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München: Amoklauf von München: Experten ergründen mögliches politisches Motiv

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Amoklauf von München: Experten ergründen mögliches politisches Motiv

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    Im Juli hatte ein Amokschütze am Olympia-Einkaufszentrum in München neun Menschen getötet und sich dann selbst erschossen. Als mögliches Motiv wird jetzt Rassismus gehandelt.
    Im Juli hatte ein Amokschütze am Olympia-Einkaufszentrum in München neun Menschen getötet und sich dann selbst erschossen. Als mögliches Motiv wird jetzt Rassismus gehandelt. Foto:  Karl-Josef Hildenbrand/Archiv (dpa)

    Als Reaktion auf immer mehr Hinweise auf ein politisches Motiv beim Amoklauf von München will nun auch die Stadt dem nachgehen. "Die Fachstelle für Demokratie organisiert im Herbst 2017 eine Expertenrunde", teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag auf eine Anfrage von Stadtrat Marian Offman (CSU) mit. Dieser hatte erklärt, die Motivation des Amokläufers und politische Hintergründe seien darzustellen. 

    Der Amokläufer hatte am 22. Juli 2016 am Olympia-Einkaufszentrum in München neun Menschen getötet und sich dann selbst erschossen. Die meisten seiner Todesopfer waren Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass das Motiv für den Amoklauf persönliche Kränkung durch Mobbing war. Neue Details nährten jüngst aber den Verdacht, dass der 18-jährige Täter auch aus einem rassistischen Motiv gehandelt haben könnte.

    Der Amoklauf von München - eine Chronologie

    Am Freitag, 22. Juli 2016, läuft ein 18-Jähriger am Olympia-Einkaufszentrum in München Amok. Die Chronologie der Ereignisse.

    17.52 Uhr: Der Alarm vom Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Norden der Stadt geht bei der Polizei ein. Die ersten Schüsse fallen bei einem Schnellrestaurant. Von diesem Zeitpunkt an sind überall in München Polizeisirenen zu hören.

    18.33 Uhr: Die Polizei bestätigt: Im OEZ hat es eine Schießerei gegeben. Ob Menschen verletzt oder getötet wurden, ist zunächst unklar. "Es ist wohl etwas Größeres", sagt eine Sprecherin.

    19.05 Uhr: Die Warnung der Polizei an die Bevölkerung geht über Twitter raus: "+++ACHTUNG+++ Meiden Sie die Umgebung um das #OEZ - Bleiben Sie in Ihren Wohnungen. Verlassen Sie die Straße!+++" Wenig später wird die Warnung ausgeweitet - vom OEZ auf alle öffentlichen Plätze. "Meiden Sie öffentliche Plätze in #München. Die Lage ist noch unübersichtlich."

    gegen 19.30 Uhr: Ein Internetvideo taucht auf. Es zeigt einen Menschen, der aus einem Fast-Food-Restaurant offensichtlich in München kommt und mit einer Handfeuerwaffe wahllos auf Menschen schießt. Die Quelle dieses Videos, das auf Twitter veröffentlicht wurde, ist zunächst unklar.

    19.33 Uhr: Nun gibt es auch in der Innenstadt einen Großeinsatz der Polizei. Es herrscht Panik zwischen Fußgängerzone und Karlsplatz (Stachus). Schwer bewaffnete Polizisten sind vor Ort. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist auf dem Weg in die Landeshauptstadt.

    19.41 Uhr: Gerüchte machen sich breit über angebliche weitere Schießereien. Die Polizei reagiert auf Twitter: "Gerüchte um eine #Schießerei in der City bekannt. Die Lage ist noch unklar! Bitte meidet öffentliche Plätze sowie U/S-Bahn" - Dann stellt die Polizei klar, dass es am Stachus in der Innenstadt einen Fehlalarm gegeben hat.

    19.42 Uhr: Der U-Bahn-Verkehr in der Innenstadt ist eingestellt.

    20.01 Uhr: Es fahren keine Trambahnen, U-Bahnen und Busse mehr. Der Nahverkehr ist auf Anweisung der Polizei eingestellt worden.

    20.10 Uhr: Der Hauptbahnhof wird evakuiert - wegen eines Polizeieinsatzes, teilt die Deutsche Bahn mit. Auch der Zugverkehr ist jetzt eingestellt.

    20.11 Uhr: Die Münchner Polizei geht davon aus, dass es am Olympia-Einkaufszentrum drei Attentäter gegeben hat. "Zeugen melden drei verschiedene Personen mit Schusswaffen", schreibt die Polizei auf Facebook. Zur Zahl der Opfer gibt es bis zu diesem Zeitpunkt keine Erkenntnisse.

    20.13 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) setzen ein Krisentreffen in der Staatskanzlei in München an.

    20.16 Uhr: Die Stadt München ruft den "Sonderfall" wegen einer "Amoklage" aus. Die Bürger werden über das Smartphone-Warnsystem Katwarn aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen.

