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Müller-Brot: Pächter sollen mit Rabatten besänftigt werden

Müller-Brot

Pächter sollen mit Rabatten besänftigt werden

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    Die insolvente Großbäckerei Müller-Brot versucht die Pächter ihrer Filialen mit finanziellen Zugeständnissen bei der Stange zu halten.
    Die insolvente Großbäckerei Müller-Brot versucht die Pächter ihrer Filialen mit finanziellen Zugeständnissen bei der Stange zu halten. Foto: dpa

    Die insolvente Großbäckerei Müller-Brot versucht die Pächter ihrer Filialen mit finanziellen Zugeständnissen bei der Stange zu halten. Dazu sollen satte Rabatte gewährt werden. So erhalten die Pächter auf die Bezugspreise für die von der insolventen

    Mitte März will Müller-Brot wieder selbst Brot backen

    Insolvenzverwalter Hubert Ampferl sagte am Montag: "Das Maßnahmenpaket senkt für den gesamten Zeitraum bis zum Ende des vorläufigen Insolvenzverfahrens Ende März die Kosten der Pächter erheblich." Derzeit backen andere Betriebe für Müller-Brot. Mitte März will das Unternehmen wieder selber Semmeln, Brezn und Brot backen.

    Die Produktion in der Fabrik ruht seit vier Wochen, nachdem Mäusekot und Ungeziefer in Backzutaten und Maschinen trotz wiederholter Reinigungsarbeiten nicht auszumerzen waren. Vor eineinhalb Wochen meldete das Unternehmen in Neufahrn bei Freising Insolvenz an. Die Staatsanwaltschaft Landshut führt Vorermittlungen wegen Seit Mai 2011 ermittelt die Behörde wegen Verstößen gegen Lebensmittelgesetze gegen Müller-Brot.

    Schmerzhafte Einbußen seit Beginn des Hygieneskandals

    Insolvenzverwalter Ampferl traf sich am Freitagabend mit den Pächtern der Filialen. Viele von ihnen haben ihre Kautionen - teils Eurobeträge im fünfstelligen Bereich - verloren. "Die Maßnahmen sollen den Pächtern helfen, die durch den aktuellen Hygieneskandal erlittenen Verluste infolge der Umsatzeinbußen zumindest teilweise auszugleichen", teilte Ampferl mit.

    Fast alle Pächter hätten das Angebot bereits angenommen. Zu dem Maßnahmenpaket gehört auch, dass ihnen entweder die Pachtgebühr in voller Höhe erlassen wird oder sie die Raum- und Betriebskostenpauschale nicht mehr bezahlen müssen. "Die Pächter haben seit Beginn des Hygieneskandals äußerst schmerzhafte Umsatzeinbußen erleiden müssen", begründete Ampferl sein Vorgehen.

    "Dieses Paket leistet nun einen wichtigen Beitrag, damit die Pächter die aktuelle Durststrecke überstehen können." Nur wenn das Filialnetz erhalten bleibt, habe Müller-Brot eine Überlebenschance. Mit dem Maßnahmenpaket gehe er hart an die Grenze des finanziell Möglichen, ergänzte Ampferl. Mit der Stützung des Filialnetzes werde jedoch ein wesentlicher Vermögenswert von Müller-Brot erhalten.

    Reinigunsgarbeiten bei Müller-Brot sind "in vollem Gange"

    Hygiene-Mängel: So werden Lebensmittel überwacht

    Die staatliche Lebensmittelüberwachung soll sicherstellen, dass Lebensmittelhersteller die Vorgaben auch einhalten und Verstöße unterbinden.

    In Bayern überwachen die Landratsämter und Städte laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelüberwachung rund 200.000 Betriebe.

    Betriebskontrollen würden grundsätzlich ohne Vorankündigung durchgeführt.

    Wie oft und wie genau die Kontrolleure prüfen, hängt vom Risiko ab: Wer leicht verderbliche oder Babynahrung anbietet oder schon negativ aufgefallen ist, wird häufiger unter die Lupe genommen.

