entsorgen. Ein Großteil des Mülls landet in den über 80 Abfallbehältern, die an den Ufern stehen. Doch nach einer durchfeierten Nacht bleibt vieles an den Kiesbänken der Isar liegen: ausgebrannte Einweggrills, leere Bierflaschen und dreckige Plastikteller.
Dabei müssten die Griller nicht weit laufen, um ihren Abfall zu entsorgen: Rund 65 Kubikmeter Müll können die Gitterboxen an der Isar aufnehmen. Dennoch landet der Müll nicht immer in der Tonne. Warum?
"Das liegt an der um sich greifenden Verantwortungslosigkeit", meint der Freizeitforscher Prof. Theo Eberhard von der Hochschule München. Den Grillern, die am Isarufer ihren Müll zurücklassen, sei es egal, wie es dort aussieht, wenn sie wieder weg sind. "Und viele denken einfach: Irgendwer wird sich schon darum kümmern."
Irgendwer - das sind in München die Mitarbeiter einer von der Stadt beauftragten Reinigungsfirma. Bei schönem Wetter reinigen sie täglich die Kiesstrände. An Wochenenden ist sogar ständig ein Mitarbeiter vor Ort, um den Unrat zu beseitigen.
Anwohner wehren sich mit Petition gegen Isar-Griller
Aber den Anwohnern ist das nicht genug. Sie wehren sich mit einer Petition gegen die vielen Griller. "Das Baureferat bemüht sich zwar, den Müll zu entsorgen. Kleine Glasscherben bleiben trotzdem liegen - und gerade daran können sich Kinder und Tiere verletzen", erklärt der Anwohner Paul Riedel, der inzwischen knapp 800 Unterschriften gegen das Grillen an der Isar gesammelt hat. Ihm und den anderen Anwohnern gehe es nicht um ein generelles Verbot, sondern um ein geregeltes Grillen an der Isar. Denn: "30 000 Personen, die an heißen Wochenenden entlang der Kiesbänke grillen, sind einfach zu viel."
Freizeitforscher Eberhard glaubt nicht, dass Verbote viel helfen, da sie schwer zu kontrollieren sind. Er findet: "Das Einzige, das helfen kann, ist, für eine neue Verantwortlichkeit zu werben und jedem klarzumachen, dass die Isarufer allen gehören." dpa/lby