    20.24 Uhr: Unruhe und teilweise Panik herrscht in der Stadt. Nach der Sperrung des Hauptbahnhofs flüchten Menschen über Bahngleise, wie Augenzeugen berichten.

    20.26 Uhr: Ärzte und Schwestern sind zu Münchner Krankenhäusern gerufen worden - zur Vorsorge. "Es wurde der Alarm Massenanfall Verletzte ausgelöst", sagt der Sprecher des Universitäts-Klinikums Großhadern.

    20.42 Uhr: Die Polizei spricht von einer "akuten Terrorlage" in München.

    20.44 Uhr: Drei Täter mit "Langwaffen" sind nach Polizeiangaben auf der Flucht.

    20.55 Uhr: Feuerwehr und Rettungskräfte in München sind mit einem Großaufgebot im Einsatz. "Alles, was verfügbar ist, ist im Einsatz", sagt ein Sprecher der Münchner Feuerwehr.

    21.16 Uhr: US-Präsident Barack Obama sagt Deutschland seine Unterstützung zu.

    21.23 Uhr: Die Polizei twittert: unbekannte Zahl von Verletzten und sechs Tote.

    21.32 Uhr: Nach den Tätern wird im gesamten Stadtgebiet und im Umland gefahndet. Gerüchte über den angeblichen Tod eines Täters kann ein Sprecher der Polizei zunächst nicht bestätigen.

    21.33 Uhr: Die Bundesregierung stellt sich auf eine Krisenlage wegen der tödlichen Attacken in München ein. Im Kanzleramt kommen Mitarbeiter zusammen, um die Geschehnisse in München zu verfolgen und Kontakt mit allen zuständigen Stellen zu halten.

    22.12 Uhr: Die Polizei hat Spezialeinheiten aus mehreren anderen Bundesländern angefordert, darunter die GSG9 der Bundespolizei.

    22.27 Uhr: Die Polizei meldet: "Die Zahl der Toten steigt auf 8."

    22.38 Uhr: Nach dem Fund einer weiteren Leiche - ein Mann - im näheren Umfeld des Münchner Olympia-Einkaufszentrums prüft die Polizei, ob es sich um einen Täter handeln könnte. Sie untersucht auch einen Rucksack, den er getragen hat - und der auf einem Video zu sehen ist.

    23.12 Uhr: Es ist klar, dass der Mann, der beim OEZ tot gefunden wurde, gewaltsam gestorben ist.

    23.32 Uhr: Die Polizei nennt die Zahl der Augenzeugen: rund 100. Sie werden von einem Kriseninterventionsteam betreut.

    1.05 Uhr: Die Zahl der Verletzten hat sich erhöht. Die Verletzungen reichen laut Polizei von leicht bis schwer.

    1.25 Uhr: Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren wieder, wie die Polizei twittert. 

    1.30 Uhr: Entwarnung für München: Die Polizei ist sich so gut wie sicher, dass es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter gehandelt hat. Der Mann habe sich selbst vermutlich getötet, teilen die Ermittler mit.

    1.39 Uhr: Die Polizei gibt eine neue Opferzahl bekannt. Nach dem Attentat in München ist die Zahl der Toten auf zehn gestiegen.

    2.24 Uhr: Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 18 Jahre alten Deutsch-Iraner, teilt die Polizei mit.

    2.26 Uhr: Am Freitagabend und in der Nacht gab es nach Angaben der Polizei 2300 Einsatzkräfte in München.

    Samstag, 23. Juli 2016, 8.30 Uhr: Die Polizei bestätigt, dass am frühen Morgen eine Wohnung im Stadtteil Maxvorstadt durchsucht wurde. Das mehrstöckige Wohnhaus wurde weiträumig abgesperrt, Ermittler trugen Kartons aus dem Haus. Laut Medienberichten soll es sich um die Wohnung handeln, in der der mutmaßliche Täter mit seinem Vater wohnte.

    12.00 Uhr: Die Tat sei ein "klassischer Amoklauf" gewesen, einen Terror-Bezug gebe es nicht, sagen die Ermittler bei einer zweiten Pressekonferenz am Mittag. Zudem gebe es Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 18-jährigen Täters.(Quelle: AZ)

    18-Jähriger schrieb von "ausländischen Untermenschen"

    Nach einer Stellungnahme des Innen- sowie des Justizministeriums in Bayern hatte er am Tag des Amoklaufs auf seinem Computer eine Datei erstellt mit dem Titel: "Ich werde jetzt jeden Deutschen Türken auslöschen egal wer". Zudem gaben die Ministerien Einblick in das "Manifest", das der 18-Jährige ein Jahr vor der Tat geschrieben hatte. Darin schreibt er von "ausländischen Untermenschen" mit meist "türkisch-balkanischen Wurzeln". dpa/lby

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