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München: ADAC übersteht Skandale mit blauem Auge

München

ADAC übersteht Skandale mit blauem Auge

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    ARCHIV - Das Logo des ADAC ist am 25.02.2014 an der Zentrale in München (Bayern) zu sehen. Der ADAC lädt am 30.06.2014 zur Bilanz-Pk. Foto: Andreas Gebert/dpa ( +++(c) dpa - Bildfunk+++
    ARCHIV - Das Logo des ADAC ist am 25.02.2014 an der Zentrale in München (Bayern) zu sehen. Der ADAC lädt am 30.06.2014 zur Bilanz-Pk. Foto: Andreas Gebert/dpa ( +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: Andreas Gebert

    Der ADAC in der Krise - eine Chronologie

    13. Januar: Der ADAC gibt bekannt, dass die Leser der «Motorwelt» den VW Golf zum «Lieblingsauto der Deutschen» gewählt haben.

    14. Januar: Die «Süddeutsche Zeitung» berichtet von Manipulationen bei der Leserwahl. Der Verein weist das zurück.

    16. Januar: Bei der Preisverleihung spricht Geschäftsführer Karl Obermair von Unterstellungen.

    17. Januar: ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter gesteht laut Obermair die Fälschungen, der Verein behält das aber zunächst für sich.

    19. Januar: Nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» räumt der ADAC Manipulationen ein.

    21. Januar: ADAC-Präsident Peter Meyer lehnt einen Rücktritt ab.

    7. Februar: Deutsche Autokonzerne wollen ihre Preise zurückgeben, sollten sich neue Vorwürfe erhärten.

    10. Februar: ADAC-Präsident Meyer kommt einer Amtsenthebung zuvor und tritt zurück.

    14. Februar: Ein prominent besetzter Beirat soll den ADAC bei den Reformen beraten.

    17. Februar: Laut Gutachten wurde die Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen jahrelang manipuliert.

    25. Februar: Der Club verhandelt mit dem Geschäftsführer Karl Obermair über eine einvernehmliche Beendigung seiner Tätigkeit.

    9. März: Erneut gerät die Steuerpraxis des ADAC in die Schlagzeilen.

    4. April: Der ADAC trennt sich endgültig von seinem langjährigen Geschäftsführer Obermair.

    14. April: Interims-ADAC-Präsident August Markl soll bis zum Ende des Reformprozesses im Amt bleiben.

    10. Mai: Die Delegierten des ADAC billigen in Saarbrücken einmütig die Reformpläne der Führung.

    Die Skandale um gefälschte Rankings beim Autopreis "Gelber Engel" brachten den ADAC kräftig ins Schleudern. 320.000 Mitglieder kehrten dem Club seit Jahresbeginn den Rücken, so der ADAC bei seiner Präsentation der Bilanz 2013. Doch der Automobilclub bekam gerade noch einmal die Kurve. Denn den 320.000 Austritten stehen 370.000 Neuanmeldungen gegenüber. Rechnet man die etwa 65 000 Austritte aus anderen Gründen oder gestorbener Mitglieder dazu, ergibt das einen Gesamtverlust von rund 385.000, bei 370.000 Neukunden. Der ADAC hat die Skandale mit einem blauen Auge überstanden.

    ADAC soll umgestaltet werden

    Und daraus gelernt. Der Automobilclub will mit umfassenden Umbauten und Reformen aus seiner tiefen Krise kommen und zerstörtes Vertrauen zurückgewinnen. "Wir wollen und werden jene Schwächen und Defizite beheben, die sich bei uns in den vergangenen Jahren eingeschlichen haben", sagte Interimspräsident August Markl am Montag in München bei der Vorstellung der Bilanz für 2013. Die Analyse, was geändert werden solle, sei abgeschlossen - nun werde im Detail geklärt, wie diese Umbauten am Ende aussehen werden.

    Das ist der ADAC

    Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) wurde 1903 in Stuttgart gegründet.

    Bis 1911 hieß der ADAC noch Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung (DMV).

    Der ADAC hat über 18,6 Millionen Mitglieder.

    Er ist damit der zweitgrößte Automobilclub der Welt und der größte Europas.

    Der Hauptsitz des ADAC ist in München.

    Er hat 15 Tochtergesellschaften, z.B. die ADAC Luftrettung oder die ADAC Autoversicherung.

    Der Mitgliedsbeitrag für eine Person beträgt zwischen 49 und 84 Euro jährlich.

    Künftig wolle der Autoclub deutlicher zwischen dem Verein und den zugehörigen Unternehmen unterscheiden, die Mitglieder und die Dienstleistungen sollen wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Auch die Strukturen stehen auf dem Prüfstand. "Sie werden verstehen können, dass ich diesem intensiven Diskussionsprozess nicht vorgreifen kann", sagte Markl. Auf seiner Hauptversammlung im Mai in Saarbrücken hatte der ADAC die Weichen dazu gestellt, im Dezember sollen erste Beschlüsse gefasst werden.

    Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel"

    Der zweitgrößte Autofahrerclub der Welt war nach Bekanntwerden von massiven Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" im Januar tief in die Krise gerutscht. In den darauffolgenden Wochen wurden etliche Vorwürfe erhoben und Missstände aufgedeckt. Nach wie vor prüft das Münchner Registergericht den Status des ADAC als Verein. Präsident und Geschäftsführer verloren im Laufe der Affäre ihre Ämter. Der von der Hauptversammlung angestoßene Reformprozess soll spätestens 2015 abgeschlossen sein.

    Bilanz: Trotz Skandalen ein gutes Jahr 2013

    Insgesamt war 2013 für den ADAC ein ziemlich gutes Jahr. Der Club nahm Mitgliederbeiträge von 1,05 Milliarden Euro ein, rund 37 Prozent davon entfielen auf die 18 selbstständigen Regionalclubs. Etwa 270 Millionen Euro flossen in Hilfeleistungen wie die Pannenhilfe oder die Luftrettung. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn von 25 auf 4,6 Millionen Euro, vor allem wegen höherer Kosten für die Hilfeleistungen und gestiegener Steuerzahlungen.

    Unverändert bei rund 1,1 Milliarden Euro blieb das Eigenkapital, über das der ADAC verfügt. Das stattliche Vermögen brauche der Club, um die hohen Investitionen etwa in neue Hubschrauber oder Fahrzeuge stemmen zu können, die nicht aus den laufenden Einnahmen bezahlt werden sollen, sagte Finanzgeschäftsführer Thomas Kagermeier. Auch die Beiträge sollen nach der ersten Erhöhung seit 10 Jahren über eine ähnliche Periode stabil bleiben. "Daher braucht der ADAC e.V. ein solch solides Polster", sagte Kagermeier.

    Zum 31. Mai habe man insgesamt rund 18,93 Millionen Mitglieder gezählt. Damit verzeichnete der Club rund 15 000 Mitglieder weniger als noch im Dezember 2013. Die Lage habe sich inzwischen aber stabilisiert, hieß es. dpa

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