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"Mister Aschermittwoch": Stoiber übernimmt in Passau die Abteilung Attacke

"Mister Aschermittwoch"

Stoiber übernimmt in Passau die Abteilung Attacke

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    Edmund Stoiber wird am Aschermittwoch in Passau sprechen.
    Edmund Stoiber wird am Aschermittwoch in Passau sprechen. Foto: dpa

    Die Passauer Dreiländerhalle wird beben - wenn er kommt: Fünf Jahre nach seinem Sturz soll Edmund Stoiber dort am Politischen Aschermittwoch vor mehreren tausend CSU-Anhängern wieder als Redner ans Mikrofon. Weil sich Horst Seehofer wegen seiner neuen Rolle als Interims-Bundespräsident verbal zurückhalten will, soll Stoiber als zweiter Redner engagiert werden - und die "Aufgabe Attacke" übernehmen, wie ein CSU-Spitzenmann sagt.

    In der Parteispitze diskutiert wird das bei einer Sitzung des CSU-Präsidiums am Samstagnachmittag. Zwar war schon seit dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff und der kommissarischen Übernahme der Amtsgeschäfte durch Seehofer am Freitag überlegt worden, wie man in Passau mit dieser neuen Situation umgehen soll. Doch erst nach der Präsidiumssitzung präsentiert Seehofer den Namen Stoiber.

    Stoiber am Aschermittwoch in Passau

    Starke Sprüche von Edmund Stoiber

    «Wenn ich über die steuer- und erbrechtliche Anerkennung von homosexuellen Paaren diskutiere, kann ich gleich über Teufelsanbetung diskutieren.» (Stoiber über die Gleichstellung von Homosexuellen in einem dpa-Gespräch am 8. August 1991)

    «Liberalität heißt doch nicht, für alles offen zu sein und alles zu tolerieren! Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht!» (Aus einer Rede zum Politischen Aschermittwoch in Passau, 8. März 2000)

    «Ich will noch kein Glas Champagner öffnen.» (Am Abend der - knapp verlorenen - Bundestagswahl, 22. September 2002. Erst später wurde die Niederlage Stoibers deutlich.)

    «Ich akzeptiere nicht, dass erneut der Osten bestimmt, wer in Deutschland Kanzler wird. Es darf nicht sein, dass die Frustrierten über das Schicksal Deutschlands bestimmen.» (Bundestagswahlkampf in Argenbühl, 4. August 2005. Der zweite Satz bezog sich laut Stoiber auf die «politischen Versager» Gregor Gysi und Oskar Lafontaine.)

    «Wenn es überall so wäre wie in Bayern, hätten wir überhaupt keine Probleme. Nur, meine Damen und Herren, wir haben leider nicht überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern.» (Bei einem Wahlkampftermin in Schwandorf am 10. August 2005)

    «Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.» (Im Bundestagswahlkampf 2005)

    «Die CSU steht wie ein Mann und wie eine Frau hinter Ihnen!» (Zu Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel am 2. September 2005)

    «Es tut mir leid, dass ich mit meiner Entscheidung unsere Partei und Sie alle hier in eine schwierige Lage gebracht habe. [...] Ich leide selbst außerordentlich, ich leide wie ein Hund.» (Zum Verzicht auf ein Berliner Ministeramt am 14. November 2005)

    «... nur noch kaputte Familien. Außer den Simpsons gibt es keine normale Familie mehr im TV.» (Im Mai 2006 beim Empfang von ehrenamtlichen Kirchenmitarbeitern)

    «Edmund, der Dickschädel - das ist für mich eine Ehrenauszeichnung zur Verfolgung der bayerischen Interessen.» (Über die Verhandlungen zur Gesundheitsreform am 14. Oktober 2006)

    «Wir haben einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bär, dem Schadbär und dem Problembär. Und es ist ganz klar, dass dieser Bär ein Problembär ist.» (Über den Braunbären Bruno, der 2006 die Wälder an der bayerisch- österreichischen Grenze unsicher machte)

    Allerdings hatte Seehofer bis dahin noch gar nicht mit Stoiber selbst darüber geredet. Sollte der einstige Aschermittwochs-Matador ablehnen, wäre das ein Betriebsunfall. Stoiber redete immer gern - und stundenlang - in Passau. Nicht alle seine Passauer Auftritte waren Triumphe, manchmal war das Publikum am Ende einer Stoiber-Rede fast genauso erschöpft wie der Matador.

