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München: Angeklagte Geisterfahrerin bestreitet Selbstmordabsicht

München

Angeklagte Geisterfahrerin bestreitet Selbstmordabsicht

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    Es ist der Alptraum jedes Autofahrers: auf der Autobahn kommt ihm ein anderer Wagen entgegen. So erging es an einem nebligen November-Morgen 2012 mehreren Fahrern auf der A 94 Richtung München. Die Geisterfahrerin steht nun wegen Mordversuchs vor Gericht.
    Es ist der Alptraum jedes Autofahrers: auf der Autobahn kommt ihm ein anderer Wagen entgegen. So erging es an einem nebligen November-Morgen 2012 mehreren Fahrern auf der A 94 Richtung München. Die Geisterfahrerin steht nun wegen Mordversuchs vor Gericht. Foto: Tobias Hase, dpa

    Eine Geisterfahrerin hat zum Auftakt ihres Münchner Prozesses am Donnerstag bestritten, in Selbstmordabsicht in der falschen Richtung auf der A94 gefahren zu sein. Die Anklage wirft der heute 46-Jährigen versuchten Mord vor. Sie habe im November mit ihrem Wagen eine 180-Grad-Wende hingelegt und dann frontal auf entgegenkommende Fahrzeuge zugehalten.

    Versuchter Mord? Angeklagte war Patientin einer Nervenheilanstalt

    Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der ehemaligen Patientin einer Nervenheilanstalt der mögliche Tod anderer Verkehrsteilnehmer gleichgültig gewesen sei. Deshalb liegen der 46-Jährigen nicht nur mehrere gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr zur Last, sondern auch versuchter Mord.

    Tödliche Unfälle durch Geisterfahrer

    27. Juli 2013: Auf der A 96 bei Landsberg stirbt ein 76 Jahre alter Mann, der als Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs war.

    11. Juli 2013: Bei einem schweren Unfall auf der Brennerautobahn sind zwei Männer ums Leben gekommen. Ein Kauferinger fuhr als Geisterfahrer in den Gegenverkehr und starb.

    8. Juni 2013: Ein Geisterfahrer stieß auf der Autobahn 5 frontal mit einem mit Schülern voll besetzten Reisebus zusammen. Der 32 Jahre alte Geisterfahrer kam bei dem nächtlichen Unfall nahe Weil am Rhein in Südbaden ums Leben

    4. Juni 2013: Ein Geisterfahrer kam am auf der B19 bei Burgberg (Allgäu) ums Leben. Er war mit einem Feuerwehrauto zusammengeprallt.

    29. April 2013: Ein 82-jähriger Geisterfahrer hat auf der A812 bei Böblingen (Baden-Württemberg) einen Unfall mit zwei Toten verursacht.

    23. März 2013: Ein 32-Jähriger Geisterfahrer verursachte auf der A3 nahe Regensburg einen Unfall, bei dem eine Frau getötet wurde.

    17. März 2013: Ein Geisterfahrer hat auf der Autobahn 3 in Niederbayern einen Unfall mit zwei Todesopfern verursacht.

    22. Februar 2013: Ein Geisterfahrer in Nordrhein-Westfalen starb bei einem Unfall auf der A 61. Er soll zuvor seine beiden Töchter getötet haben.

    11. Januar 2013: Ein Geisterfahrer verursachte auf der Autobahn 92 Deggendorf-München zwei schwere Verkehrsunfälle undkam dabei selbst ums Leben.

    10. Januar 2013: Eine Mutter geriet mit ihrem Pkw in den Gegenverkehr auf der B470 bei Adelsdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) . Ihr dreijähriger Sohn starb. Sie, ihre zwei Töchter und der Fahrer des anderen Pkws wurden schwer verletzt.

    1. Januar 2013: Die Geisterfahrt eines angetrunkenen Lastwagens auf der Autobahn 1 nahe dem niedersächsischen Stuhr hat an Neujahr zwei Menschen das Leben gekostet.

    30. Dezember 2012: Bei einem schweren Geisterfahrer-Unfall auf der A52 starben zwei Menschen. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Der Unfall passierte vor der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Hasse.

    29. November 2012: Ein Geisterfahrer (81) hat auf der A2 bei Herford einen schweren Unfall verursacht, bei dem er selbst ums Leben kam.

    18. November 2012: Ein Geisterfahrer verursacht auf der A5 bei Offenburg einen Unfall. Bei der Karambolage von vier Autos sterben sechs Menschen, darunter der Unfallverursacher.

    3. November 2012: Ein Sattelzug durchbricht auf der A6 bei Heilbronn die Mittelleitplanke und rast in den Gegenverkehr. Drei Kinder und ein Familienvater sind unter den vier Todesopfern.

