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München: Der Fall Hoeneß und die CSU - Sorge bei den Christsozialen

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Der Fall Hoeneß und die CSU - Sorge bei den Christsozialen

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     Der Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München, Uli Hoeneß (l), spricht mit Horst Seehofer, Ministerpräsident von Bayern, am 13.01.2012 im Postpalast in München. Hoeneß feierte dort mit zahlreichen Gästen seinen 60. Geburtstag. Archivbild
    Der Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München, Uli Hoeneß (l), spricht mit Horst Seehofer, Ministerpräsident von Bayern, am 13.01.2012 im Postpalast in München. Hoeneß feierte dort mit zahlreichen Gästen seinen 60. Geburtstag. Archivbild Foto: Alexandra Beier DPA

    Horst Seehofer musste dringend weg. Er hatte einen Termin beim Präsidenten. Anfang 2012 verließ der bayerische Regierungschef das Treffen der CSU-Bundestagsabgeordneten in Wildbad Kreuth, um Uli Hoeneß ein paar Kilometer entfernt am Tegernsee zum 60. Geburtstag zu gratulieren. Ein paar Tage später, bei der großen Geburtstags-Sause des FC-Bayern-Präsidenten in München, war Seehofer ebenfalls einer der wichtigsten Gäste. Und Edmund Stoiber auch.

    Fall Hoeneß sorgt einige in der CSU

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Uli Hoeneß und die CSU: Das ist nicht irgendeine Beziehung, und der Vereinsboss ist für die CSU nicht irgendwer. Deshalb sorgen sich viele Christsoziale, dass ihre Partei in die Affäre um die Steuerhinterziehungs-Vorwürfe gegen Hoeneß hineingezogen werden könnte - ausgerechnet wenige Monate vor den wichtigen Wahlen in Bayern und im Bund. Der Fall könne der CSU durchaus schaden, räumt einer aus der Parteiführung ein. Weil die CSU durchaus die Nähe zu Hoeneß gesucht habe - und umgekehrt. Auch "weil das in Bayern passiert".

    Fall Hoeneß erreicht Horst Seehofer schnell

    Zwar ist nicht davon auszugehen, dass irgendein führender oder ehemals führender CSU-Politiker von Hoeneß' Millionen in der Schweiz gewusst hat. "Man kennt von den Leuten, mit denen man sich trifft, nicht immer gleich alle dunklen Seiten", sagte ein Christsozialer am Sonntag. Und doch hat der Fall Hoeneß auch Seehofer persönlich schneller erreicht, als dem CSU-Vorsitzenden wohl lieb sein dürfte. Von der Münchner "Abendzeitung" gefragt, sagte Seehofer, er sei bereits vor "einer geraumen Zeit" über das Verfahren informiert worden. "Das müssen jetzt die Justiz- und Finanzbehörden regeln."

    Enge Bande zwischen Hoeneß und CSU

    Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens

    Geburtsort: Ulm

    Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)

    Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72

    Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010

    Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder

    Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat

    Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.

    Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Die engen Bande zwischen Hoeneß und der CSU sind bekannt - von den persönlich engen Beziehungen zwischen dem 61-Jährigen auf der einen Seite und Seehofer, Stoiber & Co. auf der anderen ganz abgesehen. Im Jahr 2010 war Hoeneß beispielsweise auch zu Gast bei einer CSU-Vorstandsklausur in Wildbad Kreuth. Damals empfahl der FC-Bayern-Mann den Christsozialen: "Ziel muss sein, wieder ganz nach oben zu kommen, und oben heißt für mich 55 Prozent." Und Seehofer sagte voller Hochachtung: "Vom FC Bayern kann man sich abgucken, wie man trotz großer Herausforderungen Erfolg haben kann."

    Dass Hoeneß bei der Landtagswahl Seehofer unterstützt, daraus hat er nie einen Hehl gemacht - wobei er im gleichen Atemzug auch einmal ankündigte, im Münchner OB-Wahlkampf den SPD-Mann Dieter Reiter unterstützen zu wollen. Ihm sei "wurscht", von welcher Partei ein Politiker sei - gut müsse er sein, soll Hoeneß einmal gesagt haben.

    Die CSU versuchte sogar, Hoeneß offiziell zu ihrem Kandidaten zu machen, um zusätzliche Stimmen zu bekommen. So soll die oberbayerische CSU-Bezirksvorsitzende Ilse Aigner dem Fußball-Präsidenten einen durchaus aussichtsreichen Platz auf der Landtagsliste angeboten haben - Hoeneß aber sagte ab. Heute, bei den Schlagzeilen, dürften Aigner und die CSU durchaus froh darüber sein.

    Genuss für Opposition

    Es bleibt aber noch ein anderer Punkt, den die Opposition jetzt genüsslich ausschlachtet und der CSU zu Vorwurf macht: Die habe das Steuerabkommen mit der Schweiz vorangetrieben, um Leute wie Hoeneß schützen zu wollen. Tatsächlich sagte Hoeneß laut "Focus", dass er die Angelegenheit ursprünglich über das von der schwarz-gelben Bundesregierung angepeilte

    Seehofers Kontrahent in Bayern, SPD-Landtagsspitzenkandidat Christian Ude, lästerte in der "Welt am Sonntag": "Ganz allgemein gesprochen muss ich sagen, dass ich es seit Jahren nicht verstehe, warum die CSU so viele Sympathien für Steuerhinterzieher hegt, obwohl sie sonst so für Law and Order auftritt." Dass Hoeneß "so heftige Sympathien für die CSU" hege, finde bald vielleicht eine zusätzliche Erklärung.

    SPD-Landeschef Florian Pronold wurde noch deutlicher und schimpfte: "Jetzt wird klar, warum Söder und Seehofer das Steuerabkommen mit der Schweiz auf Biegen und Brechen durchsetzen wollten: CSU-Steuersünder wie Uli Hoeneß sollten geschützt werden." Bayerns Finanzminister Markus

    Söder verteidigte aber auch noch einmal das angepeilte deutsch-schweizerische Abkommen, mit dem man alle Steuersünder erwischt hätte. "Das hat die SPD verhindert." Der Name Hoeneß wäre dann aber vermutlich nicht öffentlich geworden. Christoph Trost, dpa

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