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Mordfall Franziska: Die Festnahme von Stefan B.: "Man hatte den Eindruck, er fand’s lustig"

Mordfall Franziska

Die Festnahme von Stefan B.: "Man hatte den Eindruck, er fand’s lustig"

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    Stefan B. beim Betreten des Gerichtssaals. Er soll bei seiner Festnahme seltsam ungerührt gewesen sein.
    Stefan B. beim Betreten des Gerichtssaals. Er soll bei seiner Festnahme seltsam ungerührt gewesen sein. Foto: Barbara Würmseher

    Nummer 146 der Asservatenliste im Mordfall Franziska liegt auf dem Richtertisch im großen Sitzungssaal des Landgerichts Ingolstadt. Es ist die flauschige, petrolfarbene Kapuzenjacke, die die Zwölfjährige an ihrem Todestag getragen hat. Sie hatte sie angezogen, als sie nach Nassenfels zum Skaterplatz aufgebrochen war, um dort mit ihren Freundinnen Fotos zu schießen und Videos mit dem Handy zu drehen. Vielleicht war die Jacke ein besonderes Lieblingsstück von Franziska. Jetzt aber ist der kräftige Blauton des Oberteils von zahlreichen rostfarbenen Flecken durchsetzt. Es ist getränkt mit Franziskas Blut.

    Das Auto von Stefan B. gibt Einblicke in dessen Leben

    Am fünften Verhandlungstag vor der Großen Kammer des Ingolstädter Landgerichts geht es weiter darum, Spuren des Mordtags wie Puzzleteile zusammenzutragen, die am Ende ein stimmiges Bild ergeben sollen. Dazu gehört auch der Ast, den die Polizei in Stefan B’s. Auto unter dem Beifahrersitz gefunden hat. Er weist rötliche Flecken auf. Ob es sich dabei um Blut handelt, ob es – wenn ja – Franziskas Blut ist, ob damit das Mordwerkzeug feststeht, kommt am Montag nicht zur Sprache.

    Das Auto des Angeklagten gibt Einblicke in dessen Leben. Am Weißenburger Kennzeichen hatte er manipuliert, es hatte einen falschen Zulassungsstempel, denn Stefan B. konnte sich längst kein Auto mehr leisten, hatte auch längst keinen Führerschein mehr. Gefahren ist er trotzdem. Im Innen- und im Kofferraum fanden die Beamten, wie sie schildern, ein heilloses Durcheinander an verschiedenen Gegenständen: Kassenzettel, Bierdeckel, eine schwarze Mütze, zwei blutverschmierte, zusammengeknüllte T-Shirts und schließlich den Kaufvertrag für den türkisfarbenen Toyota.

    Stefan B. hatte ihn erst drei Wochen vor der Tat für 250 Euro aus dritter Hand erworben. Der 27-Jährige sollte der letzte Besitzer des Wagens sein, der jetzt beschlagnahmt und bei der Bereitschaftspolizei in Eichstätt untergestellt ist.

    Stefan B. war der Polizei bekannt

    Hinter diesem Auto waren am Abend des 16. Februar 2014 nahezu alle verfügbaren Polizisten aus Neuburg, Eichstätt und Ingolstadt her. Etliche, die eigentlich frei hatten, wurden zur Verstärkung geholt. Vier Streifenwagen der Polizeiinspektionen Neuburg, Rain, Donauwörth sowie der Kripo Ingolstadt stellten den gesuchten Fahrer mit seinem Wagen schließlich nach einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd nahe

    Nachdem sich die Anzeichen auf das Täterfahrzeug verdichtet hatten – Zeugen hatten es am Skaterplatz beobachtet, während Franziska dort mit ihren Freundinnen war – war für die Polizei sehr schnell klar, mit wem sie es da zu tun hatte. Denn Stefan B. ist seit Jahren hinlänglich bekannt: Sexualdelikte, Tankstellenbetrügereien, Schwarzfahren... Diesmal aber ging es um Mord und ein Mörder durfte nicht entkommen.

    Nachdem er mit 120 Stundenkilometern durch das Dorf Auchsesheim bei Donauwörth gerast war, gab Stefan B. auf. Er stoppte seinen Toyota am Ortsausgang, stieg mit erhobenen Händen aus und ließ sich widerstandslos festnehmen. „Dabei hat er gelächelt. Man hatte den Eindruck, er fand’s recht lustig“, schildert am Montag ein Beamter aus Neuburg.

    Der Angeklagte soll seltsam ungerührt gewesen sein

    Überhaupt wiederholt sich in etlichen Zeugenaussagen der Eindruck einer seltsamen Ungerührtheit des Angeklagten. „Geredet hat er nichts, es gab keine auffällige Gemütsverfassung, er war nicht nervös und erweckte den Eindruck, als ob er in irgendeiner Weise stolz sei“, so lauten die Aussagen.

    Auch der Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer, der Stefan B. noch in der Nacht seiner Festnahme körperlich kurz untersucht hat, gibt einen ähnlichen Eindruck wieder: "Er war in sich gekehrt, gefasst und hat aber mit Blick auf einen Polizisten zweimal unvermittelt gegrinst. Das ist nichts, was man in dieser Situation erwartet."

    Die Verhandlung wird am Mittwoch um 9 Uhr fortgesetzt.

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