    21. Oktober 2012: Ein 24-Jähriger fährt absichtlich auf der A 46 im Sauerland in die falsche Richtung. Er begeht Suizid und reißt bei einem schweren Unfall vier weitere Menschen mit in den Tod.

    2. Oktober 2012: Eine 31 Jahre alte nackte Geisterfahrerin prallt auf der Autobahn 73 bei Hirschaid (Landkreis Bamberg) frontal mit einem anderen Fahrzeug zusammen. Die Frau selbst, der Fahrer des anderen Autos und die beiden Töchter der Geisterfahrerin (vier und sieben Jahre alt) sterben.

    6. November 2011: Ein 82-jähriger Geisterfahrer aus dem Unterallgäu fährt auf der A96 mit seinem Auto auf der falschen Spur Richtung München. Er prallt frontal gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug. Der Geisterfahrer und eine 49-jährige Frau sterben an der Unfallstelle.

    5. November 2011: Ein 43-Jähriger wendet auf der A3 bei Idstein absichtlich. Er verursacht einen Unfall: Ein Mann stirbt, sechs Menschen werden verletzt. Der Geisterfahrer flüchtet zunächst, stellt sich dann aber der Polizei.

    8. August 2011: Eine Geisterfahrerin stößt auf der Bundesstraße 469 bei Großostheim (Landkreis Aschaffenburg) mit einem Auto zusammen und wird tödlich verletzt.

    24. Mai 2011: Ein 47-Jähriger biegt auf der A92 bei Neufahrn (Kreis Freising) auf die falsche Fahrbahn ab. Dort raste er frontal in einen Lastwagen. Beide Fahrer sterben noch am Unfallort.

    10. April 2011: Weil er sich umbringen wollte, prallt ein 35-jähriger Mann bei Pliezhausen (Baden-Württemberg) mit seinem Auto als Geisterfahrer gegen den Wagen einer Familie. Der Geisterfahrer verletzt sich, der 43-jährige Familienvater stirbt. Seine 40 Jahre alte Ehefrau und die elfjährige Tochter werden schwer verletzt.

    16. März 2011: Ein 79-jähriger Geisterfahrer verursacht zwei Unfälle. Er fährt bei Merklingen (Alb-Donau-Kreis) in falscher Richtung auf der A8. Bei dem ersten Unfall wird ein 42 Jahre alter Autofahrer schwer verletzt. Drei Kilometer weiter kracht der Falschfahrer er in ein zweites Auto, dessen 49 Jahre alter Fahrer schwer verletzt wird. Der Geisterfahrer stirbt noch an der Unfallstelle.

    Laut Anklage hat die Frau mit ihrem Wagen frontal auf entgegenkommende Fahrzeuge zugehalten. Drei Autos und drei Lastwagen entgingen mit knapper Not einem Zusammenstoß, ein Sattelschlepper kollidierte frontal mit dem Wagen der Angeklagten, der Fahrer erlitt ein Schleudertrauma. Sie sei nicht absichtlich in die falsche Richtung gefahren, sondern sei unkonzentriert gewesen, verteidigte sich die Sekretärin im Dienste der Münchner Stadtverwaltung.

    Geisterfahrerin aufgrund widriger Umstände?

    Nach ihrer Schilderung war sie in Gedanken bei der Trennung von ihrem Lebensgefährten und ihrer heftigen Auseinandersetzung mit dem Mann am Vortag, bei der sie Schläge bezogen habe. Außerdem stand eine Wohnungsbesichtigung an. "Ich brauchte die Wohnung unbedingt", sagte die Mutter von drei Kindern. "Ich war nicht in einem normalen Zustand."

    In falscher Richtung auf die Autobahn: Angeklagte habe sich nicht umbringen wollen

    Auf der regelmäßigen Fahrt von ihrem oberbayerischen Wohnort Haag zum Arbeitsplatz in München "kam es mir: ist das jetzt die Auffahrt oder haben die wieder was geändert?" Erst nach dem dritten oder vierten entgegenkommenden Wagen sei ihr klar geworden, dass sie auf der falschen Fahrbahn war. Ihr Ziel war nach ihren Worten, "runterzukommen von der Autobahn". Nein, sie habe sich nicht umbringen wollen, versicherte die Tochter einer Selbstmörderin. Sie habe Panik bekommen, "mich hat's richtig gerissen". Dann gab es "einen Riesenknall, ich hab gedacht, jetzt ist es aus".

    Geisterfahrerin: "Ich will nicht wieder in die Klapse"

    Die Angeklagte stieg nahezu unverletzt aus ihrem Wagen. "Nein, nein, keine Polizei, ich will nicht wieder in die Klapse", hörte der erste Helfer am Unfallort die 46-Jährige rufen. Lieber werfe sie sich vor ein Auto. Die sich heftig wehrende Frau wurde schließlich von der dpa/lby

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