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München: Gesucht: Der beste Biertester der Welt

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Gesucht: Der beste Biertester der Welt

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    Braumeister Martin Wörner und seine Frau Anja.
    Braumeister Martin Wörner und seine Frau Anja. Foto: Bernhard Weizenegger

    Sie riechen und schlürfen, schmecken Noten von Koriander, Brombeer und Karamell, ja sogar von Pferdeschweiß heraus. Und sie schaffen es mit ihrer Präsentation ganz nebenbei, ihrem Gegenüber das getestete Produkt schmackhaft zu machen: Ja, die Rede ist von Sommeliers – doch es geht nicht um Wein. In München dreht sich an diesem Wochenende einmal mehr alles ums Bier. Auf dem Messegelände findet die Weltmeisterschaft der Biersommeliers statt, an der mehr als 70 Kandidaten aus 17 Ländern teilnehmen.

    Kandidaten aus der Region

    Mit dabei sind auch zwei Kandidaten aus der Region: Martin Wörner aus Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm), der bei der Schlossbrauerei Autenried arbeitet, tritt zum ersten Mal bei der Weltmeisterschaft an. Bereits zum zweiten Mal hat sich Julian Menner qualifiziert. Der 29-Jährige stammt aus dem Aichacher Ortsteil Obermauerbach, hat Bayern inzwischen beruflich aber den Rücken gekehrt. Er arbeitet seit zwei Jahren als Braumeister für Glaabsbräu in Hessen – eine familiengeführte Brauerei, die vor allem durch die Erfindung des Kultgetränks Vitamalz bekannt ist.

    Sein Handwerk gelernt hat Menner in Altomünster, es folgten die Meisterschule, ein Abstecher nach Neumarkt in der Oberpfalz und die Ausbildung zum Biersommelier an der Brauakademie Doemens in Gräfelfing bei München. Die Akademie organisiert die Weltmeisterschaft und gehört zu den Veranstaltern. Den Wettbewerb gibt es seit 2009 im Abstand von zwei Jahren. Vor sechs Jahren ging der Sieg an einen Augsburger: Sebastian B. Priller-Riegele setzte sich gegen mehr als 50 Konkurrenten durch.

    Braumeister Julian Menner (links) und sein Chef Robert Glaab.
    Braumeister Julian Menner (links) und sein Chef Robert Glaab. Foto: Glaabsbräu

    Wie läuft die Weltmeisterschaft der Biersommeliers ab?

    In mehreren K.o.-Runden werden die Teilnehmer am Wochenende Biere verkosten, ohne zu wissen, wo sie herkommen und wer dahinter steckt, Aromen erschmecken und vielleicht sogar absichtlich versteckte Fehler enttarnen. Menner nutzt dafür sein Handwerkszeug, mit dem er als Braumeister jeden Tag Bier verkostet und Aromen analysiert – und Bilder, die in seinem Kopf entstehen. „Bei einem rauchigen Bier stellt sich bei mir ein wohliges Gefühl ein“, sagt er. Denn mit dem Aroma verbindet Menner die Zigarillos, die sein Großvater geraucht hat. Ähnlich funktioniert es übrigens mit dem ominösen Geschmack nach Pferdeschweiß: „Da muss ich einfach an eine feuchte Pferdedecke denken“, sagt er und lacht. Das belgische Bier, dem dieser Geschmack zugeordnet wird, kann Menner sogar empfehlen – allerdings nur zu einem herzhaften Essen.

    Die Aufwertung, die das Kneipengetränk Bier durch die Craft-Beer-Bewegung erfahren hat, freut Menner, obwohl er den Begriff eigentlich nicht mag. „Ich denke, dass kleinere und mittelständische Brauereien immer craft, also handgemachtes Bier herstellen“, sagt er.

    Nachholbedarf sieht er, wenn es um das Bier zum Essen geht: „95 Prozent der Biere werden in der Gastronomie bestellt, ohne dass man jemals in die Karte geschaut hätte.“

    Wie eine Bierempfehlung aussehen kann, dass zeigen die sechs besten Teilnehmer der Weltmeisterschaft am Sonntagnachmittag. Vom Öffnen über das Eingießen bis zum Probieren und der Geschmacksbeschreibung müssen sie die Jury von sich überzeugen – und im Idealfall auch noch die Neugierigen, die sich den Wettbewerb ansehen. Für alle, die einfach gerne Bier trinken, hat Menner auch zwei Tipps: Craft Beer lieber mit Erklärung kaufen statt sich von der Optik leiten zu lassen und bei jedem Bier auf eine Zahl achten: das Haltbarkeitsdatum. Ist ein Bier sehr lange haltbar, ist es zwar nach Reinheitsgebot gebraut, aber mit Hitze nachbehandelt.

    Anmeldungen für einen Besuch laufen über die Website www.worldcup-beersommeliers.com. Der Eintritt ist frei.

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