    "Mich ärgert's jetzt ein bisschen, dass mir das nicht gleich eingefallen ist, dass man zum Jubiläum jemanden auftreten lässt, der praktisch mit dem Aschermittwoch so verbunden ist wie kein zweiter nach Franz Josef Strauß", sagt Seehofer - es ist dieses Jahr der 60. Politische Aschermittwoch der CSU. Hinzu komme, dass er sich in dem Amt, das er kommissarisch ausübe, zurückhalten müsse, erklärt der CSU-Vorsitzende. "Ich habe jetzt Zurückhaltung zu üben, und deshalb muss ich vieles, vieles weglassen, was ich vorbereitet hatte."

    Deswegen wird der CSU-Aschermittwoch heuer zweigeteilt: Seehofer soll die Leistungen der CSU darstellen und anschließend Stoiber zum Angriff auf SPD, Grüne und sonstige Gegner der CSU blasen - ganz wie früher, als er leidenschaftlich "Avanti Dilettanti" und andere Schmähungen über Rot-Grün ins Mikrofon schrie. Seehofer umschreibt das vorausschauend so: Er selbst wolle mehr als Ministerpräsident sprechen - und Stoiber "als der Mister Aschermittwoch sozusagen".

    Mister Aschermittwoch oder das blonde Fallbeil

    Die anderen Parteien, die sich an dem Tag ebenfalls in bayerischen Städten zum Aschermittwoch treffen, dürften darüber nicht allzu begeistert sein - wissen sie doch, dass Stoibers wahrscheinliches Comeback als Aschermittwochs-Redner der CSU zu größerer Aufmerksamkeit verhelfen wird.

    Und dabei versammelt sich an dem Tag fast alles im Freistaat, was in der Bundespolitik Rang und Namen hat: Bei der SPD in Vilshofen, der FDP in Dingolfing und den Grünen in Landshut treten die Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel, Philipp Rösler und Claudia Roth auf, bei der Linken Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi. Beachtung finden dürften zudem die Freien Wähler und die Piratenpartei.

    Die Blicke richten sich dabei vor allem auf die SPD: Erstmals seit Jahren erwarten die Sozialdemokraten selbst mehrere tausend Zuhörer. Sie lassen in diesem Jahr eigens ein großes Festzelt in Vilshofen aufstellen - weil das Traditionslokal "Wolferstetter Keller" zu klein ist. Auch deshalb, weil dort neben Gabriel auch Landtags-Spitzenkandidat Christian Ude auftritt - zum ersten Mal.

    Seehofer will sich als Interims-Bundespräsident zurückhalten

    Spannung ist also auch dort garantiert - auch wenn Ude im Vorfeld sagte, er setze "auf jeden Fall nicht auf den Holzhammer". "Das Florett ist mir lieber", sagte der Münchner OB, fügte dann aber hinzu, den Degen empfinde er schon "als eine durchaus auch legitime Waffengattung". Er wolle eine Rede halten, die sozialdemokratisches Selbstbewusstsein zum Ausdruck bringe, betonte er.

    Bei der Opposition dürfte die Wulff-Affäre sämtliche Reden beherrschen. Stoiber wurde schon vergangenes Jahr in Passau gefeiert, nur weil Seehofer ihn kurz auf die Bühne holte. Nun wird der Jubel aller Voraussicht nach noch größer sein. Seehofer räumt ein: "Natürlich werden Sie mindestens mit einer Zeile die Überlegung anstellen: Das waren noch Zeiten." Er habe damit aber keine Probleme. dpa/AZ

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