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München: 150. Geburtstag: Die Geschichte des Gärtnerplatztheaters

München

150. Geburtstag: Die Geschichte des Gärtnerplatztheaters

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    Das Staatstheater am Gärtnerplatz feiert sein 150-jähriges Bestehen.
    Das Staatstheater am Gärtnerplatz feiert sein 150-jähriges Bestehen. Foto: Peter Kneffel, dpa

    "Meiner Hauptstadt darf der Besitz eines würdigen Volkstheaters nicht länger vorenthalten bleiben." Dieser Satz von König Ludwig II. markiert die Geburtsstunde des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Kurz nach der Thronbesteigung des jungen Königs wurde das Theater eröffnet. Heute, 150 Jahre später, ist es immer noch das, was es damals sein sollte: ein Volkstheater. Stars wie Johannes Heesters und die Kessler-Zwillinge standen dort auf der Bühne.

    "Es ist ein aufregender Tag, weil man sich - noch mehr als sonst - einer Tradition bewusst wird", sagt der heutige Theaterintendant, Josef E. Köpplinger, der Deutschen Presse-Agentur zum runden Geburtstag seines Haues. "Wenn ein Mensch einen runden Geburtstag feiert, wird man sich manchmal der Vergänglichkeit bewusst. Beim Theater ist es umgekehrt: Je älter, desto unvergänglicher."

    Mehr als 25 Jahre ist es her, dass Köpplinger - damals vom heutigen Chefposten noch weit entfernt - das Theater zum ersten Mal besuchte. "Ich war 23 - im Jahr 88 oder 89 - und war von dieser Atmosphäre begeistert. Das ist das bayerische Volksopernhaus, in dem man Marktfrauen genau so getroffen hat wie die Herren Professoren."

    Hervorgegangen war das Theater einst aus einer Bürgerinitiative. In der konstituierenden Versammlung im Juli 1864 formulierte das vorbereitende Komitee die Ziele des Theaters, wie es in dem neuen Buch "Dem Volk zur Lust und zum Gedeihen" heißt. Das Deutsche Theatermuseum bringt das Buch in dieser Woche zum Jubiläum des Gärtnerplatztheaters auf den Markt.

    Und die Ziele lauteten demnach so: "Ein ächtes Volkstheater wird nicht unwürdig seinen Platz neben der großen Hofbühne einnehmen, nicht ankämpfend gegen dieselbe oder deren höher gezogene Grenzen berührend, aber mit ihr wetteifernd in dem Bestreben, das eigene kleine Bereich auszufüllen, redlich, würdig und ganz." Programmatisch klingt da das erste Stück, das am 4. November 1865 dort aufgeführt wurde: das allegorische Festspiel "Was wir wollen".

    Theater geriet in finanzielle Schwierigkeiten

    In den Jahren darauf geriet das als bürgerliches Pendant zu den Hoftheatern geplante Theater allerdings in finanzielle Schwierigkeiten. Die Zwangsversteigerung drohte, die von König Ludwig II. verhindert wurde, der das Haus 1872 zur dritten bayerischen Hofbühne machte. In den Folgejahren und -jahrzehnten wurde das Theater zur führenden Operetten-Bühne in Deutschland.

    Im Nationalsozialismus, in dessen Kulturpolitik die Operette eine Vorrangstellung einnahm, sollte sie im Gärtnerplatz-Spielplan noch stärker in den Vordergrund gestellt werden. Adolf Hitler, dem das Theater am Herzen lag, brachte die Verstaatlichung im Jahr 1937 auf den Weg - verließ die Eröffnungspremiere der "Fledermaus" aber in der Pause höchst empört.

    Der Münchner Gauleiter Adolf Wagner übermittelte dem Theater daraufhin an den Präferenzen des Führers orientierte "Änderungsvorschläge", wie Matthias Kaufmann in seiner Abhandlung "Wie ein jüdisches Kaufhaus - Über den Intendanten Fritz Fischer und seine Revueästhetik unterm Hakenkreuz" im neuen Gärtnerplatz-Buch schreibt. Einer der Vorschläge: "Ich persönlich empfinde es als besonders schlecht, daß das Ballett schwarze Höschen trägt. Ich glaube, daß weiße Spitzenhöschen besser wären."

    Zur schillernden Figur wurde in dieser Zeit Theaterintendant Fritz Fischer, über den die Münchner Zeitung "tz" laut neuem Buch des Theatermuseums nach seinem Tod im Jahr 1985 schrieb: "Er ließ Nackte vorm Gauleiter tanzen" und: "Unerhört für die Zeit, daß er nackte Stars aus riesigen Sektgläsern steigen ließ. Daß solches auch die NS-Prominenz vom Gauleiter Wagner bis zum "Führer" genoß, das wurde ihm nach dem Krieg zum Verhängnis." In seine Amtszeit fiel nach Angaben auf der Theater-Homepage auch ein Besuch des Ensembles im Konzentrationslager Dachau.

    Auch wenn das Theater heute noch ein offizielles Staatstheater ist - die volksnahen Ziele aus seinem Gründungsjahr könnten auch heute noch der Leitsatz für die vom "Operettenkönig" Köpplinger geführte Bühne sein, der seine Intendanz programmatischerweise mit einem sehr humorvollen, ironischen und knallbunten "Weißen Rössl" eröffnete.

    Viel Geld habe sein Haus zwar nicht zur Verfügung, Neid auf die reiche bayerische Staatsoper gebe es aber nicht, sagt Köpplinger. "Es ist selbstverständlich, dass die Bayerische Staatsoper eines der elitärsten Opernhäuser der Welt ist. Ich kann nicht das Gärtnerplatztheater leiten und eigentlich die Staatsoper leiten wollen." Von Britta Schultejans, dpa

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