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München: Ärger um pompöse Feier zu Ehren von Franz Josef Strauß

München

Ärger um pompöse Feier zu Ehren von Franz Josef Strauß

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    Der Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß (l) im Gespräch mit CSU-Generalsekretär Edmund Stoiber am 29. September 1979.
    Der Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß (l) im Gespräch mit CSU-Generalsekretär Edmund Stoiber am 29. September 1979. Foto: Heinz Wieseler dpa

    Dass Horst Seehofer schmallippig wird, passiert selten. Mittwochabend war es mal wieder so weit. "Wir feiern unseren Franz Josef Strauß, das können wir", sagte Seehofer knapp. Der Trotz in seiner Stimme war unüberhörbar, der Ärger zu spüren. Die Opposition in Bayern boykottiert geschlossen den Festakt zum 100. Geburtstag des CSU-Übervaters am Freitag. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt nicht - obwohl sie sogar in München sein wird.

    Pompöse Strauß-Feier ist vielen zu viel

    Die besten Zitate von Franz Josef Strauß

    "Everybody's darling is everybody's Depp". So ließ sich Strauß über nach Aufmerksamkeit heischende Politiker aus.

    "Man muss einfach reden, aber kompliziert denken - nicht umgekehrt." So beschrieb Strauß seine Ansichten zu einer gelungenen Rede.

    "Es ist reizvoller, in Alaska eine Ananasfarm zu errichten, als Bundeskanzler zu werden." Das waren Strauß' Gedanken zu einer Kandidatur.

    "Wenn's schon kein Hirn haben, dann halten Sie's Maul wenigstens. Dieses dämliche Gequatsche eines politisierenden Beatles. Sie Pilzkopf!" Mit Zwischenrufern bei seinen Reden und Wahlkampfveranstaltungen ging Strauß nie zimperlich um.

    "Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder." Mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften hatte Strauß so seine Probleme.

    "Helmut Schmidt und ich kennen uns sehr gut. Wenn er mich anredet 'Alter Gauner' und ich sage 'Alter Lump', so ist das durchaus eine von gegenseitiger Wertschätzung und realistischer Kennzeichnung getragene Formulierung." Mit dem Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte Strauß stets ein gutes Verhältnis...

    "Der wird nie Kanzler werden. Der ist total unfähig; ihm fehlen alle charakterlichen, geistigen und politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles." ... mit Altkanzler Helmut Kohl dagegen weniger.

    "Solange die Liberalsozialisten an der Regierung sind, kann ich nur sagen: Eher legt sich ein Hund einen Salamivorrat an, als dass die eine einmal eingeführte Steuer wieder abschaffen." Spitzen gegen die rot-gelbe Koalition unter Helmut Schmidt ließ sich Strauß selten nehmen.

    "Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören - in ihre Löcher." Gegen Kommunisten und deren Sympathisanten wurde er noch deutlicher.

    "Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was er schreibt." Franz Josef Strauß war Herausgeber des "Bayernkurier". Chefredakteur Wilfried Scharnagl war da, wenn man Strauß' Zitat wörtlich nimmt, nur Beiwerk.

    "In Bayern gehen die Uhren anders. Wenn in Bayern die Uhren wirklich anders gehen, dann haben wir, soweit die Politik es vermag, diesen Beitrag zur geistigen Führung unseres Landes geleistet, damit in Bayern die Uhren richtig gehen und nicht nach Zeitgeist jeweils verschieden eingestellt werden." Und die Liebe zu seiner Heimat Bayern drückte Franz Josef Strauß oft auf seine sehr eigene Art aus.

    Der Rahmen für das Gedenken an den am 6. September 1915 geborenen Strauß ist pompös. In der Münchner Allerheiligen-Hofkirche findet zu Ehren von Strauß ein Festakt unter dem pathetischen Titel "Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts" statt, im Anschluss lädt Ministerpräsident Seehofer zum Staatsempfang in die Münchner Residenz, den einstigen Wohn- und Regierungssitz der bayerischen Könige.

    Das Franz Josef Strauß einem Monarchen gleich gefeiert werden soll, ist für viele zu viel. Strauß werde von der CSU "völlig unangemessen monumentalisiert", sagt SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. So scheinen auch andere zu denken, auch wenn es nicht jeder so klar ausspricht.

    Die Gästeliste der Hanns-Seidel-Stiftung für den Festakt liest sich entsprechend. Es stehen zwar 550 Namen auf der Liste, in der aktiven Politik endet die Prominenz aber bei CSU-Ministern aus Bund und Bayern. Kein führender

    Strauß hinterließ ein schweres Erbe

    Vermutlich liegt die Zurückhaltung an dem schweren Erbe, das der als CSU-Chef, bayerischer Ministerpräsident, Verteidigungs- und Bundesfinanzminister und 1980 knapp an der absoluten Mehrheit gescheiterte Unions-Kanzlerkandidat zu den prägenden Figuren der Bonner Republik zählende Strauß hinterlassen hat. Schon zu Lebzeiten sorgte er für Skandale, nach seinem Tod riss dies nicht ab. Zuletzt berichtete der "Spiegel" über angebliche schwarze Kassen bei dem CSU-Ehrenvorsitzenden.

    Dessen Büste steht aber weiter im Büro von Horst Seehofer in der bayerischen Staatskanzlei. Seehofer hat das Verhältnis der CSU zu Strauß und dessen Familie befriedet. Er zitiert nicht nur bei jeder Gelegenheit seinen Strauß, er hat auch dessen Tochter Monika Hohlmeier aus der politischen Versenkung geholt und 2009 zur Europaabgeordneten gemacht.

    Nach dem Tod von Strauß, der 1988 bei der Jagd zusammengebrochen und wenige Tage später gestorben war, hatten sich die drei Kinder Max, Franz Georg und Monika als Opfer der vielen Gegner ihres Vaters gesehen. Im "Münchner Merkur" klagten sie gerade erneut darüber. "Wir waren zum Abschuss freigegeben. Und die CSU hat kaum etwas gemacht", sagte

    Der Tiefpunkt kam 2004, als die bayerischen Finanzbehörden mit Wissen von Ministerpräsident Edmund Stoiber die Gruft von Franz Josef Strauß und dessen Frau Marianne wegen eines Offenbarungseids des damals psychisch kranken Strauß-Sohn Max pfändeten. Nach heftiger Kritik nahmen die Behörden die Pfändung zurück.

    Am Sonntag, dem eigentlichen Geburtstag, wird nun Seehofer an der Gruft eine Rede halten. Er zieht die Gedenktage ohne Wenn und Aber und mit allem Pomp durch - dass Strauß auch 27 Jahre nach seinem Tod für kräftigen politischen Ärger sorgt, dürften manche in der CSU nur als Beweis von dessen Stärke werten. Ralf Isermann/afp/AZ

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