    Dazu kommen Überwachungsprogramme der EU und des Bundes, saisonal wechselnde Schwerpunkte und Kontrollen nach Verbraucherbeschwerden.

    Die Kontrolleure besichtigen Betriebe, nehmen Proben und prüfen die Unterlagen.

    Bei fahrlässigen Verstößen gibt es eine Verwarnung oder Geldbußen, bei schweren Fällen drohen Geldstrafen, Haft und Betriebsschließung.

    Das Unternehmen kann auch zum Rückruf eines Produkts und zur öffentlichen Warnung in den Medien verpflichtet werden.

    Von den 64 054 Lebensmittelproben, die das Landesamt im Jahr 2010 untersuchte, waren 7085 oder 11 Prozent beanstandet worden - davon 309 wegen gesundheitlicher Risiken.

    Dabei ging es in 217 Fällen um Fleisch.

    Währenddessen sind die Reinigungs- und Reparaturarbeiten in der verschmutzten Brotfabrik nach Angaben des Insolvenzverwalters "in vollem Gange". An die zehn Unternehmen und rund 50 Mitarbeiter von Müller-Brot seien damit beschäftigt, die Mängel zu beseitigen, um die Freigabe der Produktion zu erreichen. "Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, soll kurzfristig ein neuer Prüfungstermin anberaumt werden." Er plane, die Produktion Mitte März wieder aufzunehmen, teilte Ampferl mit.

    Während die Reinigungsarbeiten weitergehen, erheben die Grünen schwere Vorwürfe gegen die bayerische Staatsregierung. Die bayerischen Behörden hätten bei allen Lebensmittelskandalen der vergangenen Jahre die Bürger "nicht oder zu spät informiert", sagte Grünen-Landtagsfraktionschefin Margarete Bause am Montag in München. "Das System hat Methode." Auch im Fall Müller-Brot hätten die Behörden ihre gesetzlichen Spielräume zur Information der Bürger nicht genutzt und stattdessen die Interessen des Unternehmens obenan gestellt.

    Als Indiz für den Vorwurf übergroßer Nähe von Behörden und Firmen dienen den Grünen unter anderem die Pressemitteilungen von Heinrich Traublinger -  Chef der bayerischen Bäckerinnung, ehemaliger CSU-Landtagsabgeordneter und Inhaber einer Kettenbäckerei. Verbraucherminister Marcel Huber (CSU) zeichne sich durch eine "besondere Sensibilität" für die Probleme in den Betrieben aus, hatte Traublinger den Minister nach seinem Antrittsbesuch bei Huber Ende Januar gelobt. "Hier haben wir ganz offensichtlich ein offenes Ohr für die Einflüsterungen der Lobby und ein geschlossenes Ohr für die Interessen der Verbraucher", kritisierte Bause.

    Anfraqen an Landratsämter gestartet

    Die Grünen starten nach dem Hygiene-Skandal bei Müller-Brot nun eine Anfrageserie bei den Landratsämtern, um herauszufinden, welche Ergebnisse die Lebensmittelkontrollen bei den 14 größten bayerischen Kettenbäckereien in den vergangenen Jahren hatten. Als Munition für ihre Kritik dienen den Grünen die alljährlichen  Berichte des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. "Die Kontrolldichte ist sehr gering - nur ein bis zwei Prozent der Betriebe im Jahr", sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Anne Franke. Bei den wenigen Bäckereien, die kontrolliert würden, sei aber die Quote der Beanstandungen mit bis zu zehn Prozent sehr hoch.

    Die Grünen werfen der CSU/FDP-Staatsregierung außerdem vor, die Hygienekennzeichnung von Lebensmittelbetrieben verhindert zu haben. "Unsere Anträge wurden immer abgelehnt. Das ist halt Verbraucherschutz auf bayerisch", sagte Franke. Bei Müller-Brot hatten die Behörden die Bürger Ende Januar über die Hygienemängel informiert, nachdem es zwei Jahre lang immer wieder Beanstandungen gab. dpa

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